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Aus den Ländern
Dosierte Kritik aus Schleswig-Holstein
Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein
Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen erinnerte an die ABDA-Mitgliederversammlung im Dezember 2018. Damals sei die überwiegende Mehrheit der Versammlungsmitglieder zu dem Schluss gekommen, dass es Gesundheitsminister Spahn tatsächlich um eine Stärkung der Vor-Ort-Apotheken geht, „allerdings unter Berücksichtigung des politisch Machbaren“. Doch für Christiansen ist „das Modell Honorar pro Packung mit einem Verfalldatum versehen“. Pharmazeutische Dienstleistungen seien ein erster Schritt auf dem Weg zu anderen Honorierungsmöglichkeiten. Allerdings würden sie noch für lange Zeit nicht ausreichen, das Packungshonorar zu ersetzen. Daher sei weiter anzustreben das Packungshonorar zu erhöhen.
Christiansen erklärte außerdem, ausländische Versender würden derzeit bis zu 30 Euro Bonus pro Rezept gewähren. Wenn die Apotheker Spahns Gesetz ablehnen, bleibe dieser „Wild-West-Zustand“ bestehen. Darum sollten die Apotheker mit Spahn im Gespräch bleiben, mahnte Christiansen und stellte zugleich klar: „Wir sind uns mit Spahn nicht einig, sondern haben Änderungs- und Ergänzungsbedarf an seinem Gesetzentwurf angemeldet. Spahn muss unsere Bedenken ernst nehmen.“ – Der jüngste Entwurf für das Apotheken-Stärkungsgesetz war zum Zeitpunkt der Kammerversammlung jedoch noch nicht bekannt.
Kritik an Gleichpreisigkeits-Hardlinern
Zum Titel der Apotheker Zeitung Nr. 25 „Die ABDA vor der Zerreißprobe“ erklärte Christiansen, diese Zerreißprobe werde sich daran entzünden, ob die Apotheker die Maßnahmen zur Gleichpreisigkeit als ausreichend ansehen. Für den Minister sei das Ziel erreicht, wenn sie für die GKV gilt und damit 90 Prozent des Marktes „befriedet“ seien. „Die Hardliner in der ABDA verlangen aber 100-prozentige Gleichpreisigkeit und sind dafür auch bereit, alles aufs Spiel zu setzen“, erklärte Christiansen. Dabei müsse klar sein, dass die jetzt möglichen Gesetze nur für eine gewisse Zeit helfen würden. In dieser Zeit müsse mit Hochdruck an einem neuen Honorarmodell gearbeitet werden. Zur Kritik an der ABDA forderte Christiansen, die unterschiedlichen Positionen intern auszutauschen, aber nach außen mit einer Stimme zu sprechen.
Goldene Ehrennadel für Andrea Suhr
Im Rahmen der Sitzung der Kammerversammlung wurde Andrea Suhr für ihre ehrenamtliche Arbeit mit der goldenen Ehrennadel der Apothekerkammer Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Suhr war von 1997 bis 2018 Mitglied der Kammerversammlung und seit 1999 Vorstandsmitglied. Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen dankte Suhr für Ihre Arbeit in der Kammer und sagte bei der Ehrung, sie gehöre zu den Menschen, die ohne „Wenn und Aber“ ganz selbstverständlich da seien. Suhr habe die Ausdauer und Verlässlichkeit, die im Ehrenamt so wichtig seien. Ihre Beiträge und Anregungen seien immer problem- und lösungsorientiert gewesen.
Honorierung für Versorgungsleistungen
Ihre Kritik am Entwurf für das Apotheken-Stärkungsgesetz, wie er zu diesem Zeitpunkt bekannt war, formulierte die Kammerversammlung in einer Resolution (siehe Kasten). In der Diskussion ging es auch um Möglichkeiten nach einem solchen Gesetz. Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, schlug dazu vor, Versorgungsziele zu definieren. Daran könne der gesellschaftliche Nutzen der Apotheken gezeigt und daraus eine künftige Honorierung abgeleitet werden (siehe AZ 26, Seite 8). Außerdem schlug Froese vor, die Hälfte der für Dienstleistungen vorgesehenen 150 Millionen Euro in den Aufbau einer neuen „digitalen Zwischenschicht“ zu investieren, die Know-how für die Apotheken liefern solle. Kammervizepräsident Volker Thode fasste es so zusammen: „Die Zukunft liegt in einer Versorgungsvergütung für eine patientengerechte Versorgung.“
Resolution der Kammerversammlung der AK Schleswig-Holstein vom 19. Juni 2019
Die Apothekerschaft des Landes Schleswig-Holstein fordert den Gesetzgeber auf, endlich eindeutige, nachhaltige und verlässliche Rahmenbedingungen für die gewünschte Rolle der Apotheken in der Arzneimittelversorgung zu schaffen.
Die immerwährende Diskussion über neue Geschäftsmodelle, das zögerliche Umgehen mit klaren Umgehungsgeschäften, verbunden mit der überbordenden Bürokratie, stößt bereits jetzt die nächste Generation ab. Diese muss schließlich das große finanzielle und unternehmerische Risiko der Selbstständigkeit wagen, um das flächendeckende Netz aus Vor-Ort-Apotheken auch weiterhin zur Verfügung zu stellen.
Neues aus der Kammerarbeit
Ein weiteres Thema in Christiansens Bericht zur Kammerversammlung war der intensivierte Gedankenaustausch mit der Fachschaft Pharmazie an der Universität Kiel. Auf Vorschlag von Prof. Dr. Peifer sei außerdem ein Pharmaziepreis für Abiturienten mit besonderen naturwissenschaftlichen Leistungen geplant, um sie auf das Fach aufmerksam zu machen. Eine weitere Neuerung bei der Kammer seien Fortbildungen mit Webinaren, die bereits gut genutzt würden. Außerdem werde an möglichen Änderungen für das Notdienstprogramm gearbeitet. Denn durch die sinkende Apothekendichte steige die Notdienstbelastung für einige Apotheken zu sehr und der Abstand zwischen geringster und größter Belastung werde zu groß. Zur praktischen Umsetzung des Securpharm-Systems erklärte Christiansen: „Ich hätte nicht gedacht, dass ein so komplexer Vorgang wie die Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln noch um ein Vielfaches komplexer und damit in meinen Augen nicht unbedingt sicherer gestaltet werden kann.“ Er wisse nicht, ob dies zur Arzneimittelsicherheit beitrage, in manchen Momenten haben er zumindest bei der AMTS den gegenteiligen Eindruck. Doch auch das Land Schleswig-Holstein drücke bei der Digitalisierung „enorm aufs Gaspedal“. Noch in diesem Jahr solle ein Modellprojekt beginnen.
Renten und Anwartschaften erhöht
Dr. Stefan Zerres, Geschäftsführer des Versorgungswerkes der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, berichtete über eine erfreuliche Entwicklung der Kapitalerträge im Geschäftsjahr 2018. Daraufhin beschloss die Kammerversammlung, die Anwartschaften und die Renten um jeweils ein Prozent zu erhöhen. Außerdem wurde die Weiterbildungsordnung an neue Vorgaben der Bundesapothekerkammer angepasst. |
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