Arzneimittel und Therapie

Thomapyrin Nummer drei ist da

Ibuprofen plus Coffein als neue Option in der Selbstmedikation

Verlangten Kunden bislang nach Thomapyrin®, dachte man sofort an die Kombination Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol plus Coffein. Doch die Thomapyrin®-Familie hat Zuwachs bekommen: „Tension Duo“ enthält als Analgetikum Ibuprofen.

Seit Kurzem ist die neue Fixkombi­nation aus 400 mg Ibuprofen und 100 mg Coffein in zwei Packungsgrößen (sechs und zwölf Filmtabletten) in den Apotheken rezeptfrei verfügbar. Im Gegensatz zu den Thomapyrin®-Präparaten „Classic“ und „Intensiv“ (250 mg ASS/200 mg bzw. 250 mg Paracetamol/50 mg Coffein) ist die doppelte Menge an Coffein enthalten. Bei allen Präparaten beträgt die Tageshöchstdosis an Coffein 300 mg. Das neue Kombinationspräparat eignet sich zur Behandlung akuter, mäßig starker Schmerzen wie beispielsweise Kopfschmerzen vom Spannungstyp, Schmerzen aufgrund von Schulter-Nacken-Verspannungen, Zahnschmerzen oder Regelschmerzen. Die Wirkstoffkombination wurde nach der Zustimmung des Bundesrates zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) Ende September 2018 aus der Verschreibungspflicht entlassen. Als rezeptpflichtiges Präparat war die Kombination allerdings nie im Handel. Die Zulassung des neuen Arzneimittels beruht auf den positiven Daten einer doppelblinden, prospektiven Phase-III-Studie. Behandelt wurden 562 Patienten im Alter von 18 bis 55 Jahren (Durchschnittsalter 19,5 Jahre) [1], die aufgrund von Weisheitszahnextraktionen an akuten Schmerzen litten. Die mittlere Schmerzintensität lag bei 7,7 auf einer Skala von 1 bis 10. Im Vergleich zur Monotherapie mit 400 mg Ibuprofen trat die analgetische Wirkung unter der Fixkombination 39 Minuten schneller ein (1,13 h vs. 1,78 h, p = 0,0001). Zudem wurde über einen Zeitraum von acht Stunden eine um 30% stärkere Schmerzlinderung erzielt. Der Schmerzmittelbedarf war in der Kombinationsgruppe geringer: Der Anteil der Probanden, die bereits sechs bis acht Stunden nach der ersten Analgetika-Dosis eine weitere Tablette ihrer Studienmedikation oder ein anderes Schmerzmittel als Rescue-Medikament (ein bis zwei Tabletten 500 bis 1000 mg Paracetamol oder ein bis zwei Tabletten 500 mg Paracetamol plus 5 mg Hydrocodon) verlangten, lag in der Ibuprofen-Gruppe bei 32,5%, unter der Fixkombination bei 16%.

Dosierungsempfehlung

Alle sechs bis acht Stunden kann eine Tablette Thomapyrin® Tension Duo mit einem Glas Wasser eingenommen werden, höchstens drei Tabletten am Tag. Die maximale Einnahmedauer beträgt drei Tage.

Foto: Sanofi

Coffein als Co-Analgetikum

Bereits frühere Studien [2, 3] hatten für verschiedene Wirkstoffe gezeigt, dass ein Zusatz von Coffein die schmerzlindernde Wirkung des jeweiligen Analgetikums verstärken kann. In einem 2014 erschienenen Cochrane Review [2] war die Kombination aus Ibuprofen (100 bis 400 mg) und Coffein (50 bis 200 mg) in sechs Studien mit insgesamt rund 700 Teilnehmern der Monotherapie mit Ibuprofen überlegen (Risikoverhältnis [RR] 1,52; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,25 bis 1,84). Schwerwiegende unerwünschte Wirkungen waren in diesen Studien nicht beobachtet worden. Der genaue Mechanismus, über den Coffein als Co-Analgetikum wirkt, ist noch nicht vollständig geklärt. Dies liegt unter anderem darin begründet, dass Coffein als Antagonist an verschiedenen Adenosin-Rezeptoren angreift und der Effekt dosisabhängig ist. Vermutlich spielen mehrere Faktoren eine Rolle. So verbessert Coffein wahrscheinlich die Absorption, unter anderem durch eine Erhöhung des gastralen Blutflusses. Es verzögert außerdem die Metabolisierung des Analgetikums durch Reduktion des hepatischen Blutflusses. Coffein fördert wahrscheinlich auch die zentrale Schmerzhemmung und beeinflusst die psychische Schmerzverarbeitung positiv.

Geringe Nebenwirkungsrate

In der Zulassungsstudie traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse und keine Therapieabbrüche auf. Beobachtete Nebenwirkungen – sowohl unter Ibuprofen 400 mg als auch unter der Kombination mit Coffein – waren hauptsächlich Übelkeit, Erbrechen, aphthöse Stomatitis, alveoläre Osteitis, unspezifischer Schwindel, Kopfschmerz und Schlaf­losigkeit. Insgesamt traten unerwünschte Ereignisse, die auf die Studienmedikation zurückgeführt wurden, unter der Fixkombination bei elf Patienten auf (3,9%), in der Ibuprofen-Gruppe bei zwei Patienten (0,7%). |

Quelle

[1] Weiser T et al. Efficacy and safety of a fixed-dose combination of ibuprofen and caffeine in the management of moderate to severe dental pain after third molar extraction. Eur J Pain 2018;22(1):28-38

[2] Derry CJ et al. Caffeine as an analgesic adjuvant for acute pain in adults. Cochrane Database Syst Rev 2014;(12):CD009281

[3] Lipton et al. Caffeine in the management of patients with headache. J Headache Pain 2017;18(1):107

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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