Pharmazeutische Dienstleistungen

Unverzichtbar durch den Wandel

Ein Gastkommentar von Olaf Rose zu der Etablierung pharmazeutischer Dienstleistungen

Foto: privat

Dr. Olaf Rose, Münster

Der Eintritt von Dienstleistungen in die Pharmazie eröffnet neue Horizonte für die berufliche Entwicklung, die sich aktuell noch gar nicht erschließen. Natürlich schürt diese Ungewissheit auch viele Ängste.

In jeder Apotheke werden immer schon viele herausragende und unverzichtbare Leistungen für die Patienten erbracht. Es werden Probleme erkannt und gelöst, oft genug wird Schlimmeres verhindert. Dennoch ist die Zukunft mit schwindender Rendite und der drohenden Online-Konkurrenz bekanntlich alles andere als rosig. Als Heilberufler und Einzelunternehmer sind wir diesem Kampf naturgemäß nicht gewachsen, wir müssen uns neu positionieren.

Die Erstellung und das Update eines Medikationsplans sind mit ein bisschen gutem Willen von jedem Pharmazeuten zu erbringen und werden ­anderswo bereits honoriert.

Der Ausweg drängt sich geradezu auf: die Nutzbarmachung der spezifischen pharmazeutischen Fachkompetenz als Alleinstellungsmerkmal, das man dem Apotheker schwerlich streitig machen kann. Dieser Wandel beschränkt sich nicht auf leere Worthülsen, er muss erlebbar und sichtbar gemacht werden. Dazu bedarf es freilich der Abgrenzung und Aufwertung der „Services“.

Die Erstellung und das Update eines Medikationsplans sind mit ein bisschen gutem Willen von jedem Pharmazeuten zu erbringen und werden anderswo bereits honoriert. Patientenschulungen und -Begleitungen sind bitter nötig, Diabetesberater, Parkinson- und Herzinsuffizienz-Nurses tun als Dienstleister nichts anderes. Mit 3,5 Millionen Patientenkontakten pro Tag gibt es in Deutschland keinen besseren Platz für Screening- und Präventionsmaßnahmen als die Apotheke. Dass bei gesicherter Diagnose auch in Notfällen Hilfe ­geleistet werden kann und muss, wird an jedem Freitagnachmittag und Samstag zigfach illegal bewiesen: man hilft einem bedürftigen Patienten durch die Abgabe einiger Tabletten über das Wochenende, um folgenschwere Therapiepausen zu vermeiden. Diese Dienstleistung nennt sich Rezeptausstellung. Impfungen, die leitliniengerechte und schnelle Versorgung von Patienten mit gesicherter Diagnose (z. B. unkomplizierten Harnwegsinfektionen), die Optimierung und Anpassung kardiovaskulärer Therapieregimes, Medikationsanalysen: Überall werden bereits auf vielfältige Weise pharmazeutische Dienstleistungen zur Verbesserung des Gesundheitssystems angeboten. Die Entlastung der überforderten Pflege drängt sich geradezu auf, allein das Stellen in Blister oder Dosetten durch Apotheken würde neben einer Qualitätsverbesserung eine massive und bitter nötige Entlastung bedeuten, und selbstverständlich als eigenständige Dienstleistung kenntlich gemacht werden müssen.

Auch wenn der Topf für die neue Vergütung noch mager ist, so legen wir mit den Dienstleistungen doch ein erstes Fundament für eine neue Zukunft der Pharmazie.

Nicht jeder muss alles können, man kann Schwerpunkte setzen, die seinen Voraussetzungen und den Gegebenheiten entsprechen. Jeder Baustein trägt zur Verbesserung der Gesamtversorgung bei. Verbunden mit diesem Schritt vom Dispensierer zum Dienstleister ist auch ein positiver Imagewandel. Je weiter man sich den Patientenbedürfnissen nähert, umso mehr wird man allerdings mit therapeutischen Fragestellungen konfrontiert. Eine solide Ausbildung in Pharmakotherapie hilft dabei enorm, sie ist das Rüstzeug des neuen Pharmazeuten.

Nicht jeder muss alles können, man kann Schwerpunkte setzen, die seinen Voraussetzungen und den Gegebenheiten entsprechen. Jeder Baustein trägt zur Verbesserung der Gesamtversorgung bei.

Auch wenn der Topf für die neue Vergütung noch mager ist, so legen wir mit den Dienstleistungen doch ein erstes Fundament für eine neue Zukunft der Pharmazie. Die Rahmenbedingungen werden geschaffen. So, wie jetzt in Großbritannien 14 Milliarden Euro für Dienstleistungen ­bereitgestellt wurden, so hat sich auch in jedem anderen Land der ­Apotheker durch den Wandel hin zu Dienstleistungen dauerhaft un­verzichtbar gemacht. Nutzen wir die neuen Chancen! |

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