Deutscher Apothekertag

Klimapolitik: Großhandelstouren im Visier?

eda/bro | Millionen von Menschen demonstrierten am vergangenen Freitag rund um die Welt für den Klimaschutz.

Zeitgleich tagte in Berlin das sogenannte Klimakabinett, um über politische Maßnahmen zu beratschlagen. Der Straßenverkehr ist in Deutschland für knapp 20 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Jedes Jahr legen die pharmazeutischen Großhändler Millionen von Kilometern zurück, damit die Apotheken zeitnah mit den benötigten Arzneimitteln versorgt werden können. Wie passt das mit einer nachhaltigen Klimapolitik zusammen?

DAZ.online hat Interviews mit Gehe-Chef Dr. Peter Schreiner und CDU-Politiker ­Michael Hennrich geführt. Schreiner betont, dass es dem Großhandel in erster Linie darum gehe, dass „bundesweit alle Patientinnen und Patienten ihre Arzneimittel erhalten, wann und wo sie sie benötigen“. Durchschnittlich drei Mal pro Tag beliefert die Gehe ihre Kunden im Bundesgebiet. Auf Fahrzeuge mit nicht-fossilen Brennstoffen zu setzen, ist für die Großhändler jedoch aktuell kein Thema. „Leider ist die Technik noch nicht so ausgereift, dass sie für die speziellen Anforderungen für uns als vollversorgender pharmazeutischer Großhändler geeignet wären, insbesondere mit Blick auf die Reichweite“, so Schreiner. Dabei geht es nicht nur um das Zurücklegen von weiten Strecken, sondern auch um die besonderen gesetzlichen Anforderungen wie die Kühlung, die energieintensiv sind, zu erfüllen. Auf die Frage, wie er es finden würde, wenn Großhandelstouren aus Gründen des Klimaschutzes zukünftig begrenzt werden würden, weist Schreiner auf den Gesetzgeber: „Ob Großhandelstouren gesetzlich beschränkt werden sollten, ist eine Frage, die die Politik beantworten muss.“ Obwohl es für den Gesundheitsbereich gewisse Ausnahmen geben muss, macht CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich im Gespräch deutlich, haben „Apotheken und Großhändler keine grundsätzliche Freikarte beim Klimaschutz“. Akzeptieren will Hennrich es nicht, dass es Apotheken gebe, die bis zu sechs Mal am Tag angefahren werden: „Wenn Apotheken einmal morgens und einmal abends beliefert werden, könnte das aus meiner Sicht reichen.“ Gesetzlich soll das jedoch nicht reguliert werden. Vielmehr hält er ein Anreizsystem für zielführender. „Für Apotheker, die ­Bestellungen bündeln und seltener bestellen, könnte es vom Großhandel ja Vergünstigungen geben oder eine Art Zertifikat für die ‚klimafreundliche ­Apotheke‘, für das es auch Vergünstigungen gibt“, so ­Hennrich.

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