Arzneimittel und Therapie

Bei Osteoporose einfach mal Pause machen?

Unterbrechung der Therapie kann negative Folgen haben

Die optimale Behandlungsdauer mit Bisphosphonaten bei Osteoporose ist nicht bekannt. Oft wird die Therapie irgendwann abgesetzt oder unterbrochen. Ob dadurch das Frakturrisiko erhöht wird, untersuchten Wissenschaftler eines internationalen Osteoporose-Projekts.

Bisphosphonate sind aus der Osteoporose-Therapie kaum wegzudenken. Sie zählen zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln und gelten generell als sicher und gut verträglich. Berichte über das Risiko möglicher Kiefernekrosen (s. auch DAZ 2019, Nr. 24, S. 34) und atypischer Femurfrakturen unter Langzeittherapie führen jedoch zur Verunsicherung vieler Patienten und damit zu suboptimaler Adhärenz. Diese Langzeitrisiken sind auch der Grund für die gängige Praxis der so­genannten „drug holidays“, also einer Therapiepause von etwa ein bis zwei Jahren nach einer Bisphosphonat­Behandlung von drei bis fünf Jahren.

Ob tatsächlich alle Patienten von einer solchen Therapieunterbrechung profitieren, ist unklar. Ziel einer aktuellen Übersichtsarbeit war es, die Evidenz­lage diesbezüglich zu analysieren [1]. Zusätzlich wurde untersucht, welche Folgen ein Abbruch der Therapie mit dem ebenfalls zur Behandlung der Osteoporose eingesetzten monoklonalen Antikörper Denosumab haben kann.

Basis des Reviews waren 38 randomisierte kontrollierte Studien (RCT) zur postmenopausalen Osteoporose­Behandlung mit Bisphosphonaten (Alendronat, Risedronat, Ibandronat, Zoledronat) und Denosumab. Bei den meisten handelte es sich um placebokontrollierte Verlängerungsstudien.

Das Risiko für Knochenbrüche war bei Patienten, die die Therapie mit Bisphosphonaten unterbrachen, um 20 bis 40% erhöht. Im Hinblick auf Wirbelbrüche zeigte sich ein bis zu zweifach erhöhtes Frakturrisiko. Die Inzidenz von multiplen Wirbelbrüchen beim Absetzen von Denosumab lag bei 5% in der Gruppe der Hochrisikopatienten.

Neben den bereits bekannten Parametern wie geringe Knochendichte oder Knochenbrüche in der Vorgeschichte, die zur Indikationsstellung dienen, konnten keine weiteren Risikofaktoren für Knochenbrüche bei Therapieabbruch identifiziert werden.

Foto: Fokussiert – stock.adobe.com

„Drug holidays“ sind bei einer Bisphosphonat-Therapie gängige Praxis.

Ein Zusammenhang zwischen der Langzeitgabe von Bisphosphonaten und der Inzidenz schwerwiegender Nebenwirkungen konnte nur für atypische Oberschenkelbrüche hergestellt werden, nicht für Kiefernekrosen. Beide Nebenwirkungen traten insgesamt selten auf.

Die Autoren der Übersichtsarbeit plädieren für eine individuelle am Frakturrisiko orientierte Evaluation. Für Patien­ten, die eine geringe Knochendichte mit einem T-Score von -2,5 oder darunter haben, Frakturen in der Vorgeschichte aufweisen, älter sind oder durch mangelnde Compliance auffallen, wird ein Abbruch der Bisphosphonat-Therapie nicht empfohlen. Zudem sollten Patienten über die unterschiedlichen Wirkweisen von Bisphosphonaten und Denosumab aufgeklärt werden.

Weitere Studien erforderlich

Nachdem sich die Aussagen der Autoren in erster Linie auf Subgruppenanalysen von Verlängerungsstudien stützen, können im besten Fall Trends abgeleitet werden. Weitere Studien sind notwendig, um Algorithmen zur Entscheidungsfindung, ob die Langzeittherapie mit Bisphosphonaten pausiert werden soll oder nicht, entwickeln zu können. Der Abbruch einer Denosumab-Therapie und die damit verbundenen multiplen Wirbelbrüche sollten angesichts der vermehrt auftretenden Berichte in diesem Zusammenhang unabhängig betrachtet werden [2]. |

Literatur

[1] Dennison EM et al. Fracture risk following intermission of osteoporosis therapy. Osteoporos Int 2019;30(9):1733-1743

[2] arznei-telegramm. kurz und bündig. Multiple Wirbelfrakturen nach Absetzen von Denosumab (Prolia®) – EMA lehnt Warnhinweis ab. a-t 2017;48:93; verfügbar unter www.arznei-telegramm.de

Apothekerin Christine Hahnenkamp

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