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Arzneimittel und Therapie
Esketamin schützt Depressive vor Rückfall
Auch bei Langzeitanwendung effektiv
Die Wirkung von Esketamin setzt rasch, das heißt bereits nach wenigen Tagen, ein. Wie es um die langfristige Wirksamkeit bestellt ist, war Gegenstand einer von Hersteller Janssen finanzierten randomisierten Doppelblindstudie. Für die Phase-III-Studie waren Patienten mit prospektiv bestätigter therapieresistenter Depression ausgewählt worden. Aus diesem Patientenpool nahmen 455 Patienten an der Optimierungsphase der Studie teil, in der sie zusätzlich zu einem täglich verabreichten oralen Antidepressivum (Duloxetin, Escitalopram, Sertralin oder Venlafaxin retard) zweimal pro Woche Esketamin in einer Dosis von 56 oder 84 mg erhielten.
Rückfallrisiko halbiert
Nach 16 Wochen war bei 297 Patienten entweder eine Remission oder ein stabiles Ansprechen zu verzeichnen. In der sich anschließenden Erhaltungsphase wurde 176 Patienten mit Remission randomisiert entweder Esketamin plus ein orales Antidepressivum oder ein Placebo-Spray plus Antidepressivum verabreicht. Einen Rückfall erlitten 24 Patienten (26,7%) in der Esketamin-Gruppe, unter Placebo waren es 39 (45,3%). Bei den 121 Patienten, die unter 16-wöchiger Behandlung mit Esketamin eine deutliche Besserung ihrer depressiven Symptome erreicht hatten, kam es bei 16 Probanden (25,8%) in der Gruppe mit Esketamin plus Antidepressivum zu einem Rückfall und bei 34 (57,6%) in der Gruppe mit Placebo plus Antidepressivum.
Damit reduzierte die Kombination Esketamin plus Antidepressivum im Fall einer Remission das Rückfallrisiko im Vergleich mit Placebo signifikant um 51% (Hazard ratio [HR] 0,49; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,29 bis 0,84), bei stabilem Ansprechen um 70% (HR 0,30; 95%-KI 0,16 bis 0,55).
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren Geschmacksstörungen, Schwindel, Dissoziation, Somnolenz und Verwirrtheit.
Zum Weiterlesen
Bei einer therapieresistenten Depression handelt es sich um eine schwere depressive Episode, bei der mindestens zwei Therapieversuche mit verschiedenen Antidepressiva erfolglos verliefen. Der Bedarf an neuen Therapieoptionen ist hoch. In der Akutbehandlung therapieresistenter und suizidgefährdeter depressiver Patienten wird Ketamin bereits seit einigen Jahren off-label eingesetzt. Nach bisherigen Erkenntnissen wirkt das S-Enantiomer Esketamin im Gehirn hauptsächlich als Antagonist an NMDA-(N-Methyl-D-Aspartat)-Rezeptoren, die zu den Glutamat-Rezeptoren gehören. Mehr über den Einsatz von Esketamin als Antidepressivum erfahren Sie in der DAZ 2018, Nr. 29, S. 32.
Die Autoren schlussfolgern aus den Ergebnissen, dass im Falle eines Ansprechens auf Esketamin eine Fortführung der Behandlung sinnvoll erscheint. Nachdem der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA in seiner Oktober-Sitzung eine positive Zulassungsempfehlung abgegeben hat, rückt eine Markteinführung des Esketamin-Nasensprays in Deutschland in greifbare Nähe – vorausgesetzt, die europäische Kommission folgt den Empfehlungen der EMA. |
Literatur
Daly EA et al. Efficacy and safety of intranasal esketamine adjunctive to oral antidepressant therapy in treatment-resistant depression. JAMA Psychiatry 2018;75(2):139-148
Daly EJ et al. Efficacy of esketamine nasal spray plus oral antidepressant treatment for relapse prevention in patients with treatment-resistant depression. A randomized clinical trial. JAMA Psychiatry 2019; doi:10.1001/jamapsychiatry.2019.1189
European Medicines Agency (EMA). Opinion on Spravato (esketamine). 17. Oktober 2019; www.ema.europa.eu
Spravato™ (esketamine). Prescribing Information (05/2019)
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