Arzneimittel und Therapie

Süßes gibt der Leber Saures

Wie Fructose den hepatischen Stoffwechsel beeinflusst

Lange Zeit galt Fett alleine als Hauptursache von metabolischem Syndrom, Fettleber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mittlerweile ist klar, dass auch Zucker eine bedeutende Rolle spielt. Vor allem Fructose beeinflusst den Fettstoffwechsel auf negative Art und Weise.

Fructose genießt bei Verbrauchern als „natürlicher“ Zucker aus Früchten einen guten Ruf. Der Einfachzucker wird vielen Süßgetränken und Süßigkeiten in Form von prozessiertem Fructose-Maissirup zugesetzt. Schon seit einiger Zeit ist bekannt, dass Fructose im Vergleich zu Glucose die Fettsäuresynthese in der Leber stärker induziert. Eine gesteigerte Fettsäuresynthese geht im Normalfall mit einem verminderten Fettsäureabbau einher. Die Vermutung, dass Fructose auch den Fettsäurestoffwechsel im Körper hemmt, liegt somit nahe. Beobachtungen an Probanden bestätigten diese Vermutung: Der Konsum von Fructose-haltigen Süßgetränken führt zu einer verminderten postprandialen Fettsäureoxidation verglichen mit kalorisch äquivalenten Glucose-gesüßten Getränken. Die mechanistische Er­klärung für diesen Effekt fehlte bislang. Forscher des Joslin Diabetes ­Center in Boston haben nun Licht ins Dunkel gebracht.

Foto: Victor Moussa – stock.adobe.com

Gegenteilige Effekte: Fructose begünstigt eine Verfettung der Leber, Glucose ­erhöht die hepatische Fettsäureoxidation.

Dazu wurden Mäuse in unterschied­liche Ernährungsgruppen eingeteilt. Über zehn Wochen wurden sie entweder normal oder besonders fettreich ernährt und bekamen entweder Wasser oder Wasser mit 30% Glucose bzw. 30% Fructose zu trinken. Anschließend wurden die Mäuse auf unterschiedliche Marker, wie die am Fettabbau beteiligten Enzyme, untersucht.

Die Ergebnisse zeigten, dass die hepatische Fettsäureoxidation – also der Abbau des Fettes – bei Mäusen, die hochkalorische Nahrung sowie Fructose-haltiges Wasser bekamen, tatsächlich stark vermindert war. Dies beruht mechanistisch auf zwei Effekten: Einerseits wird durch die Stoffwechselprodukte der Fructose die Expression bestimmter Gene vermindert, die eine Schlüsselrolle bei der Fettsäureoxidation übernehmen. Andererseits werden bestimmte mitochondriale Proteine der Leber transkriptionell und posttranslational modifiziert, was wiederum zu einer verminderten Funktion sowie zu einer Verkleinerung der Mitochondrien führt. Interessanterweise zeigte Glu­cose eine gegenteilige Wirkung: Bei hochkalorischer Ernährung mit Glucose-haltigem Wasser war bei den Mäusen die Effizienz der Fettmetabolisierung verglichen mit alleiniger hoch­kalorischer Nahrung sogar gesteigert.

Die Bostoner Forscher haben die Hoffnung, dass ihre Erkenntnisse zur Entwicklung eines neuen Arzneistoffes beitragen könnten, der den Fructose-Metabolismus hemmt und somit präventiv der Fettlebererkrankung ent­gegenwirken kann. Zunächst sind jedoch weitere Studien notwendig, die die Zusammenhänge bestätigen. |

Literatur

Softic S et al. Dietary Sugars Alter Hepatic Fatty Acid Oxidation via Transcriptional and Post-translational Modifications of Mitochondrial Proteins. Cell Metab 2019;30(4):735-753

Apothekerin Leonie Naßwetter

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.