Arzneimittel und Therapie

Licht und Schatten von Dapagliflozin

Bessere glykämische Kontrolle bei Typ-1-Diabetes, aber erhöhtes Ketoazidose-Risiko

Mit Dapagliflozin könnte das erste orale Antidiabetikum zur Add-on-Therapie bei Diabetes mellitus Typ 1 zugelassen werden. Die entsprechende Empfehlung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) liegt vor und wurde zur Entscheidung an die Europäische Kommission weitergeleitet. Eine Studie, die das Potenzial dieser Therapie untermauert, ist die Depict-1-Studie, die erste Langzeitstudie in dieser Indikation.

Nicht alle Typ-1-Diabetiker können mit gängigen Insulinregimen zufriedenstellend therapiert werden, und es besteht der Bedarf nach zusätzlichen Therapien, die weder das Hypoglyk­ämierisiko noch das Körpergewicht erhöhen. Derzeit besitzt kein orales Antidiabetikum die Zulassung zur Add-on-Therapie bei Vorliegen eines Typ-1-Diabetes. Studien mit dem selektiven SGLT-2-Inhibitor Dapagliflozin konnten jedoch den Nutzen einer aus Insulin und Dapagliflozin bestehenden Kombinationstherapie bei Typ-1-Diabetikern zeigen. Eine dieser Studien ist die Depict(Dapagliflozin Evaluation in Patients With Inadequately Controlled Type 1 Diabetes)-1-Studie, für die nun die Daten einer einjährigen Therapie vorliegen.

In der dreiarmigen, randomisierten und placebokontrollierten Phase-III-Studie wurden Wirksamkeits- und Sicherheitsparameter einer zusätzlichen Einnahme von Dapagliflozin bei schwer einzustellenden insulinpflichtigen Typ-1-Diabetikern untersucht. Zu der Insulintherapie erhielten die Probanden einmal täglich 5 mg bzw. 10 mg Dapagliflozin oder ein Placebo. Nach 52 Wochen konnten die Daten von 708 Patienten (85% der Probanden) ausgewertet werden. In den Verum-Gruppen wurde eine Abnahme des HbA1c-Wertes und des Körpergewichts verzeichnet. Der HbA1c-Wert fiel in der 5-mg-Gruppe um 0,33%, in der 10-mg-Gruppe um 0,36% (jeweils im Vergleich zur Placebo-Gruppe). Das Körpergewicht sank in der 5-mg-Gruppe um 2,95% und um 4,54% in der 10-mg-Gruppe. Hypoglykämien traten in den drei Gruppen ungefähr gleich häufig auf; Unterschiede zeigten sich hingegen bei der Häufigkeit diabetischer Ketoazidosen. Diese traten bei 4% der Probanden der 5-mg-Gruppe, bei 3,4% der Probanden der 10-mg-Gruppe und bei 1,9% unter Placebo auf.

Cave Fournier-Syndrom

Foto: Waler – stock.adobe.com

SGLT-2-Inhibitoren wie Dapagliflozin (Forxiga®) sind zur Therapie des Typ-2-Diabetes zugelassen. Vor Kurzem wurde vor einer schwerwiegenden Komplikation unter einer solchen Therapie gewarnt, der Fournier-Gangrän. Es handelt sich dabei um eine schwere bakterielle Infektion der Haut und Unterhaut im Genitalbereich. Sie ist durch eine rasche und massive Nekrose gekennzeichnet und potenziell lebensgefährlich. Es gelten folgende Empfehlungen:

  • Patienten sollen sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben, wenn sie starke Schmerzen, Druckschmerzen, Erytheme oder Schwellungen im Genitalbereich oder im Bereich des Perineums wahrnehmen, und diese mit Fieber oder Unwohlsein einhergehen.
  • Bei Verdacht auf eine Fournier-Gangrän ist die Therapie mit SGLT2-lnhibitoren abzusetzen und unverzüglich die Behandlung einzuleiten (einschließlich der Anwendung von Antibiotika und Wunddébridement).

Problem Ketoazidose

Bereits 2015 wurde von der FDA und der EU-Kommission auf das Risiko einer diabetischen Ketoazidose unter der Einnahme von SGLT-2-Inhibitoren hingewiesen. Als Mechanismen werden Änderungen des Gleichgewichts von Insulin und Glucagon durch den Verlust von Glucose über den Urin sowie weitere Effekte der SGLT-2-Inhibitoren auf die Bauchspeicheldrüse und die renale Ausscheidung von Ketonkörpern diskutiert. Da eine Ketoazidose normalerweise nur bei sehr hohen Blutzuckerwerten auftritt, unter der Therapie mit SGLT-2-Inhibitoren jedoch auch bei nur mäßig erhöhten Blutzuckerwerten vorkommen kann, ist ihre Diagnose erschwert. Mögliche unspezifische Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Anorexie, Bauchschmerzen, starker Durst, Schwierigkeiten beim Atmen, Verwirrtheit, ungewöhnliche Müdigkeit oder Schläfrigkeit. Besteht der Verdacht auf eine diabetische Ketoazidose, ist der SGLT-2-Inhibitor sofort abzusetzen.

In künftigen Studien mit Dapagliflozin soll dem Risiko einer diabetischen Ketoazidose ein besonderes Augenmerk geschenkt werden. |

Quelle

Dandona P et al. Efficacy and Safety of Dapagliflozin in Patients With Inadequately Controlled Type 1 Diabetes: The DEPICT-1 52-Week Study. .Diabetes Care 2018 Dec;41(12):2552-2559.

www.clincaltrials.gov. NCT02268214 (Abruf am 6.2.2019).

https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Gremien/RoutinesitzungPar63AMG/77Sitzung/pkt-3-1-1.pdf?__blob=publicationFile&v=2 (Abruf am 6.2.2019).

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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