Wirtschaft

Weniger Apotheken – mehr Umsatz

ABDA präsentiert die Apothekenwirtschaftsdaten für 2019 / Apothekenzahl sinkt im ersten Quartal 2020 unter 19.000

tmb | Wegen der Pandemie hat die ABDA die Wirtschaftsdaten der Apotheken für 2019 nicht schon wie üblich im April oder Mai, sondern erst am 4. Juni bei einer Video-Pressekonferenz zum Tag der Apotheke präsentiert. Die Daten zeigen, dass sich die bestehenden Trends fortgesetzt haben: Die Zahl der Apotheken sank und der Umsatz der Durchschnittsapotheke stieg.

Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin für Wirtschaft, berichtete, dass die Apothekenzahl seit 2014 sogar beschleunigt zurückgehe. Im Jahr 2019 habe sich der Trend zur Filialisierung wieder verstärkt. Bei den Filialen habe es 2019 weniger Schließungen und mehr Übernahmen gegeben. Im Berichtsjahr sank die Gesamtzahl der Apotheken von 19.423 auf 19.075, die Zahl der Filialen stieg von 4541 auf 4602. Im ersten Quartal 2020 sei die Zahl der Apotheken sogar unter 19.000 gesunken. Am Ende des ersten Quartals bestanden 18.987 Apotheken. Trotz der sinkenden Apothekenzahl hat die Zahl der Beschäftigten in Apotheken weiter zugenommen, sie stieg im Jahr 2019 auf 160.588 (Vorjahr: 159.141). Davon seien etwa die Hälfte Teilzeit­beschäftigte – und diese hätten wesentlich die Mehrarbeit in der Corona-Krise geschultert. Diese sehr flexible Reaktion spreche für die Leistungsfähigkeit dezentraler Strukturen, folgerte Korf.

Foto: ABDA

Geschäftsführerin Claudia Korf „Die öffentliche Apotheke lebt von Rx-Arzneimitteln.“

Immer mehr Rx-Arzneimittel

Außerdem betonte Korf den immer weiter steigenden Anteil der Rx-Arzneimittel. Im Jahr 2019 betrug ihr Anteil am Absatz 55,3 Prozent und am Umsatz sogar 81,7 Prozent. „Die öffentliche Apotheke lebt von Rx-Arzneimitteln“, folgerte Korf.

Wie in früheren Jahren machte Korf deutlich, dass die Vergütung der Apotheken weiter hinter der Entwicklung der GKV-Einnahmen und des Bruttoinlandsproduktes zurückgeblieben ist, aber 2020 würden sich die Relationen durch die Pandemie verändern. Die Einnahmen des Gesundheitsfonds würden voraussichtlich um 5 bis 7 Milliarden Euro sinken. In den Krankenhäusern würden höhere Kosten entstehen, die jedoch zunächst durch das Verschieben von Leistungen kompensiert werden.

Durchschnittsumsatz gestiegen

Beim Blick auf die Umsatzverteilung der Apotheken betonte Korf die große Diskrepanz zwischen den Durchschnittszahlen und der typischen Apotheke. Die häufigste Umsatzgrößenklasse erzielte 2019 einen Nettoumsatz von unter 1,75 Millionen Euro pro Jahr, aber der Durchschnittsumsatz betrug 2,587 Millionen Euro. Dabei lägen 61 Prozent der Apotheken unter dem Durchschnitt. Dieser Durchschnitt stieg gegenüber dem Vorjahr um 8,7 Prozent. Zu diesem Wachstum tragen die sinkenden Apothekenzahlen und der große Anteil der hochpreisigen Arzneimittel wesentlich bei. Die Hochpreiser dürften auch für den hohen Wareneinsatz von 77,0 Prozent des Nettoumsatzes (Vorjahr: 76,2 Prozent) verantwortlich sein. Das durchschnittliche Betriebsergebnis stieg bei absoluter Betrachtung auf 148.436 Euro (Vorjahr: 144.085 Euro), sank aber bei relativer Betrachtung auf 5,7 Prozent des Nettoumsatzes (Vorjahr: 6,1 Prozent). Korf betonte, dass das um den Verbraucherpreisindex korrigierte Betriebsergebnis sogar unter dem Wert von 2016 lag.

Problemthema Lieferengpässe

Besonderes Augenmerk richtete Korf auf die Lieferengpässe. Gemäß Umfragen im ABDA-Daten­panel empfanden 99,3 Prozent der befragten Apotheker die Lieferengpässe als zunehmend oder stark zunehmend. Im Jahr 2019 seien 18 Millionen GKV-Packungen mit dem Sonderkennzeichen „Nichtverfügbarkeit“ gekennzeichnet worden. Damit habe sich diese Zahl in zwei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils verdoppelt. |

Eine ausführliche Darstellung der Apothekenwirtschafts­daten für 2019 finden Sie in der nächsten DAZ.

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