Gesundheitspolitik

TeleClinic ohne Vor-Ort-Apotheken

Telemedizin-Anbieter bietet E-Rezept-Einlösung über Arzneimittelversender an

eda | Als Mitte Juli die DocMorris-Muttergesellschaft Zur Rose den Kauf des Telemedizin-Anbieters TeleClinic bekannt gab, beendete der bisherige technische Partner apotheken.de mit sofor­tiger Wirkung die Zusammenarbeit. Seitdem können die E-Rezepte nicht mehr in den mehr als 6000 Vor-Ort-Apotheken eingelöst werden. Was bietet TeleClinic stattdessen den Nutzern an?

Seit 2015 entwickelte sich das Münchener Unternehmen TeleClinic zum führenden Telemedizinanbieter in Deutschland und war zwischenzeitlich sogar integraler Bestandteil des E-Rezept-Modellprojekts GERDA in Baden-Württemberg. Die ersten elektronischen Verschreibungen brachte TeleClinic bereits 2018 auf den Weg und konnte sie mit der Technik von apotheken.de in die 6000 dort teilnehmenden Vor-Ort-Apotheken übertragen. Den Patienten und Nutzern der TeleClinic-App war es so möglich, dass sie ihre E-Rezepte bundesweit in diesen Apotheken ein­lösen konnten.

Als Zur Rose Mitte Juli bekannt gab, den deutschen Telemedizin-Vorreiter für einen Kaufpreis „im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ zu übernehmen, erklärte apotheken.de unmittelbar und mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit für beendet. „Damit war für uns eine rote Linie überschritten“, so die Begründung von Dr. Christian Rotta, Geschäfts­führer des Deutschen Apotheker Verlags, zu dem der Onlineservice- und Apothekenwebsite-Anbieter apotheken.de gehört. „Wir sind den Apotheken vor Ort verpflichtet, die unsere Kunden sind.“ Der Deutsche Apotheker Verlag lasse sich nicht zum Steigbügelhalter für den Erfolg rein ökonomisch getriebener Plattformstrategien ausländischer Kapitalgesellschaften im deutschen Gesundheitswesen machen, hieß es zur Begründung.

Große Zustimmung zur Trennung des DAV von TeleClinic

Die Entscheidung des Deutschen Apotheker Verlags sorgte in Apothekerkreisen für große Zustimmung. Durch die Übernahme sind nun ein Anbieter von Fernbehandlungen und der Arzneimittelversender DocMorris im Eigentum der gleichen Unternehmensgruppe – die im deutschen Gesundheitswesen tief verwurzelte Trennung von Arzt und Apotheker wird damit ausgehebelt.

Seit dem Ende der Zusammenar­beit zwischen apotheken.de und Tele­Clinic ist es den fernbehandelten Patienten nicht mehr möglich, zur Einlösung ihrer E-Rezepte eine Vor-Ort-Apotheke in ihrer Nähe auszuwählen. Die Klage der TeleClinic auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit wurde zwischenzeitlich vom Landgericht Stuttgart zurückgewiesen (s. S. 1). Welche Alternative steht den TeleClinic-Nutzern zur Verfügung? Der Telemedizin-Anbieter kommuniziert auf Anfrage die aktuelle Situation wie folgt: „Es gibt zurzeit leider ein Problem mit der Schnittstelle zu lokalen Apotheken, das wir gerade zu beheben versuchen. Bis dahin können unsere Rezepte nur über unsere Online Apotheke eingelöst werden.“

Wer genau mit „unsere Online Apotheke“ gemeint ist, dazu gab es in den vergangenen Tagen viele Spekulationen. Tatsache ist, dass es neben den mehr als 6000 Apotheken über apotheken.de die Versandapotheke Mache aus der Nähe von Stuttgart ist, die ihre Zusammenarbeit mit TeleClinic separat geregelt hat. Diese Möglichkeit haben Tele­Clinic-Patienten also nach wie vor: Sie erhalten das E-Rezept von TeleClinic und können es dann an eine Apotheke weiterleiten – zurzeit eben nur an die Apotheke Mache. Die Option, sich das Rezept in Papierform zuschicken zu lassen, wird entgegen anderslautenden Meldungen nicht aktiv angeboten. |

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