Apotheke und Markt

Mit Autophagie gegen Demenz

Stellenwert von Fasten und Spermidin

rei | Als Autophagie oder Autophagozytose bezeichnet man einen Recyclingprozess, der es menschlichen Zellen ermöglicht, beschädigte Zellkomponenten abzubauen und anschließend wieder zu verwerten. Stimulieren lässt sich die Autophagie durch Fasten und durch Spermidin, wie vor Kurzem im Rahmen einer von Infectopharm veranstalteten Pressekonferenz berichtet wurde. Durch die Stimulation kann eine Neuroprotektion bewirkt werden, die in einer Untersuchung einen positiven Effekt bei Personen mit einem erhöhten Demenzrisiko hatten.
Foto: Infectopharm, mod. nach Pucciarelli et al. (2012)

Recycling ist für menschliche Zellen ein völlig normaler Prozess als Bestandteil der Regeneration. Die Zellen schalten dafür in den Autophagie-Modus um. Ziel ist es, fehlgefaltete Proteine oder auch ganze Organellen und Fremdeiweiß zu entsorgen und ihre Einzelbestandteile anschließend wiederzuverwerten. Die Partikel werden hierfür in Vesikel, sogenannte Autophagosomen, eingeschleust. Diese verschmelzen mit Lysosomen zu Autophagolysosomen, in denen die Partikel in ihre Grundbausteine zerlegt und diese zum Recycling bereitgestellt werden. Auf einem basalen Niveau findet Autophagie im menschlichen Körper ständig statt – und sie ist notwendig, um den Abbau alter und die Produktion neuer Zellkomponenten im Gleichgewicht zu halten. Störungen der autophagischen Aktivität werden mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen in Verbindung gebracht, unter anderem mit einem erhöhten Demenz­risiko.

Autophagie wird durch Fasten angeregt ...

Man weiß mittlerweile, dass die autophagische Aktivität im Alter nachlässt. Um Folgen wie einer Demenz vorzubeugen, liegt es nahe, den Prozess gezielt anzuregen. Das versucht man aktuell mithilfe von ­Fasten und der Gabe von Spermidin. Beim Fasten kommt es zu einer Umstellung des Stoffwechsels, in deren Rahmen antientzündliche Signale entstehen, die die Stammzellbildung anregen und die Autophagie triggern.

… und durch Spermidin

Nicht jeder kann oder möchte jedoch fasten. Als mögliche Alternative bietet sich dann die Gabe von Spermidin an. Dabei handelt es sich um ein körpereigenes Polyamin, das die Autophagie aktiviert, indem es die Transkription der Gene erhöht, die für den Selbstreinigungsprozess nötig sind. Warum soll man Spermidin zuführen, wenn es doch vom Körper selbst gebildet wird? Mit zunehmendem Alter nimmt der Spermidingehalt in allen Geweben ab. Eine höhere Spermidinzufuhr kann diese Abnahme möglicherweise ausgleichen. Nennenswerte Mengen an Spermidin ­finden sich in fermentierten Soja­bohnen, Pilzen, Erbsen, Bohnen und Nüssen. Alternativ kann die Zufuhr über eine Nahrungsergänzung erhöht werden (spermidineLIFE®).

Wie sich die spermidininduzierte Autophagie klinisch auswirkt, wird aktuell in der SmartAge-Studie untersucht. 100 Personen im Alter von 60 bis 90 Jahren mit erhöhtem Demenz­risiko werden im Rahmen dieser Studie zwölf Monate lang mit Spermidin supplementiert. Dazu wird die Gedächtnisleistung überprüft. Erste Ergebnisse erwartet man im Herbst 2020.

 

Quelle

Pressekonferenz „Mit Autophagie gegen Demenz: Neue Hoffnung Spermidin“, 06.02.2020, Frankfurt, veranstaltet von Infectopharm

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