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Pandemie Spezial

Aufatmen!

Mit Heuschnupfen oder Asthma durch die Corona-Pandemie

Viele chronisch kranke Patienten haben derzeit die große Sorge, eventuell einem höheren Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion ausgesetzt zu sein oder bei einer möglichen Infektion besonders schwer zu erkranken. Patienten mit chronischen Erkrankungen der Lunge, also auch Asthmatiker, gehören zu einer Personengruppe, die laut Robert Koch-Institut ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hat. Sie sollten besonders jetzt auf eine sehr gute Kontrolle ihrer Grunderkrankung achten und die verordneten Arzneimittel zuverlässig einnehmen bzw. anwenden. Bei einer Verschlechterung der Symptome sollten Asthmatiker sich nicht scheuen, medizinischen Rat einzuholen. | Von Verena Stahl

Die Ausprägung der COVID-19-Symptomatik variiert stark, respiratorische Beschwerden wie Husten und Atemnot werden häufig genannt, in schweren Fällen kommt es zu einer Pneumonie. Symptome einer asthmatischen Grunderkrankung könnten derweil eine Infektion mit SARS-CoV-2 maskieren, vor allem dann, wenn die Symptome unspezifisch sind oder es Überschneidungen gibt. Daher sollten Betroffene besonders aufmerksam sein, wenn neue und bisher nicht in Zusammenhang mit der Grunderkrankung beobachtete Beschwerden auftreten.

Aufmerksame Selbstbeobachtung

Hilfreich ist gegenwärtig, noch einmal über die verstärkte Nutzung eines Patienten-Tagebuchs nachzudenken (zum Beispiel auch per App möglich), in dem fortlaufend die am Tag und in der Nacht auftretenden Symptome, der Medikationsgebrauch und eventuelle Einschränkungen im Alltag dokumentiert werden. Anhand der Aufzeichnungen kann auch überprüft werden, ob das Asthma hinreichend kontrolliert ist, eine wichtige Voraussetzung, um gut gegenüber Infektionskrankheiten aufgestellt zu sein. Patienten sollen sich insbesondere nicht scheuen, aus Rücksichtnahme vor einem überlasteten Gesundheitswesen, ihren Arzt (telefonisch) zu kontaktieren, wenn sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert. Der Griff zu bereits bekannten Akuttherapeutika, wie Bronchodilatatoren (respektive Dosissteigerung) oder Notfalltherapeutika, wie eine kurzzeitige Gabe oraler Glucocorticoide, sollte bei einer Exazerbation oder bei schweren Asthmaanfällen in jedem Fall erfolgen, wie der Verband Pneumologischer Kliniken in einer Pressemitteilung verlauten ließ [1]. Treten eine nicht durch andere Umstände erklärbare Exazerbation der asthmatischen Beschwerden oder andere Krankheitsanzeichen auf, muss abgeklärt werden, ob dies – neben vielen anderen Auslösefaktoren – durch eine Infektion mit SARS-CoV-2 hervorgerufen worden sein könnte. Patienten sollten sich telefonisch an ihren behandelnden Arzt wenden und das weitere Vorgehen mit ihm abstimmen.

Allergie, Asthma oder COVID-19?

In einem Interview des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e. V. (DAAB) mit Prof. Dr. med. Roland Buhl, Leiter des Schwerpunktes Pneumologie der Universitätsmedizin Mainz, nannte der Pneumologe und Allergologe einen einfachen Test, um zu unterscheiden, ob es sich bei den Beschwerden um eine Verschlechterung eines Asthma bronchiale oder womöglich um COVID-19 handeln könnte [2]. Reagiert der Patient auf die Einnahme eines Bronchodilatators in gewohntem Umfang und mit gewünschter Symptomlinderung, so handelt es sich um Asthma. Nicht nur Asthmatiker, sondern auch Allergiker sind dieser Tage besorgt. Handelt es sich bei auftretenden respiratorischen Symptomen um eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus oder schlichtweg um eine Reaktion auf den Beginn der Pollensaison? Hilfreich ist an dieser Stelle die Frage, ob ähnliche Symptome bereits in den vorherigen Jahren zur gleichen Zeit aufgetreten sind und eher allergietypisch sind, wie zum Beispiel juckende Augen, Fließschnupfen oder anfallsartiges Niesen. Hierzu sprach der Deutsche Allergie- und Asthmabund in einem weiteren Interview mit Prof. Dr. med. Ludger Klimek, Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden [3]. Der Facharzt für HNO-Heilkunde verwies bei den Unterscheidungsmerkmalen vor allem darauf, dass eventuell ­auftretendes Fieber und Gliederschmerzen nicht für die ­Erkrankungen Allergie oder Asthma sprechen. Hingegen sei ein starker Niesreiz und Irritationen der Augen, wie sie bei Allergien häufig auftreten, nicht unter COVID-19 ­beobachtet worden.

Haben Allergiker und Asthmatiker ein höheres Risiko, an COVID-19 zu erkranken?

In einer kleinen Kohortenstudie aus Wuhan konnte bei 140 hospitalisierten Patienten kein Zusammenhang zu allergischen Erkrankungen oder Asthma festgestellt werden [4]. Generell sprechen sich deutsche Pneumologen und Allergologen gegen ein erhöhtes Risiko von Asthmatikern und Allergikern, an COVID-19 zu erkranken, aus. Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann, Allergologe und Vorsitzender der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, gab hierzu beispielsweise bekannt, dass Patienten mit allergischer Rhinitis (Heuschnupfen) kein erhöhtes Risiko haben, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren [5]. Die verstärkte immunologische Reaktion gegenüber bestimmten Allergenen sei zudem kein Ausdruck eines generell gestörten Immunsystems. Ältere Asthmatiker und Allergiker, Personen, deren Asthma nicht gut kontrolliert ist, und Patienten mit schwerem Asthma und systemischer Glucocorticoid-Therapie sind in der Gefährdungsbeurteilung jedoch gesondert zu betrachten. Beispielsweise sind nach Ansicht von Dr. med. Thomas H. Voshaar, Chefarzt und Leiter des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers und Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK), Patienten, die trotz einer Therapie asthmatische Beschwerden haben, einem moderat erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt [1]. Sie sollten gemeinsam mit ihrem Arzt eine Therapieoptimierung herbeiführen und durch gute Adhärenz zu einer Stabilisierung ihres Gesundheitszustandes beitragen. Nicht gut kontrollierte Entzündungsreaktionen in den Bronchien und eine herabgesetzte mukoziliäre Clearance bergen nach Ansicht von Experten ein erhöhtes Infekt­risiko. Vorteilhaft ist auch, wenn Patienten mit chronischen Atemwegsinfekten gegen Pneumokokken sowie Influenza geimpft sind [1]. Nicht alle Patienten werden in den vergangenen Jahren dieser wichtigen Empfehlung gefolgt sein. Nachlässigkeit in diesem Punkt kann in Zeiten schlechter Impfstoffverfügbarkeit nicht gut auf­geholt werden.

Allergen-Immuntherapie durchführen?

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Allergiker, die derzeit eine subkutane oder sublinguale Allergen-Immuntherapie (AIT, auch spezifische Immuntherapie oder Hyposensibilisierung genannt) durchführen, können beruhigt sein. Durch die Allergen-Immuntherapie besteht keine erhöhte Infektanfälligkeit gegenüber SARS-CoV-2. Die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) spricht sich eindeutig für das Fortführen einer bereits begonnenen Therapie bei allen gesunden und beschwerdefreien Patienten aus [12]. Hierdurch gelingt es, die allergische Symptomatik zu minimieren, bis hin zur Beschwerdefreiheit, und das Risiko für die Entstehung eines allergischen Asthmas zu reduzieren. Auch Insektengiftallergiker sollen ihre spezifische Immuntherapie aktuell anwenden, um im Sommer geschützt zu sein. Muss die Immuntherapie jedoch unterbrochen werden, zum Beispiel aufgrund eines (SARS-CoV-2-)Infektes, drohen nach der Genesung überschießende ­Reaktionen, wenn die Therapie mit der gleichen Dosierung wieder aufgenommen wird. Daher sollte die Dosis­anpassung nach einer Therapieunterbrechung gemäß den Empfehlungen des Herstellers erfolgen und der erneute Therapiebeginn streng ärztlich überwacht werden.

Schwere Verläufe möglich?

Ob Asthmatiker und Allergiker im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion hingegen ein höheres Risiko für schwerwiegende Verläufe tragen, wurde noch nicht untersucht. Nationale und internationale Fallserien hospitalisierter Patienten haben bislang noch keine dementsprechenden Signale generiert. Für das weitaus besser untersuchte Influenza-Virus ist folgendes bekannt: Werden Asthmapatienten aufgrund einer Influenza-Infektion hospitalisiert, scheint ihr Risiko erhöht, auf die Intensivstation verlegt zu werden oder einen schwereren Krankheitsverlauf zu nehmen [6]. Eine britische Studie aus dem Jahr 2013 zeigte das Gegenteil und führte die verbesserten Verläufe bei Asthmatikern darauf zurück, dass diese bereits vor der Aufnahme mit inhalativen Glucocorticoiden behandelt wurden und im Durchschnitt früher hospitalisiert wurden als Nicht-Asthmatiker, wodurch ihre Chancen einer optimalen Behandlung vermutlich stiegen. Fakt ist, dass der gezielte Einsatz inhalativer Glucocorticoide bei Asthmatikern die Hyperreagibilität in den Bronchien bremst, ein Anschwellen der Schleim­häute verhindert und die mukoziliäre Clearance erhält und somit schützend wirkt [7].

Bergen inhalativ eingesetzte Glucocorticoide aktuell Risiken?

Viele Asthmatiker erhalten als Basistherapie inhalative Glucocorticoide (ICS), hier bestehen oft unbegründete Ängste zu schädlichen Einflüssen der Medikation, nicht nur in Zeiten von COVID-19. Immer wieder ist in der täglichen Praxis zu beobachten, dass nicht gut geschulte, beratungsresistente oder verunsicherte Patienten die Therapie mit inhalativen Glucocorticoiden in beschwerdefreien Zeiten schleifen lassen. Mitte März sorgte dann eine beiläufige Aussage des Virologen Prof. Dr. med. Christian Drosten im Rahmen des bekannten NDR-Info Podcasts „Coronavirus-Update“ für Verwirrung. Sein Rat an Asthmatiker lautete, mit ihrem Arzt Rücksprache bezüglich möglicher Alternativen zu einer Glucocorticoidtherapie zu halten [8]. Er regte an, über die alternative Anwendung von weniger ins Immunsystem eingreifenden Arzneimitteln nachzudenken, differenzierte hier aber nicht zwischen einer inhalativen und einer systemischen Glucocorticoid-Therapie. Drosten betonte im gleichen Atemzug, dass es für eine Therapieumstellung keine wissenschaftliche Fundierung gäbe und eine Entscheidung im Ermessen des behandelnden Arztes läge, der seinen Patienten schließlich gut kennen würde. Wichtig festzuhalten ist, dass inhalativ und vornehmlich nasal angewendete Glucocorticoide (letztere zum Beispiel bei chronischer Rhinosinusitis) aufgrund ihrer lokalen Wirksamkeit keine Unterdrückung des Immunsystems herbeiführen, wie nationale und internationale Fachgesellschaften übereinstimmend festhalten [9]. Systemisch angewendete Glucocorticoide haben hingegen eine immunsuppressive Wirkung, dies gilt insbesondere für höhere Dosierungen und längere Anwendungsdauern. Kurzschlussreaktionen sollten hier nicht zum Absetzen der Therapeutika führen, sonst besteht ein Exazerbationsgefahr auszusetzen und ein abruptes Absetzen könnte eine Nebennierenrindeninsuffizienz provozieren. Nach der eher unglücklichen Aussage von Professor Drosten folgte prompt eine gemeinsame Stellungnahme pneumologischer und allergologischer Fachgesellschaften (DGP, GPP und GPA) [10]: Eine Förderung der Ansteckung mit SARS-CoV-2 sei unter ICS-Therapie keinesfalls wissenschaftlich belegt. Kinder und Erwachsene, die individuell auf eine Therapie mit inhalativen Glucocorticoiden eingestellt sind, sollen vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie ihre Therapie weder verändern noch beenden. Durch Umstellungen oder unüberlegte Therapie­abbrüche setzen sich die Betroffenen nach Ansicht der Experten einem deutlichen Gesundheitsrisiko durch Verschlechterung der Grunderkrankung und sogar einem potenziellen COVID-19-Expositions­risiko aus: Im Falle einer Untertherapie könnten Exazerbationen wie Asthma-Anfälle provoziert werden, die ansonsten nicht erforderliche ärztliche Kontakte oder Krankenhausaufnahmen nach sich ziehen würden. Hierdurch könnten Patienten Gefahr laufen, mit COVID-19-­Erkrankten in Kontakt zu kommen [10].

Geschwächt nach Corona

Professor Drosten sprach im gleichen Podcast auch das Risiko für Asthmatiker an, dass sich ihre Grunderkrankung nach einer überstandenen COVID-19-Erkrankung temporär verschlechtern könnte [8]. Die meisten Asthmatiker mögen bereits erlebt haben, dass ein viraler oder bakterieller Atemwegsinfekt die Asthma-Symptomatik für einige Tage und Wochen negativ beeinträchtigt hat und Dosiserhöhungen oder eine Eskalation innerhalb der Stufentherapie erforderte. Ob sich diese Vermutung in der klinischen Praxis bewahrheiten wird, kann erst nach systematischer Erfassung entsprechender Fälle beantwortet werden.

Allergiker unter Verdacht

Möglichst nicht niesen, bitte nicht ins Gesicht fassen, schon gar nicht die Augen berühren! Diese Verhaltensregeln sind für Allergiker gerade besonders schwierig umzusetzen. Ständig kitzelt es in der Nase, die Augen jucken und tränen. Viele Patienten, die unter Allergien leiden, suchen Hilfe und Beratung in der Apotheke. Betroffenen sollte in der aktuellen Situation geraten werden, konsequent antiallergische Arzneimittel anzuwenden (selbstverständlich gilt: so viel wie nötig, so wenig wie möglich!). Durch eine erfolgreiche Symptomkontrolle gelingt es deutlich einfacher, sich seltener ins Gesicht zu fassen und das hierfür erforderliche hohe Maß an Selbstdisziplin nicht überstrapazieren zu müssen. Es handelt sich also bei der Anwendung von Antiallergika, neben der Einhaltung von Hygieneempfehlungen und Meidung von sozialen Kontakten, um eine effektive Maßnahme, um die eigene Ansteckungsgefahr als Allergiker zu minimieren. Hilfreich erscheint zudem, dass viele Antiallergika rezeptfrei in den Apotheken erhältlich sind, wodurch sich nicht unbedingt erforderliche persönliche Kontakte in Arztpraxen auf ein Minimum reduzieren lassen. Interessant könnten derweil psychologische Aspekte sein: Allergiker haben in der Vergangenheit oft erfahren, dass ihnen jemand „Gesundheit“ wünscht, wenn sie allergiebedingt niesen mussten. In der aktuellen Situation könnte ein augenscheinlich von Schnupfen und Niesen geplagter Mensch – trotz Einhaltung der Hust- und Niesetikette – bei vielen Personen im Umfeld zu Unbehagen führen (sofern man auf andere Personen trifft). Womöglich treten Missverständnisse auf, schließlich lautet eine Empfehlung des Robert Koch-Instituts, sich von offensichtlich kranken Personen fernzuhalten. Kommt es bei Allergikern hingegen zu einer COVID-19-­Erkrankung, sollten sie selbstverständlich auch Antiallergika einnehmen und die Quarantänemaßnahmen strikt einhalten, um die Verbreitung des Virus durch gehäufte Nies­attacken nicht weiter zu fördern.

Auf einen Blick

  • Erfolgreich therapierte und gut eingestellte Asthmatiker sollten keinesfalls ihr Therapie­regime aus Angst vor einer potenziell stärkeren SARS-CoV-2-Empfänglichkeit umstellen.
  • Sämtliche Arzneimittel sollen regelmäßig eingenommen werden, um keine Exazerbation zu riskieren. Diese Verschlechterung der Grunderkrankung könnte Arztkontakte und möglicherweise Krankenhausaufenthalte mit potenziellem SARS-CoV-2-Expositionsrisiko erforderlich machen.
  • Allergiker sollen effektiv mit Antiallergika ­therapiert werden, denn für sie ist es besonders schwer, sich nicht ins Gesicht zu fassen.
  • Biologika dieser Indikationsgruppe haben nach derzeitigem Kenntnisstand keinen Einfluss auf die Empfänglichkeit für eine SARS-CoV-2-­Infektion oder auf den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung. Sie sollten nicht abgesetzt werden.

Biologika sind unbedenklich

Patienten mit schwerer Asthmasymptomatik, schweren Allergieformen, atopischer Dermatitis, chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen und chronisch spontaner Urtikaria können entsprechend der jeweiligen Leitlinien auch mit monoklonalen Antikörpern behandelt werden. In einer aktuellen Erklärung weist die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) darauf hin, dass es zu den in ihrem Fachbereich zugelassenen Biologika Omalizumab, Mepolizumab, Reslizumab, Benralizumab und Dupilumab bislang keine Erkenntnisse gibt, ob diese einen Einfluss auf die Empfänglichkeit für eine SARS-CoV-2-Infektion oder auf den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung haben [11]. Die Experten sprechen sich für das Fortführen einer Biologika-Therapie bei bestehender medizinischer Indikation aus und nennen dafür wichtige Gründe. Zunächst verdeutlichen sie, dass Biologika hochwirksam in gestörte Signalwege eingreifen und an dieser Stelle überschießende Reaktionen des Immunsystems minimieren, welche aber keine Bedeutung in der Virus-Abwehr haben. Durch unüberlegtes Absetzen einer solchen Therapie riskieren die Patienten vielmehr eine Verschlechterung der Grunderkrankung, was wiederum einen negativen Einfluss auf den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung haben könnte. Falls es zu Virus-bedingten Asthma-Exazerbationen kommen sollte, sind diese unter Biologika-Therapie seltener oder verlaufen weniger schwer. Würde eine Biologika-Therapie abgesetzt werden, bliebe für viele Patienten nur die Alternative einer systemischen Glucocorticoid-Therapie (auch in Form von Depot-­Injektionen), welche ihrerseits negative Effekte auf die Immunabwehr gegen SARS-CoV-2 haben könnte [11]. Besorgte Patienten sollten Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt halten, um Kurzschlussreaktionen zu vermeiden. |

 

Literatur

[1] Gut eingestellte Asthmatiker sind grundsätzlich nicht stärker durch Coronaviren (COVID-19) gefährdet als Gesunde. Pressemeldung des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) der Deutschen Lungenstiftung. 13. März 2020, www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/gut-eingestellte-asthmatiker-sind-grundsaetzlich-nicht-staerker-durch-coronaviren-covid-19-gefaehr/

[2] Experteninterview: Prof. Dr. Roland Buhl zu Asthma und Corona. Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. 24. März 2020, www.youtube.com/watch?time_continue=519&v=39vD723fZ3U&feature=emb_logo, Abruf am 6. April 2020

[3] Experteninterview: Prof. Dr. Ludger Klimek zu Allergien und Corona. Deutscher Allergie- und Asthmabund e .V., 31. März 2020, www.youtube.com/watch?time_continue=50&v=j7UKjDpTqHA&feature=emb_logo, Abruf am 6. April 2020

[4] Zhang J-J et al. Clinical Characteristics of 140 Patients Infected With SARS-CoV-2 in Wuhan, China. Allergy 19. Februar 2020, doi: 10.1111/all.14238

[5] Bergmann K-C. Stellungnahme des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Corona-Virus und Pollenallergie. 13. März 2020, www.pollenstiftung.de/aktuelles-einzelansicht/corona-virus-und-pollenallergie/14fee58a5fa14ca87b235dac1f544aa5/

[6] Schwarze J et al. Influenza burden, prevention and treatment in asthma – a scoping review by the EAACI Influenza in Asthma Task Force. Allergy 2018;73(6):1151-1181

[7] Empfehlung zur Behandlung respiratorischer Komplikationen bei akuter Virusinfektion außerhalb der Intensivstation. 21. März 2020, Verband Pneumologischer Kliniken (VPK), www.vpneumo.de/fileadmin/pdf/VPK_Empfehlung_neu_21.03.2020.pdf

[8] Coronavirus-Update mit Christian Drosten. Folge 13, ab Minute 19:25. NDR Info 13. März 2020, www.ardaudiothek.de/coronavirus-update-mit-christian-drosten/natuerlich-kann-man-noch-einkaufen-gehen-13-einschaetzung-des-virologen/73125568

[9] Bousquet J et al. Intranasal Corticosteroids in Allergic Rhinitis in COVID-19 Infected Patients: An ARIA-EAACI Statement. Allergy 31. März 2020, https://doi.org/10.1111/all.14302

[10] Asthma-Patienten und COVID-19. Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP), Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie e. V. (GPP) und Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V. (GPA) vom 16. März 2020, https://pneumologie.de/fileadmin/user_upload/Aktuelles/2020-03-16_Statement_Asthma_und_COVID-19_F.pdf

[11] Biologikatherapie und COVID-19. Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) vom 19. März 2020, https://dgaki.de/wp-content/uploads/2020/03/Empfehlungen-der-DGAKI-zur-Biologikatherapie-und-COVID-19-3-2020.pdf

[12] AIT und COVID-19. Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) vom 18. März 2020, https://dgaki.de/gefaehrliche-defizite-in-der-allergologie-bleibt-der-patient-auf-der-strecke/

 

Autorin

Foto: Alois Müller

Dr. Verena Stahl ist Apothekerin und wurde an der University of Florida als Semi-Resident im landesweiten Drug Information and Pharmacy Resource Center ausgebildet. Ihre berufsbegleitende Dissertation fertigte sie zu einem Thema der Arzneimitteltherapiesicherheit an.

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