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Prisma
Possierliche Tierchen
„Charisma“ invasiver Arten entscheidet über Akzeptanz
us | Die Ausbreitung einer invasiven, also nicht heimischen Art, kann ein Ökosystem durcheinanderbringen. Ein Beispiel dafür ist die Ansiedlung der eigentlich in Süd- und Mittelamerika heimischen Aga-Kröte in Australien, wo sie zahlreiche endemische Arten verdrängte. Ein Beispiel aus Europa ist das des nordamerikanischen Grauhörnchens, dessen Ausbreitung vielerorts die heimischen roten Eichhörnchen bedroht. Die öffentliche Wahrnehmung dieser beiden Spezies unterscheidet sich allerdings fundamental. Während die Aga-Kröte aufgrund ihrer unattraktiven Erscheinung von der australischen Bevölkerung recht schnell verabscheut und bekämpft wurde, stießen Maßnahmen zur Kontrolle der Grauhörnchenpopulation in Italien auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung. Verniedlichende Darstellungen in den Medien beeinflussten die öffentliche Meinung, sodass die Ausrottung des Nagers verhindert wurde. Das Charisma einer Spezies scheint die menschliche Akzeptanz der Invasion in einen fremden Lebensraum, unabhängig von den dort verursachten Schäden, deutlich zu erhöhen. Zu diesem Schluss kam auch ein internationales Forscherteam in einer Publikation in „Frontiers in Ecology and the Environment“. Dabei existiert keine klare Definition für „Charisma“ in einer invasiven Spezies. Je nach sozialem und kulturellem Hintergrund kann die Wahrnehmung deutlich variieren. Um beim Beispiel des Eichhörnchens zu bleiben, kann es wegen seines buschigen Schwanzes und der großen Augen als niedlich empfunden werden. Für Menschen mit einer Abneigung gegenüber Nagetieren kann es wiederum abstoßend erscheinen. Das Charisma einer Art beeinflusst den Ton und Stil einer Berichterstattung. Dieser Faktor sollte bei zukünftigen Kampagnen gegen invasive Arten berücksichtigt werden. |
Literatur
Jarić I et al. The role of species charisma in biological invasions. Front Ecol Environ 2020; doi:10.1002/fee.2195
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