Arzneimittel und Therapie

Pregnenolon gegen Kreuzschmerz

Neurosteroid erweist sich als wirksam

Schmerzen im unteren Rücken sind weit verbreitet. Die 2007 veröffentlichte „Deutsche Rückenschmerz­studie“ ergab, dass bis zu 85% der Bevölkerung mindestens einmal in ­ihrem Leben Kreuzschmerzen bekommen. Opioide sind eine Therapieoption zur Behandlung chronischer Kreuzschmerzen. Die An­wendung erfolgt über Wochen oder ­sogar mehrere Monate. Der über­mäßige Einsatz von Opioiden hat insbesondere in den Vereinigten Staaten verheerende Folgen gezeigt: 2019 sind im Zuge der sogenannten Opioid-Krise täglich rund 130 Menschen an den Folgen einer Opioid-Überdosierung verstorben. Dies stellt die häufigste Ursache für nicht natürliche Todesfälle dar.

Wie Pregnenolon wirkt

Pregnenolon wird aus Cholesterol gebildet und dient somit als Vorläufer für die Biosynthese von Steroidhormonen. Pregnenolon und einige seiner Stoffwechselprodukte fungieren als Neurosteroide mit pleiotropen Effekten im zentralen Nervensystem. So ist Allopregnanolon, ein über Progesteron gebildeter Metabolit von Pregnenolon, ein positiver Modulator des GABAA-Rezeptors und weist analgetische, neuroprotektive, neurotrophische sowie antientzündliche Eigenschaften auf. Bei Schmerzzuständen sind die Konzentrationen dieser Neurosteroide verringert.

Amerikanische Wissenschaftler ­haben nun in einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 94 US-Veteranen, die unter chronischen Rückenschmerzen litten, getestet, ob eine Behandlung mit dem Neurosteroid Pregnenolon eine Linderung herbeiführen kann. Nach einer einwöchigen Placebo-Therapie wurden die Studienteil­nehmer in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe wurde in der ersten Woche mit 100 mg, in der darauffolgenden Woche mit 300 mg und danach weitere 14 Tage mit 500 mg Pregnenolon täglich therapiert. Die zweite Gruppe wurde über die vierwöchige Periode mit dem Placebo-Präparat weiterbehandelt. Als Primärparameter wurde die Schmerzintensität auf einer Skala von null bis zehn bewertet. Darüber hinaus wurden Schmerz-Interferenz-Scores (Fragebögen zur Bewertung von Schmerzintensitäten und Beeinträchtigung im Kontext von Funktion und psychosozialen Parametern) bestimmt. Parallel dazu wurden die Serumspiegel der Neuro­steroide bestimmt. Während des vierwöchigen Therapiezeitraumes stiegen die Pregnenolon-Serumspiegel im Vergleich zur Placebo-Behandlung auf das Fünffache. Die Veteranen unter Pregnenolon wiesen im Vergleich zu den Patienten unter Placebo eine signifikante Verringerung in der Schmerzbewertung auf: Am Ende der Studie betrug der mittlere Unterschied zwischen den Gruppen 0,56 Punkte. Unter Pregnenolon verbesserten sich zudem die Schmerz-Interferenz-Scores für Arbeit und Aktivität. Die Therapie erwies sich insgesamt als gut verträglich. Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass Pregnenolon eine neuartige, sichere und effektive Behandlungsoption bei chronischem Rückenschmerz sein könnte. |

Literatur

Schmidt CO et al. Back pain in the German adult population: prevalence, severity, and sociodemographic correlates in a multiregional survey. Spine 2007;32(18):2005-11

Naylor JC et al. Effect of pregnenolone vs placebo on self-reported chronic low back pain among us military veterans. JAMA Network Open 2020;3(3):e200287

Apotheker Dr. Peter Meiser

Das könnte Sie auch interessieren

Deutsche Gesellschaft für Neurologie kommentiert Studie

Opioide gegen Rücken- und Nackenschmerzen „kaum zielführend“

Deutsche Gesellschaft für Neurologie betont die Bedeutung von Bewegung

Opioide gegen Rücken- und Nackenschmerzen „kaum zielführend“

Mangels Evidenz sind Opioide bei chronischem Rückenschmerz kaum zu empfehlen

Die 12 Gebote der Opioid-Gabe

Keine Wirkung bei Rücken- und Ischias-Schmerzen

Pregabalin enttäuscht

Keine Vorteile von Opioiden gegenüber Nicht-Opioiden bei chronischen Rücken- und Arthroseschmerzen

Tauziehen der Giganten

Muskelrelaxanzien bringen keinen zusätzlichen Nutzen

Keine Entspannung bei Kreuzschmerz

Selbst aktiv gegen Schmerzen werden

Das tut dem Rücken gut

Selbstmedikation bei Rückenschmerzen

In Bewegung bleiben

Kein klinischer Benefit bei Rückenschmerzen und Arthrose

Antidepressiva als Co-Analgetika nicht immer sinnvoll

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.