Arzneimittel und Therapie

Statine machen nicht vergesslich

Sogar neuroprotektiver Effekt möglich

Die Sorge um mögliche Nebenwirkungen kann sich negativ auf die Compliance auswirken. Gerade ältere Patienten werden durch Berichte über kognitive Störungen unter Statinen beunruhigt. Ob diese Sorgen berechtigt sind, wurde im Rahmen einer australischen Langzeitstudie mit über 1000 Patien­ten analysiert.

Statine gehören dank ihrer gut belegten Wirksamkeit und Verträglichkeit zu den meist verschriebenen Wirkstoffklassen. Berichte über kognitive Nebenwirkungen haben jedoch einige Patienten beunruhigt, obwohl die meisten klinischen Studien diese unerwünschten Effekte nicht bestätigen konnten. In diesen klinischen Studien war die Beobachtungsdauer allerdings oft recht kurz. Zudem wurde in den meisten Fällen ein relativ junges Patientenkollektiv betrachtet. Anhand einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden nun die kognitiven Auswirkungen von Statinen bei 70- bis 90-Jährigen über einen Zeitraum von sechs Jahren genauer unter die Lupe genommen. Dazu wurden Daten von 1037 Australiern aus der Sydney Memory and Ageing Study ausgewertet.

In der Analyse wurden die Gedächtnisleistung und die allgemeine Kognition von Teilnehmern, die nie Statine eingenommen hatten, mit der von Patienten verglichen, die während der Beobachtungszeit irgendwann einmal oder kontinuierlich mit Statinen behandelt wurden oder eine Statin-Therapie begonnen hatten. Zusätzlich wurde die Veränderung des Gehirnvolumens über zwei Jahre untersucht.

Weder in der Kognition noch der Gedächtnisleistung konnten signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt werden. Auch Subgruppenanalysen, in denen die Wirkstoffe Simvastatin, Pravastatin und Atorvastatin einzeln betrachtet wurden, zeigten keinerlei Auffälligkeiten.

In einzelnen Tests schnitten Patienten, die während der Beobachtungszeit eine Statin-Therapie begonnen hatten, sogar etwas besser ab als Patienten, die nie mit Statinen behandelt worden waren. Bei normotensiven Patienten mit kontinuierlicher Statin-Therapie war die altersbedingte Abnahme der kognitiven Funktionen weniger stark ausgeprägt als bei Hypertonikern. Ebenso schienen Patienten mit Herzkrankheiten sowie Träger des Alzheimer-Risiko-Genotyps ApoEε4 von einer Statin-Therapie zu profitieren. Im Gesamthirnvolumen sowie den Volu­mina der Hippocampi und der parahippocampalen Region – Bereiche, die für das Erinnerungsvermögen wichtig sind – gab es keine signifikanten Abweichungen zwischen der Statin- und der Kontrollgruppe.

Statt einer Beschleunigung des kogni­tiven Abbaus wurde in dieser Langzeitstudie somit ein möglicher neuroprotektiver Effekt von Statinen für einzelne Patientengruppen beobachtet. Dies könnte viele Patienten etwas beruhigen und die Therapietreue verbessern. |

Literatur

Samaras K et al. Effects of Statins on Memory, Cognition, and Brain Volume in the Elderly. J Am Coll Cardiol 2019;74(21):2554-2568

Apothekerin Sarah Katzemich

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