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Beratung

Da gibt’s was für die Ohren

Tipps zur richtigen Pflege und zum Schutz der Ohren

Unerträglicher Lärm, zu viel frischer Wind um die Ohren oder störendes Wasser im Ohr? Für jede Situation gibt es den passenden Schutz. So kann man unnötigen Schmerzen und Infektionen effektiv vorbeugen. Und mit geeigneten Tipps bleiben die empfindlichen Ohren auch bei der Reinigung und Pflege unversehrt. | Von Ines Winterhagen

Ob im Hallenbad, Badesee oder im Meer: beim Schwimmen gerät schnell Wasser ins Ohr und nicht immer fließt es gleich wieder hinaus. Dann entsteht oft ein lästiger dumpfer Druck oder ein unangenehmes taubes Gefühl. Geräusche werden nur noch wie durch einen Wattebausch wahrgenommen. Normalerweise geht das Ohr nach kurzer Zeit von selbst wieder auf. Andernfalls hilft es, den Kopf schräg zu halten und leicht zu schütteln, gegebenenfalls kann man auch kurze Zeit auf der Stelle hüpfen.

Was schützt die Ohren vor Wasser?

Damit der Wasserspaß beim Schwimmen, Surfen, Schnorcheln oder Wakeboarden ohne Reue bleibt, ist es wichtig, Wasser aus den Ohren zu entfernen – auf jeden Fall schonend, entweder mit dem Zipfel eines Handtuches oder der Ecke eines Papiertaschentuches. Denn bleiben keimbelastete Wasserreste im Ohr zurück und wird die Haut zudem noch durch Chlor- oder Salzwasser gereizt, kommt es häufig zu Entzündungen des äußeren Gehörgangs, also einer Otitis externa, die oft auch als Badeotitis bezeichnet wird. Um derartige Ohreninfekte zu vermeiden, sind verschiedene vorbeugende Maßnahmen ratsam. Hierzu zählt vor allem, die natürliche Schutzfunktion der Hautbarriere zu erhalten. Denn sowohl Salzwasser, als auch gechlortes Süßwasser trocknen die Haut im Gehörgang aus und erhöhen den normalerweise sauren pH-Wert im Ohr. Es entstehen kleine Risse in der Haut, durch die Infektionserreger leicht in den äußeren Gehörgang eindringen können. Sinnvoll ist es daher, während der Badesaison prophylaktisch nach jedem Schwimmbadbesuch einen Tropfen Oliven- oder Babyöl ins Ohr zu applizieren (z. B. Vaxol® Ohrenspray), um die gereizte Haut rückzufetten. Auch Ohrentropfen auf Glycerolbasis (z. B. Otodolor® direkt) können unterstützend bei Entzündungen und Reizungen des äußeren Gehörgangs angewendet werden. Weiß der Wassersportler aus Erfahrung, dass er leicht Ohrprobleme bekommt, bietet sich zusätzlich eine einmal tägliche Desinfektion an, z. B. mit sogenannten Taucher-Ohrentropfen (s. Kasten „Rezeptur für Ohrentropfen“) oder z. B. dem Fertigpräparat Normison®. Die enthaltene Essigsäure hilft, den natürlichen Säureschutzmantel der sensiblen Ohrenhaut wiederherzustellen. Wichtig: Ohrentropfen oder Ohrensprays sollten bei der Anwendung immer ­körperwarm sein.

Als weitere Schutzmaßnahme bieten sich neben einer Badekappe diverse Ohrstöpsel an, die den Gehörgang nach außen abdichten. Allerdings ist nicht jedes Material geeignet. Schaumstoffstöpsel etwa saugen sich beim Schwimmen voll. Besser sind daher hautfreundliche und sehr leicht formbare Exemplare aus Silikon (z. B. Ohropax®silicon aqua, Wellnoise silikon). Sie lassen sich mit Wasser und milder Seife reinigen und nach dem vollständigen Trocknen mehrfach wiederverwenden. Außer beim Wassersport sind wasserdichte Ohrstöpsel auch beim Haarewaschen, Duschen oder Baden notwendig, wenn das Trommelfell eingerissen ist oder ein Paukenröhrchen gelegt wurde. Nicht verwendet werden dürfen diese Ohr­stöpsel hingegen beim Tauchen, da sie den erforderlichen Druckausgleich erschweren.

Richtiges Einsetzen für zuverlässigen Schutz

Die Ohrstöpsel der einzelnen Firmen lassen sich je nach Material und Form unterschiedlich ins Ohr einsetzen. Hier gilt es unbedingt, die genaue Gebrauchsanweisung zu beachten. Silikon-Ohrstöpsel werden durch kräftiges Kneten zunächst erweicht und zu einer Kugel geformt, eine längliche Form ist zu vermeiden. Der Ohrstopfen wird nun vor der Öffnung des Gehörgangs platziert und sanft angedrückt. Um Ohrstöpsel in Lamellenform (z. B. Sanohra® swim) zu applizieren, wird der Arm über den Kopf gelegt und die Ohrmuschel leicht nach oben gezogen. Der Gehörgang ist auf diese Weise besser zugänglich und etwas geweitet. Der Stöpsel wird dann zwischen Daumen und Zeigefinger genommen und mit den Lamellen voran vorsichtig mit einer leichten Drehbewegung in den Gehörgang gedrückt, ohne ihn zu weit hineinzuschieben. Nach dem Loslassen der Ohrmuschel verengt sich der Gehörgang wieder und der Ohrstöpsel sitzt richtig. Zum Entfernen wird die Ohrmuschel erneut hochgezogen und der Ohrstöpsel langsam mit einer kleinen Drehbewegung herausgenommen, auf keinen Fall ruckartig entfernt. Bei Wasserschutz aus Wolle (z. B. Akustika® Wasserschutz) werden die mit hautpflegenden Ölen wasserabweisend beschichteten Schafwollebäuschchen zunächst an der Naht geknickt und mit den Fingern durch Drehen ein Ohrstopfen geformt. Bei kleinem Gehörgang kann das Wollbäuschchen an der Naht durchgeschnitten und daraus zwei kleinere Ohrstopfen geformt werden. Je kompakter die Wolle in den Gehörgang mit sanftem Druck eingedreht wird, um so besser ist ihr wasserabweisender Effekt. Nach der Anwendung empfiehlt es sich, unter leichtem Zug am Ohrläppchen nach unten, den Ohrstopfen vorsichtig zu entnehmen. Diese Wasserschutzstopfen aus Wolle sind bei Anwendung im Süßwasser nach vorsichtigem Trocknen zwei- bis dreimal wiederverwendbar.

Gegen den Wind

Oft reagieren die Ohren nicht nur empfindlich auf Wasser, sondern auch auf starken Wind und Zugluft. In windigen Gebieten, zum Beispiel an der See oder im Gebirge, auf Bootstouren sowie beim Cabrio- oder Fahrradfahren kann das mitunter schnell negative Folgen haben: heftiges Ziehen, Rötungen oder sogar hartnäckige Ohrenschmerzen. Als Ohrenschutz bieten sich gerade im Sommer als Ersatz von Stirnband oder Mütze spezielle Ohrstöpsel aus Wolle an (Ohropax® Windwolle, Akustika® Windschutz). Dabei handelt es sich um natürliche Schafwolle, die sich leicht und angenehm tragen lässt. Die Ohropax®-Variante ist bereits vorgeformt und zusätzlich wasserabweisend imprägniert. Die Akustika®-Wolle wird zu einer erbsengroßen Kugel gerollt und vorsichtig in den Gehörgang eingelegt. Hier breitet sie sich selbstständig wieder leicht aus und bildet eine effektive Barriere gegen Wind und Wetter. So werden die Ohren gezielt geschützt, ohne gleichzeitig das Hörvermögen oder die normale Belüftung des Ohres zu beeinträchtigen. Sollte es dennoch zu akut einsetzenden Ohrenschmerzen durch zu viel Wind oder Zugluft kommen, stehen antiphlogistisch und lokalanästhetisch wirkende Ohrentropfen wie Otalgan® zur Ver­fügung oder auch die anthroposophischen Aconit Ohrentropfen.

Rezeptur für Ohrentropfen

„Tauchertropfen“ enthalten Alkohol und sollen den Gehörgang desinfizieren, eine schnelle Trocknung fördern sowie durch eine Säurekomponente den physiologischen pH-Wert und Säureschutzmantel der äußeren ­Gehörgänge wiederherstellen. Im Neuen Rezeptur-­Formularium findet sich eine Rezeptur für 0,7-prozentige Essigsäure-Ohrentropfen (NRF 16.2.):

Essigsäure-Ohrentropfen 0,7%

Essigsäure (30%) DAC 2,4 g

Propylenglykol 97,6 g

Als antiseptische Ohrentropfen werden auch die Ehm’schen Tauchertropfen verwendet. Sie sind nicht als Fertigarzneimittel im Handel, können aber in der Apotheke leicht hergestellt werden:

Eisessig 5,0 g

gereinigtes Wasser 10,0 g

2-Propanol (95%) 85,0 g

Für jeden Anlass den richtigen Stöpsel

Da kein Ohr dem anderen gleicht, die Form der Ohrmuschel ganz individuell ausfällt, der Gehörgang verschieden groß sein kann und die Ohren zudem unterschiedlich druckempfindlich sind, gibt es eine breite Palette an Ohrstöpseln. Die Produkte variieren in Größe und Form, den Materialien und damit auch in den entsprechenden Einsatzbereichen wie etwa Wasser, Wind oder Lärm. Doch das ist noch längst nicht alles. Zudem lassen sich zwei Anwendungsvarianten von­einander unterscheiden: Vor-Ohr- und In-Ohr-Stöpsel. Letztere sind weiche, elastische Schaumstoffstöpsel (z. B. Ohropax® soft, color oder yellow, Hansaplast Lärmstop Ohrstöpsel), die im Gehörgang wirken. Sie werden eng zusammengerollt tief in den Gehörgang eingeführt und 30 bis 60 Sekunden mit der Fingerspitze festgehalten, bis sie sich vollständig ausgedehnt haben. Als weitere Variante lassen sich Lamellenstöpsel ohne Zusammenrollen in den Gehörgang einführen. Sollten In-Ohr-Stöpsel drücken oder gar aus dem Ohr herausrutschen, bieten sich Vor-Ohr-Stöpsel als Alternative an. Diese bestehen aus Wachs (Ohropax® classic) oder Silikon (Ohropax® silicon pink oder clear, Sanohra®silicon, Wellnoise silikon). Sie haften aufgrund ihrer Beschaffenheit perfekt in der Ohrmuschel und dichten somit den Gehörgang von außen ab. Von einigen Ohrschutz-Produkten gibt es spezielle Ausführungen für kleine Gehörgänge (z. B. Ohropax® mini silicon, Sanohra® swim for kids, Wellnoise silikon für Kinder).

Auf einen Blick

  • Für belastende Situationen – wie Wind, Wasser oder Lärm – gibt es den jeweils passenden Ohrenschutz.
  • Die einzelnen Ohrstöpsel variieren in Größe, Form, den Materialien und der Anwendungsart.
  • Vor-Ohr-Stöpsel aus Wachs oder Silikon dichten den Gehörgang von außen ab, In-Ohr-Stöpsel aus Schaumstoff, Wolle oder medizinischem Kunststoff in Form von Lamellen werden in den Gehörgang eingeführt.
  • So lässt sich Wasser im Ohr entfernen: den Kopf schräg halten und leicht schütteln, eventuell auch kurze Zeit auf der Stelle hüpfen.
  • Zur Vorbeugung von Ohreninfektionen sollten die Ohren bei häufigem Baden oder sonstigem Wasserkontakt regelmäßig mit Oliven- oder Babyöl rückgefettet werden.
  • Beim Reinigen der Ohren heißt es: Hände weg von Wattestäbchen! Verhärtetes Cerumen und Ohrenschmalzpfropfen lassen sich stattdessen mithilfe aufweichender Produkte schonend ­entfernen.

Ohren reinigen, aber richtig: Reinigungstipps für die Ohren

Verhärtetes Cerumen und Ohrenschmalzpfropfen können den Gehörgang reizen und zu einer Beeinträchtigung des Hörvermögens führen. In schlimmeren Fällen kann es sogar zu Entzündungen im äußeren Gehörgang kommen. Daher ist es wichtig, die Ohren regelmäßig zu reinigen und das Ohrenschmalz sanft zu entfernen. Zur Reinigung empfiehlt sich die Ecke eines Hand- oder Taschentuches. Dieses lässt sich zu einer Tülle formen und ein kleines Stück weit in den Gehörgang einführen. Hingegen gilt: Hände weg von Wattestäbchen oder anderen Utensilien wie Haarnadeln. Diese haben in den Ohren nichts zu suchen, sondern komprimieren das Cerumen und schieben es lediglich noch tiefer in den Gehörgang bis vor das Trommelfell. Zudem können sie leicht die zarte Haut des Gehörgangs verletzen. Stattdessen lässt sich zu viel angesammeltes und verfestigtes Ohrenschmalz mithilfe aufweichender Produkte lösen (z. B. Cerustop®, Otowaxol®). Anschließend wird das Ohr vorsichtig mit lauwarmem Wasser ausgespült und wieder sorgfältig abgetrocknet. |

 

Literatur

Informationen zur Ohrenpflege der bene-Arzneimittel GmbH, www.bene-ohrenpflege.de

Informationen der Ohropax GmbH, www.ohropax.de/produkte

Informationen der Innosan GmbH zu Sanhora-Ohrenschutzprodukten, www.sanohra.com

Akustika – Schutz für empfindliche Ohren in verschiedenen Einsatzbereichen. Informationen der Südmedica GmbH, www.suedmedica.de/akustika.html

Wellnoise Silikon Ohrenstopfen, Informationen der Wellneuss GmbH & Co. KG, http://wellneuss.de/wellnoise-silikon-ohrenstopfen/

 

Autorin

Dr. Ines Winterhagen, Fachapothekerin für Offizinpharmazie, Homöopathie und Naturheilkunde; Autorin für die DAZ und den Deutschen Apotheker Verlag.

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