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Corona-Ticker

Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Welcher Impfstoff macht das Rennen? Welche Therapieoptionen kommen bei einer COVID-19-Erkrankung infrage? Und welche noch unbekannten Angriffspunkte bietet das Coronavirus? Auf der Suche nach Therapie-Optionen einer SARS-CoV-2-Infektion ergeben sich täglich neue Publikationen.
Grafiken: GEMINI – stock.adobe.com

Die wichtigsten Erkenntnisse und Mitteilungen über SARS-CoV-2 haben wir im Folgenden zusammengefasst.

In nur fünf Minuten zum Testergebnis

Eine Publikation auf dem Preprint-Server medRxiv verspricht noch schnellere Testergebnisse auf SARS-CoV-2: Mithilfe der CRISPR-Technik sollen laut den Autoren, zu denen auch Jennifer Anne Doudna gehört, die vor Kurzem für die Entdeckung der CRISPR-Technik den Nobelpreis in Chemie erhalten hat, innerhalb von fünf Minuten ein Ergebnis vorhanden sein. Die Technik nutzt die Restriktionsenzyme CRISPR-Cas13a, welche vorher definierte, spezifische Gensequenzen der RNA von SARS-CoV-2 ausfindig machen kann. Werden entsprechende Sequenzen gefunden, kann das ausge­löste Fluoreszenz-Signal über die Smartphone-Kamera ausgewertet werden [Fpzouni et al. medRxiv 2020. doi: 10.1101/2020.09.28.20201947].

Weitere Impfstoffstudie pausiert

Nach AstraZeneca pausiert nun auch Janssen, der Pharmahersteller von Johnson & Johnson, vorübergehend die erst am 23. September 2020 begonnene Phase-III-Studie ENSEMBLE. In dieser sollten die Wirksamkeit und Sicherheit des Vektor-Impfstoffs Ad26.COV2.S gegen das neuartige Coronavirus an etwa 60.000 Probanden untersucht werden. Der Hersteller gibt in einer Pressemitteilung bekannt, dass ein Proband erkrankt sei. Entsprechend der Richtlinien sollen nun unabhängige Ärzte des Data Safety Monitoring Boards zusammen mit ­internen Ärzten den Zwischenfall ­prüfen und bewerten. Aus Rücksicht auf die Privatsphäre des Patienten wurden keine weiteren Angaben gemacht. Bei Ad26.COV2.S handelt es sich, ebenso wie bei dem Impfstoff von ­AstraZeneca, um einen Vektor-Impfstoff, der nur einmal angewendet werden muss [Pressemitteilung von Johnson&Johnson, 13. Oktober 2020].

Auch Antikörper-Studie wird unterbrochen

Bei der Suche nach geeigneten Therapeutika gegen COVID-19 stellen Antikörper einen großen Hoffnungsträger dar, da sie sowohl zur Prävention als auch zur Therapie der Erkrankung eingesetzt werden können (s. Seite 28). Eli Lilly hat in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass der unabhängige Sicherheitsausschuss, der während der klinischen Überprüfung die Daten zur Patientensicherheit und Wirksamkeit der Behandlung überwacht, eine Pausierung der ACTIV-3-Studie empfohlen hat. In dieser werden an etwa 10.000 hospitalisierten COVID-19-Patienten der neutralisierende Antikörper Bamlanivimab (LYCoV555) in einer Dosierung von 7000 mg placebokontrolliert in Kombination mit dem Virustatikum Remdesivir untersucht. Weitere Studien von Eli Lilly sollen von der Unterbrechung nicht betroffen sein. In diesen wird die Antikörpertherapie sowohl bei leichteren Erkrankungsformen als auch zur Prävention von COVID-19-Erkrankungen bei Pflegern und Pflegeheimbewohnern untersucht [Pressemitteilung Eli Lilly, 14. Oktober 2020].

Verwirrung um Studienergebnisse

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte im Februar 2020 die Studie SOLIDARITY in Auftrag gegeben, die die Sterblichkeit von mit verschiedenen Therapeutika behandelten COVID-19-Patienten untersuchen sollte. Vergangene Woche wurden nun die Ergebnisse auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlicht. In der in 30 Ländern durchgeführten Studie wurden 1411 Patienten mit Lopinavir/Ritonavir und 2750 mit Remdesivir behandelt. 954 Probanden wurden der Hydroxychloroquin- und 1412 Patienten der Interferon-Beta-1a-Behandlung zugeteilt. Die Sterblichkeit der mit einem dieser vier Therapeutika behandelten Patienten wurde im Vergleich zu mit der lokal üblichen Standardtherapie behandelten Patienten (n = 4088) untersucht. Am Tag 8 waren 1253 Patienten verstorben. Mithilfe des Kaplan-Meier-Plots ließ sich eine 28-Tage-Sterblichkeit von zwölf Prozent ermitteln. Verglichen mit der Standard­­therapie lag das relative Sterberisiko unter Remdesivir bei 0,95 (95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,81 bis 1,1), unter Lopinavir/Ritonavir bei 1,00 (95%-KI: 0,79 bis 1,25), unter Hydroxychloroquin bei 1,19 (95%-KI: 0,89 bis 1,59) und unter einer Interferon-Beta-1a-Therapie bei 1,16 (95%-KI: 0,96 bis 1,39). Auch konnte kein positiver Nutzen der Therapeutika auf den Beginn einer künstlichen Beatmung oder die Krankenhausaufenthaltsdauer ermittelt werden. Andere Studien zu Remdesivir in den vergangenen Wochen lieferten dagegen Hinweise für eine bestehende Wirksamkeit. Der Hersteller Gilead zeigte sich nach Veröffentlichung der Ergebnisse in einer Pressemitteilung „besorgt, dass die Daten aus der offenen globalen WHO-Studie nicht die strenge Überprüfung erfahren haben, die für eine konstruktive wissenschaftliche Diskussion erforderlich ist, insbesondere angesichts der Einschränkungen des Studiendesigns“ [Pan H et al. medRxiv 2020. doi:10.1101/2020.10.15.20209817].

Klappe, die zweite

Nach „Sputnik V“ hat Russland einen zweiten Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zugelassen: EpiVacCorona. Dies verkündete der Präsident Wladimir Putin der Staatsagentur Tass zufolge vor wenigen Tagen. Bei dem Impfstoff, der im Forschungszentrum „Vektor“ in Nowosibirsk in Sibirien entwickelt worden ist, soll es sich um künstlich synthetisierte Viruspeptide handeln. Als Adjuvans wird Aluminiumhydroxid eingesetzt. Bisher lassen sich zu dem neuen Impfstoff lediglich Daten zu kombinierten Phase I/II-Studien auf der Registrierungsplattfom ClinicalTrials.gov (NCT04527575) finden: In Phase I wird die Vakzine 14 freiwilligen Männern und Frauen (18 bis 30 Jahre) im Abstand von 21 Tagen injiziert. In Phase II soll der Impfstoff an weiteren 86 Probanden im Alter von 18 bis 60 Jahren randomisiert und placebokontrolliert untersucht werden [Tass-Pressemeldung, 14. Oktober 2020]. |

 

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