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Prisma
Alte Freundschaft rostet nicht
Kontaktfreudigkeit lässt im Alter nach
us | Je älter wir werden, desto schwerer fällt es uns, neue Freunde zu finden. Stattdessen verlassen wir uns auf alte Freunde, von denen wir wissen, dass Verlass auf sie ist. Im Fachjargon spricht man von der sozioemotionalen Selektivitätstheorie, wonach es sich in jungen Jahren lohnt, ein großes soziales Netzwerk aufzubauen, auch wenn manche Beziehungen Konflikte mit sich bringen. Im Alter hingegen, wenn den Menschen bewusster wird, dass ihre Zeit begrenzt ist, fokussieren sie sich auf bestehende Beziehungen, die sich in der Vergangenheit als wichtig erwiesen haben. Einer unserer nächsten Verwandten, der Schimpanse, eignet sich hier hervorragend als Vergleichsobjekt, denn Schimpansen können ein ähnlich hohes Alter erreichen wie der Mensch und formen langfristige soziale Bindungen zu anderen Tieren. Amerikanische Forscher analysierten rund 78.000 Stunden Beobachtungen an Schimpansen, die im Zeitraum von 1995 bis 2016 im Kibale-Nationalpark in Uganda gemacht worden waren. Schimpansen verhalten sich bei der Wahl ihrer Freunde ähnlich wie Menschen: Junge Tiere investierten mehr Zeit in einseitige und oberflächliche Beziehungen, die öfter zu Konflikten führten. Alte Tiere hingegen pflegten eher Freundschaften, die auf Gegenseitigkeit beruhten. Gleichzeitig nahm die Aggressivität im Alter ab. Das stellt jedoch die geschilderte sozioemotionale Selektivitätstheorie infrage, da Schimpansen keine Wahrnehmung für die ihnen noch bleibende Lebenszeit haben. Als alternative Erklärung für mit dem Alter verändertes Sozialverhalten der Schimpansen schlagen die Forscher stattdessen die sozialen Kenntnisse vor, die sich ein Tier im Laufe seines Lebens aneignet. Ältere Tiere werden zu umgänglichen Zeitgenossen, mit denen es sich lohnt, eine enge Beziehung zu pflegen. Zumindest teilweise könnte dies auch die soziale Selektivität des Menschen erklären. |
Literatur
Rosati AG et al. Social selectivity in aging wild chimpanzees. Science (New York, N. Y.)2020, 370:473–476. doi:10.1126/science.aaz9129
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