Pandemie Spezial

EU-Zulassung für mRNA-Impfstoffe beantragt

Moderna und Biontech / Pfizer reichen Unterlagen nahezu zeitgleich ein

cel | Sowohl Moderna als auch Biontech / Pfizer hatten aufgrund überzeugender Wirksamkeitsdaten angekündigt, Anträge auf Notfallgenehmigungen für ihre mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 sowohl in den USA (FDA) als auch für bedingte Zulassungen in Europa (EMA) zu stellen. Das ist nun geschehen. Noch in diesem Jahr rechnen die Unternehmen mit den Genehmigungen.

Bereits Mitte November veröffentlichte Moderna Zwischenergebnisse seiner großen Corona-Impfstoffstudie an seinem Impfstoffkandidaten mRNA-1273. Von einer Wirksamkeit von 94,5 Prozent war die Rede – diese Zwischenergebnisse kann Moderna nun bestätigen. In einer Mitteilung gibt das Unternehmen am 30. November eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent bekannt. In der großen Studie COVE untersucht Moderna mRNA-1273 mit 30.000 Probanden, primärer Endpunkt ist die Anzahl an bestätigten COVID-19-Fällen zwei Wochen nach der zweiten Impfdosis.

Keine schweren COVID-19-­Verläufe

Der aktuellen Auswertung zufolge kam es zu 196 COVID-19-Fällen, von denen 185 Fälle in der Placebo-Gruppe auftraten und elf Fälle in der mit mRNA-1273 geimpften Gruppe. Nach Berechnungen von Moderna ergibt sich daraus eine Impfstoffwirksamkeit (Punktschätzung) von 94,1 Prozent. Zudem kann Moderna berichten, dass alle 30 schweren Fälle mit COVID-19 ausschließlich in der Placebogruppe auftraten, was sekundärer Endpunkt der COVE-Studie war. Auch der einzige COVID-19-bedingte Todesfall in der Studie sei Teilnehmer im Placebo-Arm der Studie gewesen.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Neben den positiven Wirksamkeitsergebnissen informiert Moderna zudem über beantragte Zulassungen in den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union. Am 30. November 2020 wurde ein Antrag auf bedingte Zulassung (Conditional Marketing Authorization) bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) sowie in den USA zur Notfallgenehmigung (EUA, Emergency Use Authorization) gestellt. Moderna schien das erste Pharmaunternehmen zu sein, das einen Antrag auf Zulassung für einen Corona-Impfstoff in der EU stellt. Doch Biontech / Pfizer legte am gleichen Tag nach. In den USA war Biontech / Pfizer Moderna zuvorgekommen. Sie stellten bereits am 27. November 2020 einen Antrag auf EUA für ihren Impfstoffkandidaten BNT162b2 bei der Food and Drug Administration (FDA). Moderna zufolge will das „Vaccines and Related Biological Products Advisory Committee“ – der Beratungsausschuss für Impfstoffe und verwandte biologische Produkte der FDA – am 17. Dezember 2020 die Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit von mRNA-1273 evaluieren, für die Biontech / Pfizer-Vakzine BNT162b2 ist der 10. Dezember 2020 anberaumt.

Schnelle Auslieferung geplant

Sowohl Moderna als auch Biontech / Pfizer rechnen noch im Dezember mit den Notfallgenehmigungen und bekräftigen, sodann auch mit der Auslieferung der Vakzinen beginnen zu können. Beide Impfstoffe, wie auch AZD1222 von AstraZeneca, prüft die EMA bereits in einem sogenannten Rolling-Review-Verfahren. Zur Erklärung: Das Rolling-Review-Verfahren ist ein Regulierungsinstrument, das die EMA nutzen kann, um ein vielversprechendes Arzneimittel während eines Notfalls im Bereich der öffentlichen Gesundheit – wie der aktuellen Corona-Pandemie – zu bewerten. Normalerweise müssen alle zulassungsrelevanten Arzneimitteldaten zu Beginn des Evaluationsverfahrens eingereicht werden. Im Fall einer gleitenden Überprüfung werden die Berichterstatter des Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) ernannt, während die Entwicklung noch in Gang ist, und die Rapporteure begutachten alle Daten, sobald sie verfügbar sind. Ziel ist, ein dringend benötigtes Arzneimittel oder einen Impfstoff so schnell wie möglich verfügbar zu machen.

Notfall-Listung der WHO

Laut Moderna laufen Rolling-Reviews auch bei Health Canada, SwissMedic, der britischen Arzneimittel- und Gesundheitsprodukt-Regulierungsbehörde (MHRA), in Israel und in Singapur. Zudem wolle man bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Präqualifikation (PQ) und / oder ein Emergency Use Listing (EUL) anstreben. Das Notfall-Listungsverfahren seitens der WHO (Emergency Use Listing Procedure, EUL) ist ein risikobasiertes Verfahren zur Bewertung und Auflistung nicht lizenzierter Impfstoffe, Therapeutika und In-vitro-Diagnostika mit dem Ziel, die Verfügbarkeit dieser Produkte für Menschen, die von einem Notfall im Bereich der öffentlichen Gesundheit betroffen sind, zu beschleunigen. |

 

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.