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„Antikörpertests sind nicht das, was wir brauchen“
Apothekerverband Nordrhein für Corona-Selbsttests
Eine Blitzumfrage des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR) hat ergeben, dass Corona-Schnelltests in Apotheken am stärksten von Laien nachgefragt werden. Diese Schlagzeile schaffte es am gestrigen Abend sogar in den Ticker der Tagesschau. Der Apothekerverband analysierte per Umfrage unter 250 Mitgliedern, dass die Nachfrage von Ärzten, Praxen, Pflegediensten, Pflegeheimen und Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kitas dagegen vergleichsweise gering ausfalle. In zahlreichen Kommentaren würden Apotheker und Apothekerinnen jedoch beklagen, Corona-Schnelltests aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht an Laien abgeben zu dürfen. Ein Umstand, den die ABDA in einer Mitteilung gestern bekräftigte: Zwar seien das Bundesministerium für Gesundheit sowie die für die Aufsicht zuständigen Landesministerien darüber einig geworden, dass es Apotheken gestattet sei, symptomlose Menschen auf Corona-Antigene zu testen. Der Verkauf von Selbsttests an Laien in den Apotheken bliebe der ABDA zufolge aber nach wie vor verboten.
Dieses Verbot steht für Thomas Preis im Widerspruch zum akuten Bedarf in der Bevölkerung, den der AVNR mit seiner Blitzumfrage abgebildet hat: „Das ist ein klares Signal, dass endlich zuverlässige Tests entwickelt werden und auf den Markt kommen müssen, die auch von Laien einfach umgesetzt werden können.“
DAZ: Herr Preis, die Umfrage Ihres Verbandes kommt zu dem Ergebnis, dass sich viele Menschen Corona-Selbsttests wünschen. Die Konsequenz wäre also, dass Apotheken statt der Durchführung lediglich die Abgabe der Tests übernehmen und die Laien sie dann zu Hause selbst machen. Haben Sie sich von dem Gedanken gelöst, dass die Testungen in den Apotheken stattfinden?
Preis: Nein, im Gegenteil. Natürlich ist es für Bürgerinnen und Bürger besser, sich von geschulten Mitarbeitern einer öffentlichen Apotheke testen zu lassen. Doch die Tests in den Apotheken sind nur bei symptomfreien Patienten möglich. Also jeder Patient, der über Halsschmerzen klagt, wäre kein Fall für die Testung in der Apotheke. Ein selbst durchzuführender Test wäre dagegen möglich. Auch wird nicht jede Apotheke selbst Abstriche machen wollen oder aufgrund fehlender räumlicher und personeller Voraussetzungen nicht machen können.
DAZ: Nun gibt es ja bereits Corona-Selbsttests auf dem Markt – allerdings nur auf Antikörper. Diese unterscheiden sich in zweifacher Weise von den Antigentests: Einerseits handelt es sich um einen Bluttest und nicht um einen Nasopharynx-Abstrich, andererseits kann das Ergebnis höchstens auf eine durchgemachte Infektion hindeuten. Wie kann es gelingen, die Bevölkerung zu den viel bedeutsameren, aber unangenehmeren Antigentests zu bringen?
Preis: Antikörpertests sind nicht das, was wir brauchen. Sie sagen nichts über eine aktuelle Infektion aus. Deshalb sollte man Kunden vor deren Anwendung warnen. Das Interesse an Antigentests ist aber umso stärker da. Aber Antigen-Schnelltests dürfen aktuell auch aufgrund der schwierigen Anwendung nur durch geschultes Personal angewandt werden. Da muss vonseiten der Hersteller weitere Entwicklungsarbeit geleistet werden. Das so etwas auch möglich ist, zeigen verschiedene Projekte wie zum Beispiel mit Mundspüllösungen, die nach Gurgeln ausgewertet werden. So werden zum Beispiel auch schon seit März dieses Jahres alle Mitarbeiter der städtischen Kliniken in Köln so getestet. Die Auswertung führt aber noch ein Labor durch.
„Jeder Patient, der über Halsschmerzen klagt, wäre kein Fall für die Testung in der Apotheke.“
DAZ: Die Adhärenz steht und fällt mit der Anwendung. Haben Sie selbst mal einen Nasopharynx-Abstrich bei sich durchgeführt?
Preis: Ja. Nach Einweisung durch einen Arzt und nach einer Kurzanweisung durch einen entsprechenden Videofilm des Herstellers. Das ist kein Hexenwerk. Eine Arbeitsgruppe um den bekannten Berliner Virologen Drosten hat bereits in umfangreichen Testreihen festgestellt, dass die Selbsttests durch Laien sehr gute Ergebnisse abliefern. Die Studie soll in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Besonders gute Erfolge sind sogar zu erwarten wenn man vom Nasenrachenabstrich hin zu einem Nasenabstrich kommt. Große Testhersteller arbeiten schon an der Evaluierung dieser angenehmeren Art Proben zu nehmen.
DAZ: Sehen Sie keine Gefahr darin, dass sich die Menschen von professionellen Testzentren zukünftig fernhalten und zu Hause irgendwie versuchen, bei sich selbst oder Familienmitgliedern Testungen durchzuführen?
Preis: Jeder Test ist wichtig. Dabei gilt es zu beachten, dass man – falls der Test durch falsche Anwendung negativ ist –, zentrale Vorsichtsmaßnahmen wie die „AHA-Regeln“ nicht außer Acht lassen darf. Aber es besteht eben auch wenigstens die Chance, dass bei Testungen auch positive Tests auftreten. Wenn man gar nicht testet, kommen solche positiven Testergebnisse gar nicht erst zum Vorschein. Und falsch positive Tests sind auch hinnehmbar bzw. können nicht ausgeschlossen werden. Bei jedem positiven Test, auch den falsch positiven ist aber dann in jedem Fall ein PCR-Test notwendig.
DAZ: Ein Argument in Ihrer Pressemitteilung ist auch, dass der Geldbeutel der Bürger bei den Selbsttests spürbar entlastet würde. Sollte die politische Botschaft nicht eher sein, dass die Regierung professionell durchgeführte Corona-Tests bezahlen oder wenigstens subventionieren sollte?
Preis: Das wäre natürlich auch sehr wichtig. Trotzdem wird es auch Bürgerinnen und Bürger geben, die Corona-Schnelltests selber durchführen wollen. Das ist ja bei anderen Selbsttestungen auch möglich. Dafür müsste aber auch noch vom Gesetzgeber geändert werden, dass Corona-Infektionen als eine meldepflichtige Infektion nicht mehr dem Gesundheitsamt gemeldet werden müssen. Wenn wir nicht bald die Zahl der Corona-Infektionen senken können, kann ich mir aber sehr gut vorstellen, dass es der Gesetzgeber in einem weiteren Schritt ermöglicht, dass Schnelltests für die Selbstanwendung im Laufe des nächsten Jahres freigegeben werden.
DAZ: Herr Preis, vielen Dank für das Gespräch. |
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