Therapien im Gespräch

Keine Macht dem Diabetes!

Wie dem erhöhten Blutzucker der Kampf angesagt wird

mab | Schätzungen zufolge leidet weltweit einer von elf Menschen an einem Diabetes mellitus. Tendenz steigend. Grund genug, die Erforschung neuer Therapeutika auch in diesem Jahr weiter voranzutreiben. Neben einem neuen Glucacon-Like-Peptide-Rezeptoragonist wartet auch eine neue Insulinformulierung auf.
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Kinder, die wahrscheinlich einen Diabetes mellitus Typ 1 entwickeln, sollten möglichst früh ausfindig gemacht werden, auch um das Risiko von lebensgefährlichen Ketoazidosen zu vermindern. Daher werden inzwischen in Pilotstudien Screenings bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt (s. DAZ 6, S. 52). In einer Studie wird beispielsweise das Blut der Kinder auf die Antikörper gescreent, welche die insulinproduzierenden Betalangerhanszellen zerstören. Eine andere Pilotstudie sucht dagegen gezielt genetische Risikofaktoren. Um die klinische Manifestation des Typ-1-Diabetes zu vermindern oder bestenfalls zu verhindern, kommen verschiedene Behandlungsmethoden zum Einsatz. Durch die orale Gabe von Insulin wird versucht eine Immun­toleranz zu induzieren. Um der Autoimmunreaktion zu Leibe zu rücken, die dem Typ-1-Diabetes zugrunde liegt, setzt man zudem auch Immuntherapeutika ein, die das Gleichgewicht zwischen autoreaktiven und regula­torischen T-Zellen wiederherstellen sollen. Neben Abatacept (Orencia®), einem monoklonalen Fusionsprotein, das bereits aus der Therapie der rheumatoiden Arthritis bekannt ist, kommt hier auch der monoklonale Antikörper Teplizumab zum Einsatz. Erste Studien zu den beiden Arzneistoffen lieferten vielversprechende ­Ergebnisse.

Rotaviren unter Verdacht

Die Oberflächenproteine von Rotaviren ähneln den Oberflächenproteinen von insulinproduzierenden Zellen. Eine Hypothese besagt, dass nach einer durchlebten Rotavirus-Infektion die gebildeten Antikörper sich möglicherweise gegen die insulinproduzierenden Betazellen richten, und diese so zerstören. Ob eine frühe Impfung gegen Rotaviren einem Typ-1-Diabetes vorbeugen kann, ist weiterhin unklar. Daten aus Ländern wie USA und Australien konnten jedoch einen Rückgang an Neuerkrankungen mit Typ-1-Diabetes nach einer solchen Impfung zeigen. Es bleibt also spannend in der Prävention des Typ-1-Diabetes.

Neuigkeiten auch für Typ-2-Diabetiker

Auch in der Therapie des Typ-2-Diabetes hat sich etwas getan: Seit Januar 2020 steht der dritte Glucacon-Like-Peptide(GLP)-1 Rezeptoragonist Semaglutid dem deutschen Markt zur Verfügung (s. DAZ 9, S. 31). Seinen Zusatznutzen hat der Arzneistoff nicht nur einmal bewiesen: So konnte er signifikant den HbA1C-Wert senken, das Gewicht reduzieren und aber auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um 26% vermindern. Ein Gewinnertyp! Bei den Insulinen hat die neue Insulin-lispro-Formulierung einiges zu bieten: Das Insulin enthält zum einen das Prostacyclin-Analogon Treprostinil, das die lokalen Blutgefäße erweitern soll, das beigefügte Citrat soll die Permeabilität des Insulins verbessern (s. DAZ 38, S. 34). Dadurch wird das Insulin schneller absorbiert und die Wirkung tritt schneller ein, wodurch es insbesondere für postprandiale Hyperglykämien eine Behandlungs­option darstellt. Trotz dem neuartigen Prinzip, kann es dabei nicht zu den gefürchteten Hypoglykämien kommen. In Studien konnte gezeigt werden, dass Diabetiker mit dem neuen Insulin länger im Zielbereich der Blutglucose lagen. Dagegen steckt das Insulin Icodec noch in seinen Kinderschuhen (s. DAZ 51, S. 43): In einer Phase II Studie konnte es sich aber schon überzeugend beweisen, und hat trotz nur einmal wöchentlich notwendiger Injektion den Blutzuckerwert signifikant gesenkt. |

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