Gesundheitspolitik

Kommt bald die COVID-19-Impfung in der Apotheke?

Söder will Impfturbo starten / TK-Umfrage: 2 von 3 würden sich in der Apotheke impfen lassen

cha | Derzeit sind die Impfstoffe gegen COVID-19 noch eher knapp, doch das dürfte sich in Kürze ändern. Dann könnte mehr Impfstoff vorhanden sein, als Impfzentren, Arztpraxen und Betriebsärzte in kurzer Zeit verimpfen können – die Impfkampagne würde ins Stocken geraten. Daher gibt es schon seit einiger Zeit Forderungen aus der Apothekerschaft, dass dann auch die Apotheken ein Impfangebot machen sollten – wie es bereits in etlichen anderen Ländern der Fall ist. Auch die Politik sieht darin offenbar einen gangbaren Weg: Nachdem bereits kürzlich der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern Sebastian Ehlers die Einbindung der Apotheken in die Impfkampagne gefordert hatte, legte nun mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder ein politisches Schwergewicht nach: „Auch in Apotheken sollte geimpft werden“, forderte er in der „Welt“. Es dürfe kein Impfstoff liegen bleiben, und vor Ort müsse es schnell gehen – ohne Wartezeiten, so Söder weiter.

Aus der Apothekerschaft werden schon seit einiger Zeit Stimmen laut, die eine Einbeziehung der Apotheken in die Impfkampagne fordern. So äußerte der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein Thomas Preis: „Wenn es im Laufe des Sommers ein Überangebot an Impfstoffen gibt, müsste man überlegen, die Apotheken in das Impfgeschehen einzubeziehen. So könnte die Impfkampagne schneller voranschreiten.“ Diese Forderung wurde vielfach in den Medien aufgegriffen und sogar in der „Bild“ zitiert.
 

© Kai Felmy


Nun, da die verfügbaren Impfstoffmengen spürbar zunehmen, greift offenbar auch in der Politik die Sorge um sich, dass Impfzentren und Arztpraxen zum Nadelöhr der Impfkampagne werden könnten. Daher forderte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in der „Welt“, man müsse sich frühzeitig auf den Moment vorbereiten, an dem die Priorisierung falle. Wörtlich äußerte er: „Generell gilt: Wir brauchen Ärzteteams, die in mobilen Impfstationen in Supermärkten impfen können. Auch in Apotheken sollte geimpft werden.“

Erwartungsgemäß fielen die Reaktionen auf diese Forderung unterschiedlich aus. Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) bezeichnete den Vorschlag Söders als „abwegig und nicht zielführend“. Es gebe in Deutschland „ein exzellent ausgebautes ambulantes Versorgungsangebot mit einer hohen Flächendeckung“, das nicht vergleichbar sei mit anderen Staaten, in denen weite Entfernungen zur nächsten Arztpraxis oder Klinik zurück­gelegt werden müssten und in denen Hilfskonstruktionen wie die Impfung im Supermarkt durchaus Sinn machen könnten. Voraussetzung für Impfungen im großen Maßstab sei, „dass von der Politik und dem Großhandel endlich ausreichend Impfstoffe für die Praxen zur Verfügung gestellt werden“.

Die ABDA signalisierte dagegen umgehend Zustimmung. „Verschiedentlich werden jetzt Forderungen aus der Politik laut, auch in Apotheken zu impfen. Wenn wir in dieser Situation mit dem Impfen in unseren niedrigschwellig zu erreichenden Apotheken vor Ort dazu beitragen können, dass das Land schneller aus der Pandemie kommt, dann machen wir das“, teilte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening mit.

Der Verbandsvorsitzende Preis denkt dabei schon einen Schritt weiter. Für den Fall, dass in den Apotheken tatsächlich geimpft wird, fordert er: „Dabei muss man schon jetzt an eine ausreichende Honorierung denken. Es darf nicht wieder so sein wie bei den Bürgertests, dass die Apotheken für die gleiche Leistung schlechter als die Ärzte bezahlt werden.“ Dabei müssten auch die Aufwendungen berücksichtigt werden, die auf die Apotheken im Vorfeld der Impfungen zukämen.

Zwei Drittel würden sich in der Apotheke impfen lassen

Bei den Bürgern würde die Politik mit einem Impfangebot in der Apotheke offene Türen einrennen – das zeigt der aktuelle TK-Meinungspuls 2021. Bei der im Auftrag der Techniker Krankenkasse durchgeführten repräsentativen Bevölkerungsumfrage gaben 64 Prozent der Befragten an, dass sie sich in der Apotheke impfen lassen würden bzw. das bereits getan hätten. |

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