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Wirtschaft
Der moderne Weg zum langfristigen Vermögensaufbau
Teil 2: ETFs als Alternative zu anderen Vorsorgemöglichkeiten
Ein ETF (engl.: Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Indexfonds, der die Zusammensetzung eines Markt-Index nachbildet. Ein hierzulande bekannter Index ist z. B. der DAX (Deutscher Aktienindex). In ihm sind die 30 größten und umsatzstärksten deutschen Börsenunternehmen notiert. Ein DAX-Indexfonds investiert also in Aktien dieser 30 Unternehmen und setzt auf langfristige Wertsteigerung. Dabei gilt er als „passives Investment“: Man investiert in den Fonds und wartet die Kursentwicklung ab. Es steht also kein Fondmanager dahinter, der durch ständiges Umschichten der Aktienanteile den Ertrag möglichst zu steigern versucht.
Es gibt verschiedene Arten von ETFs, wie z. B. Aktien-, Anleihen- oder Immobilien-ETFs. Mit einem ETF kann man zielgerichtet in globale Märkte investieren. Der gewünschte Index wird dabei durch die Aktienauswahl möglichst genau nachgebildet.
Wie sicher ist ein Aktien-ETF?
Im Gegensatz zu Einzelaktien bietet ein Aktien-ETF durch seine breitere Streuung ein geringeres Anlagerisiko. Im weltweit aufgestellten MSCI-World-Index sind 1600 Wertpapiere aus 23 Industrieländern vertreten. Geht nun ein Unternehmen aus diesem breiten Index bankrott, sind die Auswirkungen für den Anleger wahrscheinlich nur minimal – er hat ja noch in 1599 andere Firmen investiert.
ETFs gelten zudem, wie auch aktiv gemanagte Investmentfonds, als Sondervermögen. Das angelegte Kapital ist somit im Falle einer Insolvenz der Kapitalverwaltungsgesellschaft (etwa der Bank) geschützt.
Welche Möglichkeiten der Risikominimierung gibt es?
Je nach Risikoneigung kann man das ETF-Portfolio in einen Anlagemix aus Aktien und Anleihen aufteilen. Man unterscheidet zwischen dem risikoarmen Teil, der beispielsweise in europäischen Staats- oder Unternehmensanleihen anlegt, und dem risikobehafteten Teil, der vorwiegend in globale Aktien investiert. Bei einem Mix sollte das Portfolio regelmäßig auf die ursprüngliche Risikostrategie überprüft und angepasst werden (Rebalancing).
Weiter minimieren kann man das Risiko, indem man einen möglichst langen Anlagehorizont mitbringt. Vorübergehende Börsenabschwünge sind völlig normal und können mit ausreichend Geduld wieder ausgeglichen werden. Die Strategie sollte daher nach einem disziplinierten Buy-and-Hold-Ansatz erfolgen.
Welche Vorteile bietet ein ETF?
Ein ETF ist besonders transparent, da er die im Index enthaltenen Werte bündelt und nachbildet. Die Zusammensetzung der einzelnen Positionen nach Anlageregionen und -sektoren lässt sich im „Factsheet“, den obligatorischen Anlegerinformationen, recherchieren. Auch sind ETFs im Vergleich zu klassischen Investmentfonds besonders kostengünstig, da aufgrund der Indexnachbildung kein Fondsmanagement notwendig ist. Und es fallen in der Regel keine Ausgabeaufschläge (Vertriebsprovision bis zu sechs Prozent vom Anlagebetrag) an. Wegen ihrer täglichen Handelbarkeit an der Börse gelten ETFs als sehr liquide und flexibel. Sie bieten die einfache und komfortable Möglichkeit, mit einer einzigen Ausführung sehr breit diversifizierte Märkte in seinem Portfolio abzubilden.
Sieben Tipps zur Geldanlage in ETFs
1. Bestimmen Sie Risikoneigung und Anlagehorizont.
2. Teilen Sie die Anlage in einen risikoarmen und einen risikobehafteten Teil.
3. Berücksichtigen Sie eine globale Diversifikation.
4. Verfolgen Sie einen prognosefreien und langfristigen Buy-and-Hold-Ansatz.
5. Kontrollieren Sie die eigenen Emotionen.
6. Vermeiden Sie zu hohe Gebühren.
7. Überprüfen Sie jährlich Ihr Portfolio (Rebalancing).
Welche Nachteile bringt ein ETF mit sich?
Aufgrund der Nachbildung des jeweiligen Index darf man bei dem Investment in ETFs keine Rendite erwarten, die über die allgemeine Börsenentwicklung hinausgeht. Man ist immer nur so gut wie der Markt an sich.
Wo und wie kann man einen ETF handeln?
Um einen ETF zu handeln, benötigen Sie ein Wertpapierdepot. Die Eröffnung dieses Depots kann wahlweise über eine Bankfiliale, eine Direktbank oder eine Depotbank erfolgen. Sie können einen ETF entweder als Einmalanlage oder als Sparplan ausführen. Bei höheren Anlagesummen und langfristigen Investments lohnt es sich, zuvor mit einem Experten eine Analyse Ihrer Risikobereitschaft und des Anlagehorizonts vorzunehmen. Der Berater hat den Überblick über die Fülle angebotener ETFs und kann die für Sie geeigneten empfehlen.
Nachhaltigkeit als Anlagekriterium?
Viele Anleger möchten mittlerweile bei ihren Investments auch Ansprüche an Umweltschutz und Nachhaltigkeit berücksichtigt sehen. Die Kategorie der ESG-ETFs (Environmental, Social and Governance) wählt dafür bestimmte Anlagemöglichkeiten anhand eines Punktesystems nach Kriterien wie Umweltaspekt oder Unternehmensführung aus. Kontroverse Branchen werden aus diesen ETFs ausgeschlossen; dafür gibt es verschiedene ESG-Abstufungskriterien. Noch konsequenter wird bei der SRI-Variante (Socially Responsible Investing) verfahren, da man hier zusätzlich auf die Anlage in ethisch bedenklichen Branchen verzichtet. Bei einer Low-Carbon-Variante liegt der Fokus auf Branchen mit verringertem CO2-Ausstoß.
Wie hoch war die historische Wertentwicklung?
Ein Praxisbeispiel zum MSCI-World-Index:
Wertentwicklung
5 Jahre: 10,87% p. a.
10 Jahre: 10,19% p. a.
20 Jahre: 5,82% p. a.
Stand 30.11.2020, Quelle: msci.com
Achtet man speziell auf das Beispiel der 20-jährigen Wertentwicklung, sieht man den Einfluss von Krisen auf die Rendite. In diesen Zeitraum fielen Krisen wie die Dot-Com-Krise, der 11. September, die Weltwirtschaftskrise, der Brexit und die Corona-Krise. Trotz aller Krisen verzeichnete man in diesem Zeitraum eine durchschnittliche Wertentwicklung von 5,82 Prozent pro Jahr. |
Den ersten Teil dieses Beitrags, der sich mit dem Thema „Meilensteine aus über 70 Jahren empirischer Finanzmarktforschung“ befasst, finden Sie in AZ 2021, Nr. 23, S. 5.
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