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Wirtschaft
Apotheke mit RNA-Drucker
Curevac-Gründer Hoerr erwartet Paradigmenwechsel
Während seiner Dissertation an der Universität Tübingen entdeckte Ingmar Hoerr im Jahr 1999 das Potenzial der Ribonukleinsäure. Doch während die auf der mRNA-Technologie basierenden COVID-19-Impfstoffe von Biontech und Moderna bereits am Markt sind, rechnet das von Hoerr mitgegründete Unternehmen Curevac, das schon seit vielen Jahren an mRNA-Impfstoffen forscht, mit einer Zulassung für seine Corona-Vakzine erst im Frühjahr. Hoerr betont im Interview mit der FAZ jedoch, dass Curevac einen bezahlbaren und gut haltbaren Impfstoff entwickeln wollte, der sich auch für ärmere Länder eigne – das habe man geschafft.
Spannend sind auch die Vorstellungen, die Hoerr von der Krebstherapie der Zukunft hat. Zwar erwartet er bei diesem „dicken Brett“ so schnell keine Durchbrüche, aber es zeichne sich ein Paradigmenwechsel ab. „Es wird in den Apotheken in Zukunft vielleicht eine Art Drucker geben, die lokal RNA-Medikamente herstellen können“, erklärt Hoerr. Wenn jemand Krebs habe, könne man analysieren, wo die Krebszellen ihren Schwachpunkt haben, und mit dem Drucker einen Impfstoff gegen genau diesen Schwachpunkt herstellen – ganz individuell. Verändere sich etwas in den Zellen, könne man den Impfstoff entsprechend anpassen.
Hoerr erwartet einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel, „weg von der Big-Pharma-Industrie“. Für bisher unheilbare Krankheiten werde „der Schwenk kommen zu individualtherapeutischen Therapien – in Arztpraxen, in Apotheken“. Bei diesem Paradigmenwechsel könne Corona der Zündfunke sein.
Eine Exekutivfunktion will Hoerr, der im Frühjahr wegen einer Hirnblutung wochenlang im Koma lag und deshalb die Führung von Curevac abgab, nicht mehr übernehmen. „Aber erst wenn man RNA-Medikamente in den Apotheken ausdrucken kann, werde ich mich langsam zurückziehen“, kündigt er – lachend – in der FAZ an. |
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