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Management
Wunsch und Wirklichkeit
Wie nützlich Hindernisse für gute Vorsätze sind
Um seine Ziele zu erreichen, gibt es die unterschiedlichsten Herangehensweisen. Die einen schreiben Listen mit Jahreszielen, wobei sie auf die positive Formulierung der Ziele achten. Diese Ziele sind es wert, erreicht zu werden, und realistisch gewählt. Die anderen arbeiten mit Methoden, die die Einstellung zum Ziel hinterfragen, versuchen Überzeugungen zu verändern oder Anreize zu erhöhen. Braucht es da noch eine weitere Technik? Vielleicht eine, die durch eine einfache Anwendung bei hoher Wirkstärke besticht.
Die Professoren für Psychologie Gabriele Oettinger und Peter M. Gollwitzer (New York University und weitere) haben eine Methode entwickelt, die eine klare Struktur hat, in fünf bis zehn Minuten durchzuführen ist und sich sowohl für die Umsetzung von kurzfristigen als auch langfristigen Zielen eignet. Bei der WOOP-Methode finden Sie heraus, was Sie wirklich wollen, und kommen zügig ins Handeln.
Das Akronym WOOP steht für Wish (Wunsch), Outcome (Ergebnis), Obstacle (Hindernis) und Plan – und so funktioniert es:
- Wish (Wunsch)
Es beginnt mit der Formulierung des Wunsches, den Sie haben. Ein Anliegen, was Ihnen am Herzen liegt, machbar ist, aber auch eine Herausforderung darstellt. Um sich Wünsche zu erfüllen, braucht es die Selbstverpflichtung und ein Ziel mit genug „Zugkraft“.
Die Beschreibungen des Wunsches sowie im Folgenden des Ergebnisses und des Hindernisses sollten nur ein paar Worte (drei bis sechs) umfassen. Eine knappe Aussage dient dazu, sich auf eine Sache zu fokussieren. Nehmen Sie sich nach jedem Schritt einen Moment Zeit und stellen Sie sich Ihre Antwort bildlich vor.
- Outcome (Ergebnis)
Als Nächstes fragen Sie sich: „Was wäre das Allerbeste, wenn mein Wunsch in Erfüllung gehen würde?“ Eine positive Zukunftsvorstellung hilft dabei, Missstände aufzudecken und zu erkennen, wo einem etwas fehlt. Die Bedürfnisse werden deutlicher und lassen sich als Wegweiser für die nächsten Schritte nutzen.
Wer sich seine Zukunft zu rosig ausmalt, ist gefühlt schon am Ziel und strengt sich weniger an.
- Obstacle (Hindernis)
Jetzt ließe sich das Ziel ganz bequem erreichen, wenn es nicht einige Hindernisse gäbe. Oft stehen wir uns sogar selbst im Weg. Bei guten Vorsätzen, aber auch bei Zielvorgaben wird häufig nicht über die vermutlich auftretenden Unwägbarkeiten nachgedacht. Eine ausschließlich positive Betrachtungsweise bringt nicht nur Vorteile. Wer sich seine Zukunft zu rosig ausmalt, ist gefühlt schon am Ziel und strengt sich weniger an. Deswegen ist die Frage nach Hindernissen umso wichtiger und bringt eine realistische Note mit sich: „Welche äußeren Einflüsse und innerlichen Überzeugungen hindern mich daran, den Wunsch wahr werden zu lassen?“ Vielleicht gibt es einen verdeckten Gewinn. Irgendetwas, was im Moment so gut ist, wie es ist, und verloren gehen würde, wenn der Wunsch sich erfüllt. Oder es ergibt sich eine nicht händelbare Herausforderung, wenn sich der Wunsch erfüllt. Wie gehen Sie damit um?
Manchmal stellt sich erst bei der Beschreibung der Hindernisse heraus, dass der Wunsch doch etwas unrealistisch war, dann lässt er sich nachträglich anpassen. Oder Sie erkennen, dass das Ziel außerhalb Ihres Einflussbereiches liegt, dann schützt die Methode davor, hinter etwas herzujagen, das Sie nicht erreichen können, oder Zeit und Nerven für etwas zu investieren, das Sie nicht ändern können.
- Plan
Der Plan sollte sich damit beschäftigen, wie sich das vermutliche Hindernis überwinden lässt. Andernfalls prallt lediglich ein Wunschgedanke auf die Realität und alles bleibt beim Alten. Was also können Sie tun, um am Knackpunkt anzusetzen und Ihr Hindernis zu überwinden? Am besten wird der Plan als Wenn-dann-Satz formuliert nach der Vorlage: „Wenn das beschriebene Hindernis auftritt, dann werde ich Folgendes tun.“ Dadurch wird das Auftreten des Hindernisses mit einer konkreten zielführenden Handlung verknüpft. Die Wachsamkeit für das im Vorfeld identifizierte Hindernis ist erhöht und die Ausführung der definierten Reaktion sollte fast von alleine ablaufen. Die Reaktion kann ein besonderes Verhalten sein, ein stärkender Leitsatz oder anderes.
Praxisbeispiel Wenn-dann-Sätze
Nehmen wir einen der bereits genannten guten Vorsätze:
Ihr Wunsch ist es, sich in den nächsten drei Monaten gesünder zu ernähren. Wenn Sie sich diesen Wunsch erfüllen, wäre das allerschönste Ergebnis, dass Sie sich wieder wohl, entspannt und fit fühlen. Ihr größtes Hindernis ist der niemals endende Vorrat an Süßigkeiten auf dem Küchentisch der Apotheke, dem Sie gerne einen Besuch abstatten, wenn Nervennahrung nötig ist. Ihren Plan, damit umzugehen, halten Sie in dem Wenn-dann-Satz fest: Wenn ich am Küchentisch stehe, weil ich Nervennahrung brauche, dann esse ich Obst.
Falls Sie einen ähnlichen Vorsatz haben, aber der Beispielsatz für Sie nicht optimal passt, ist das kein Wunder. Sie sind Experte für Ihr Leben und Ihre Bedürfnisse, deswegen ist die Methode am wirksamsten, wenn die einzelnen Schritte von Ihnen selbst formuliert werden. Da nützen keine heißen Tipps von einer Freundin, auch wenn wir uns das bei komplexeren Fragestellungen wünschen würden.
Es ist dieses Sowohl-als-auch, was diese Methode zu einer hilfreichen Technik werden lässt. Anders als bei einer Wunschliste wird klar, dass das Ziel noch nicht erreicht ist, sondern erst die Steine aus dem Weg geräumt werden müssen.
Das kriegen wir geWOOPt
Am Anfang kommt einem dieser Ablauf vielleicht etwas sperrig vor, aber wie bei vielen Techniken braucht auch diese etwas Übung, bis sie locker-flockig von der Hand geht oder besser gesagt, bis der Ablauf sauber im Kopf durchläuft. Ab dann lässt sie sich gut in den Alltag einbauen. Sie ist überall durchführbar, wo Sie ungestört sind und sich konzentrieren können – das kann auch beim Spaziergang, in der Bahn oder im Garten sein.
Das inspirierende Ziel auf der einen Seite und die klare Vorstellung der Hindernisse auf der anderen Seite sind keine Widersprüche. Es ist dieses Sowohl-als-auch, was diese Methode zu einer hilfreichen Technik werden lässt. Anders als bei einer Wunschliste wird klar, dass das Ziel noch nicht erreicht ist, sondern erst die Steine aus dem Weg geräumt werden müssen. Das macht den Unterschied für die spätere Zielerreichung. Dieses Vorgehen wird als mentale Kontrastierung bezeichnet.
Pläne im Handverkauf
Mit der Formulierung von Wenn-dann-Sätzen lassen sich Routinen schneller etablieren, was einen Vorteil bei der Verbesserung der Compliance bieten kann. Die Formulierung eines Wenn-dann-Satzes kann gemeinsam mit dem Kunden erarbeitet werden. Ein Beispiel wäre ein Wenn-dann-Satz, um die Einnahme von Arzneimitteln besser an den Alltag zu koppeln und die Gefahr zu reduzieren, dass eine Einnahme vergessen wird. Vor allem bei neuen Medikamenten oder ungewöhnlichen Einnahmezeitpunkten bietet sich dieses Vorgehen an. Ein Beispiel wäre die Einnahme von L-Thyroxin: „Wenn ich aufwache, dann nehme ich direkt meine L-Thyroxin-Tablette, die auf dem Nachtisch liegt.“
Wichtig ist zu beachten, dass der Satz zum Kunden und seinen Lebensumständen passen muss. Er weiß am besten, wie er die Einnahme der Medikamente in den Alltag integriert. Ein vorgegebener Wenn-dann-Satz verfehlt auch hier seine Wirkung, weil er an der Realität des Kunden vorbeigeht.
Arbeiten mit App
Zum Einstieg lässt sich die Methode gut an kleinen alltagstauglichen Wünschen testen, z. B. wenn Sie abends gerne ein leckeres Essen auf dem Tisch hätten oder unbedingt noch eine Arbeit fertigstellen möchten. Den Ablauf finden Sie auch kostenlos auf der Website woopmylife.org oder per WOOP-App. Viel Spaß dabei! |
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