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Management

Personal Mastery

Führung fängt innen an

„Niemand kann aus seiner Haut“, so heißt es. Ein Grund mehr, sich innerhalb der eigenen „vier Wände“ gut umzuschauen und eine meisterliche Version von sich zu gestalten. Denn es ist nicht immer das „dicke Fell“, was uns zu einer echten Führungsperson macht, sondern eher unsere innere Strahlkraft. Personal Mastery lässt sich übersetzen als persönliche Meisterschaft, weit ab von Selbstoptimierung und Disziplin.

Den Begriff „Personal Mastery“ prägte Peter M. Senge als Direktor des Center for Organizational Learning an der MIT Sloan School of Management und Leiter der Society for Organizational Learning. Die persönliche Meisterschaft ist eine von fünf Fertigkeiten (Disziplinen), die es braucht, um eine lernende Organisation zu entwickeln. Die anderen sind die gemeinsamen Zukunftsvisionen, das Lernen im Team, das Denken im System und mentale Modelle zur kritischen Reflexion.

Dem individuellen Wachstum wird dabei eine besondere Bedeutung beigemessen, da echte und nachhaltige Veränderungsprozesse abhängig von der Entwicklung der Menschen im Unternehmen sind.

Im Detail bezeichnet Personal Mastery die Fähigkeit zur Persönlichkeitsentwicklung und Selbstführung, was mit einer Erweiterung der Fertigkeiten einhergeht im Wechsel mit Reflexionsprozessen. Entscheidend ist, dass der Mensch und sein Wirken in den Mittelpunkt gerückt werden, anstatt durch Druck von außen eine Leistungssteigerung zu erzielen. Es ist als lebenslanger, selbstbestimmter Prozess zu verstehen, in dem individuelle Themen auftauchen können wie z. B. die Verantwortung für das größere Ganze, Offenheit für Möglichkeiten oder das Bemühen um Redlichkeit.

Das Unternehmen kann diesen Prozess unterstützen, indem es eine passende Unternehmenskultur schafft, in der es möglich ist, aus eigenem Willen heraus eigene Themen anzugehen, zu verinner­lichen und umzusetzen. Besonders die Einschnitte in den letzten zwei Jahren haben viele Firmen dazu bewegt, durch die Entwicklung einer verlässlichen Unternehmenskultur Sicherheit anzubieten, die sich nicht mehr aus wirtschaft­lichem Erfolg gewinnen lässt. Es werden „Kulturbotschafter“ ein­gesetzt, um diese neue Art der Werteorientierung zu implementieren. Agilität und Entwicklung sind dabei bedeutende Werte.

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Was nervt? Was stresst? Was kann weg? Bei der Persönlichkeitsentwicklung ist es manchmal auch nötig, über seinen Schatten zu springen und Dinge völlig anders anzugehen oder gänzlich zu verändern.

Wie lässt sich die Persönlichkeitsentwicklung angehen?

Der Kern der Persönlichkeitsentwicklung ist, die Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen, Zugriff auf seine eigenen Fähigkeiten zu bekommen und in einem guten Kontakt mit sich selbst zu stehen.

Wenn Führungskräfte in diesen Prozess einsteigen, tun sie das meist mit der Intention, trotz aller Veränderungen kraftvoll, klar und zum Wohle von allen zu führen, zu gestalten und erfolgreich zu sein. Sich entfalten zu können, seine Persönlichkeit qualitativ, nachhaltig und sinnvoll zu ent­wickeln und einen Weg in die Selbstwirksamkeit zu finden, sind häufig genannte Ziele.

So individuell wie unsere Persönlichkeit sind auch die Wege zur Persönlichkeitsentwicklung. Ganz deutlich wird das bei der Ausbildung von Coaches. Eine wichtige Aufgabe von Coaching ist Zugänge zu schaffen. Das können Zugänge zu einem bestimmten Lernstoff sein, zu sich selbst, zu anderen Perspektiven, zu anderen Menschen oder Weiteres. So wird in der Coaching-Ausbildung Wert darauf gelegt, dass die Auszubildenden einen guten Zugang zu sich selbst, z. B. ihren Verhaltens- und Denkmustern sowie ihren Gefühlen, bekommen. Zu dem Zweck werden nach und nach verschiedene Methoden angeboten, wie Achtsamkeitsübungen, Auf­stellungs­arbeit oder Gestaltarbeit.

Bei Ansätzen, die nicht zu den Auszubildenden passen, folgen schnell Rückmeldungen in der Art: „Warum machen wir das? Mich den ganzen Tag mit ‚Atmen‘ zu beschäftigen, hat für mich zu wenig Inhalt.“ Wir sind häufig so sehr mit dem Außen beschäftigt, dass sich der Blick ins Innere etwas sperrig gestaltet, deswegen die breite Fülle an Zugangs­angeboten.

Wer nun die ersten Schritte auf dem Weg zur persönlichen Meisterschaft gehen möchte, sollte sich nicht irritieren lassen, dass es allem vorweg eine Suche nach dem richtigen Zugang ist. Wenn Sie mal in einem Meditationskurs gesessen haben und in aller Stille ihre Gedanken nur darum kreisten, wie Sie Ihrer Frau mitteilen, dass langes Stillsitzen einfach nicht Ihr Ding ist, dann wissen Sie, was ich meine.

Trotz aller Individualität möchte ich Ihnen ein paar Anhaltspunkte zur Verfügung stellen. Der Begriff Personal Mastery lässt sich in einzelne Bereiche unterteilen, mit denen sich eine Auseinandersetzung lohnt:

  • Werte: Wenn Sie sich in Gewissenskonflikten befinden oder Sie das Unverständnis packt, wie z. B. in der Apotheke die Mitarbeiter sich untereinander behandeln, kann es eine Frage der eigenen Werte sein. An welchen Werten orientieren Sie sich aktuell? An welchen Werten würden Sie sich lieber orientieren? Bei diesen Überlegungen fällt einem schnell auf, warum die Dinge im eigenen Leben so laufen, wie sie laufen. Mehr mag ich hier gar nicht ver­raten.
  • Wahrnehmung: Was macht mich einzigartig? Wofür schlägt mein Herz? Um sich selbst besser wahrzunehmen, sollte man eine Bestandsaufnahme vornehmen. Dabei helfen Selbstreflexion und Rückmeldungen von guten Freunden. Was ist in meinem Leben gut und soll auf jeden Fall so bleiben? Was nervt mich, was stresst mich? Was kann weg?
  • Bewusstsein: Achtsamkeit und Meditation sind gute Zugänge, um mehr Bewusstheit zu erlangen. Wem das nicht zusagt, kann sich zumindest ein kurzes Innehalten angewöhnen. Täglich drei Minuten zu sich kommen und sich nur eine Frage stellen: „Wie geht es mir gerade – körperlich, geistig und emotional?“
  • Persönliche Ziele: Persönlichkeitsentwicklung bedeutet, sich kontinuierlich zu entwickeln, Erfahrungen zu sammeln, zu lernen – und dazu sind Ziele sehr hilfreich. Unsere selbst gesteckten Ziele definieren die Richtung, in die es gehen soll, und machen bei Erreichen die Entwicklung sichtbar. Identifizieren Sie Ihre Ziele, nehmen Sie sich etwas vor und halten Sie es am besten schriftlich fest. Beginnen Sie mit dem, was Ihnen am meisten am Herzen liegt.
  • Ausrichtung: Vielleicht entdecken Sie beim drüber Nachdenken verschiedene Bereiche, die Sie angehen möchten. Meist ist es sinnvoll, sich erst mal eine Sache vorzunehmen. Sobald wir in unserem Innenleben ein Element verändern, verändern sich in der Konsequenz die äußeren Umstände. Dann verschieben sich der Fokus und die Prioritäten, man muss sich also gar nicht mit allem auf einmal abmühen.
  • Metamorphose: Springen Sie über Ihren Schatten und machen Sie etwas anderes als sonst. Nehmen Sie Herausforderungen an und suchen Sie die Veränderung. Jede neue Perspektive, jede neue Erfahrung und jeder Einblick unterstützen die Entwicklung. Reisen sind ein schönes Beispiel, wie von selbst sehen wir uns neuen Situationen und Eindrücken gegenüber. Andere Möglichkeiten, um unseren Horizont zu erweitern, sind Bücher, persönliche Berichte oder gute Gespräche. Wenn Sie einen besseren Einblick in die Erlebniswelt Ihrer Familie, Freunde und Kollegen bekommen möchten, empfehle ich Ihnen, andere Fragen zu stellen.

Gisela Schmalz, Professorin für Strategie und Ethik, gibt in ihrem Buch „Das kleine Buch der großen Fragen“ viele Inspirationen für gute Gespräche. Zuerst erscheint es ungewohnt, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen, aber die Antworten sagen erstaunlich viel aus.

Im Übrigen ist das gute, differenzierte Gespräch ein wichtiger Teil von Coachingprozessen und Persönlichkeitsentwicklung ein zentrales Thema im Coaching. Eine Empfehlung kann deswegen nur sein, in Erwägung zu ziehen, sich ein Coaching zur eigenen Entwicklung zu gönnen.

Erfolg: Persönlichkeit wichtiger als Intelligenz

Zu jedem dieser Unterpunkte gibt es noch jede Menge mehr Ansätze. Überlegen Sie, was zu Ihnen passen könnte, und pro­bieren Sie es aus. Wenn wir die lieb gewonnene Komfortzone verlassen, stellen wir fest, dass wir doch mehr aus unserer Haut herauskönnen als gedacht. Personal Mastery ist allerdings kein Allheilmittel, Sie werden Ihre Grenzen kennenlernen und diese ­akzeptieren, weil Sie erkennen, wo Ihre Stärken liegen und wie sich ein erfülltes Leben gestalten lässt. Personal Mastery ermöglicht Reflexion, eröffnet Handlungsspielräume, wirkt nach innen und strahlt nach außen. |

Anja Keck ist Fachapothekerin, Master-Coach (DGfC) und Systemische Beraterin; www.anjakeck.de

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