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Wirtschaft
Plattform versus digitale Individualität
Gesund.de startet Marktplatz am 27. September / Gehe und AHD setzen auf Online- und Webshop-Angebot
Am 27. September ist es so weit: gesund.de startet sein Web-Angebot. Laut Pressemeldung sollen Endverbraucher dort dann ihre Apotheke, das gewünschte Arzneimittel und viele weitere Informationen finden. Zudem können sich Patienten mit der Apotheke ihres Vertrauens als Stammapotheke verbinden – so sollen sie künftig noch schneller direkt dort bestellen können, bewirbt gesund.de das neue Angebot.
Als weiteres Feature werden der Mitteilung zufolge die Services der Apotheke vor Ort dargestellt. Außerdem soll es ein Bewertungssystem geben, bei dem, wie bei anderen Internet-Anbietern üblich, die Bewertungen der Kunden einsehbar sind. Später sollen gesund.de zufolge auch E-Rezepte übermittelt werden können. Bereits ab dem Start können die „normalen“ Rezepte im Web oder schon jetzt über die App, die vor einer Weile gelauncht wurde, an die Apotheke vor Ort übermittelt werden. Für die App ist zum Launch des Marktplatzes ein Update geplant. Die ersten Ansichten des Online-Marktplatzes und der App gibt es schon in einem Video-Spot auf YouTube zu sehen.
Der Start des Marktplatzes wird im Markt sicher genau beäugt werden, schließlich wurde er bereits lange angekündigt. Zunächst von der Initiative Pro AvO, die von Gehe, Sanacorp, Noventi, Rowa und dem Wort & Bild Verlag gegründet wurde und das „Booking.com“ für Apotheken basteln wollte. Allerdings kam diese Plattform, zumindest nach außen hin, über einen Namen – Apora – nie hinaus. Mittlerweile ist Pro Avo – jedoch ohne die Gehe – in gesund.de aufgegangen, das von den Pro-AvO-Gründungsmitgliedern Noventi und Phoenix ins Leben gerufen wurde. Von daher dürfte ein ganzes Stück Apora in der neuen Plattform stecken.
Gesund.de will laut seiner Mitteilung die Apotheken bei der Einrichtung und Pflege der Daten unterstützen, damit sie ihre individuellen Services und Angebote dort von Anfang an abbilden können. Ab dem heutigen Montag sollen die Apotheken in ihrem Cockpit die Daten und Angaben überprüfen, ergänzen oder ändern können, heißt es. Außerdem wird eine „Fit für gesund.de“-Schulungsreihe angeboten, bei der die Apotheken ausführlich zu den Funktionen und Möglichkeiten rund um den Marktplatz und die App informiert werden, erläutert gesund.de.
Gehe/AHD: Abgespecktes Angebot an Großhandelskunden
Einen anderen Weg schlägt der Großhändler Gehe, der mittlerweile mit Alliance Healthcare Deutschland (AHD) ein Gemeinschaftsunternehmen bildet, ein. Als einziges Gründungsmitglied der Digitalinitiative Pro Avo hatte er sich nicht der Plattform gesund.de angeschlossen. Damals wurde auf eine eigene Digitalstrategie verwiesen. Nun gaben Gehe und AHD weitere Details bekannt. Das Gemeinschaftsunternehmen setzt demnach auf das eigene Online- und Webshop-Angebot. Das wolle man für alle Kooperations- und Großhandelskunden öffnen, heißt es in der Pressemeldung.
Die Öffnung soll in mehreren Schritten erfolgen. Für Apotheken der Gehe-Kooperation „gesund leben“ gibt es schon seit 2013 einen Webseitenservice mit Webshop-Lösung. Seit August 2021 können nun auch Apotheken, die zu AHDs Alphega-Kooperation gehören, das Angebot kennenlernen. Im Herbst wird das Angebot für alle AHD- und Gehe-Großhandelskunden geöffnet, allerdings mit einem abgespeckten Leistungsangebot im Vergleich zu den Kooperationsapotheken. Features wie automatisierter Content zu den Verkaufsaktionen, Aktionen der Industriepartner, Couponing oder SEO-Maßnahmen sollen nur Letzteren zur Verfügung stehen.
Dass Gehe und AHD in ihrer Mitteilung mehrfach betonen, „auf digitale Individualität“ zu setzen, „um die Apotheke vor Ort optimal auf die Bedürfnisse ihrer Kunden auszurichten“, kann man wohl als Seitenhieb in Richtung Plattformen wie gesund.de oder ia.de auffassen. Und auch an anderen Stellen wird in der Bewerbung des Angebots stark auf den Aspekt „Individualität“ abgehoben. So heißt es, dass die Website mit Webshop nicht nur eine Schnittstelle zu E-Rezept-bezogenen Leistungen bieten soll, sondern allen lokalen Apotheken eine unabhängige und individualisierbare Lösung in einem Gesamtpaket.
Die Apotheken vor Ort seien in Digitalisierungsfragen seit geraumer Zeit mit einer Vielzahl an Angeboten konfrontiert, erklären die beiden Großhändler weiter – von denen sie sich augenscheinlich abgrenzen wollen. Auch „versteckte Kosten“ soll es nicht geben. Die monatliche Basisgebühr beinhalte alle Leistungen und über den lokalen Webshop fallen keine zusätzlichen Transaktionsgebühren für die Arzneimittelverkäufe an, erklärt Dominik von Rodde, Head of Corporate Business Development bei AHD und Gehe. „Bereits heute können wir auf Erfahrungen von mehr als 1300 Apotheken zurückgreifen und haben in den letzten Monaten weitere Features integriert.“ Laut Gehe und AHD sind das z. B. die Anbindung an das Warenwirtschaftssystem, die Abfrage und Online-Anzeige der Warenverfügbarkeit durch virtuelle Einbindung des Großhandelslagers, die Online-Bezahlmöglichkeit mit PayPal (Plus) und die Botendienstlieferung durch die Apotheke. Außerdem sollen die Apotheken die Möglichkeit haben, ihre gewünschten Produktpreise automatisiert online darstellen zu lassen. Technisch realisiert wird das Ganze vom Softwarehaus Mauve. |
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