Gesundheitspolitik

Abgabe von Schnelltests bald auch an Laien?

Bundestag stimmt über Antrag der Grünen ab / SPD-Gesundheitspolitikerin Mattheis fordert Tests „für zu Hause“

cha | Die Forderungen, dass zukünftig Antigen-Schnelltests auf COVID-19-Infektionen auch an Laien abgegeben werden dürfen, werden derzeit immer lauter. Über einen entsprechenden Antrag der Grünen wird am kommenden Donnerstag im Bundestag abgestimmt. Auch aus der SPD gibt es Zustimmung.
Foto: Stefan Kaminski

Dr. Janosch Dahmen: Selbsttests sind wichtiger Baustein in der Pandemiebekämpfung.

Bislang dürfen aufgrund der Medizinprodukte-Abgabeverordnung Antigen-Schnelltests auf SARS-CoV-2 grundsätzlich nicht an Laien abgegeben werden. Doch das könnte sich bald ändern. Schon seit einigen Wochen setzen sich die Grünen dafür ein, dass vermehrt Schnelltests genutzt werden – auch von Laien. „Schnelltests sind neben der Impfung einer der wichtigsten Bausteine in der jetzigen Phase der Pandemiebekämpfung. (...) Schnelltests müssen als Selbsttests zugelassen werden, damit sie in der Breite eingesetzt werden können“, erklärte der Bundestagsabgeordnete Dr. Janosch Dahmen, Notfallmediziner und Mitglied im Gesundheitsausschuss, bereits Anfang Januar gegenüber der AZ. Über einen entsprechenden Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stimmt der Bundestag am kommenden Donnerstag ab. Konkret gefordert wird darin u. a. eine massive Ausweitung der Kapazitäten für Schnelltests sowie die Möglichkeit, dass Apotheken diese zur regelmäßigen Selbst­anwendung abgeben dürfen.

Unterstützung bekommen die Grünen von der SPD-Gesundheitspolitikerin Hilde Mattheis. Corona-Schnelltests für zu Hause seien ein wichtiger Baustein für den Kampf gegen die Pandemie. „Nur so wird es möglich sein, neue Infektionsketten in Zukunft zu kappen“, äußerte die Bundestagsabgeordnete laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur am vergangenen Mittwoch gegenüber der „Neuen Berliner Redaktions­gesellschaft“. Es müsse daher „dringend“ ein Antigenschnelltest für die Anwendung daheim zu­gelassen werden – auch wenn Schnelltests keine 100-prozentige Sicherheit bieten. „Die Schnelltests für zu Hause würden funktionieren wie ein grobes Sieb. Wenn sie zu 60 Prozent Leute herausfiltern, die Corona-positiv sind, wäre schon viel gewonnen. Denn diejenigen würden dann nicht mehr auf der Straße unterwegs sein oder im Lebensmittelladen.“

Preis: Wichtig ist die Beratung in der Apotheke

Auch in Apothekerkreisen kann man sich durchaus vorstellen, dass Schnelltests an Laien abge­geben werden. „Wir werden der Pandemie nur Paroli bieten können, wenn wir impfen; aber wir müssen vor allem auch testen, testen, testen“, fordert Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, gegenüber der AZ. Die Studien zeigten, dass auch Laien durchaus zur Durchführung der Tests in der Lage seien. „Und wer das nicht will oder kann, der hat die Möglichkeit, sich in der Apotheke testen zu lassen.“

Ähnlich wie Mattheis argumentiert auch Preis: „Wir konzentrieren uns zur Zeit noch zu sehr auf das diagnostische Testen. Es wird immer nur gesagt, die von Laien angewandten Tests seien zu ungenau. Darum geht es aber im ersten Schritt gar nicht. Wir brauchen mehr epidemiologisches Testen. Mehr Screening durch möglichst viele Tests. Immer mehr Experten schlagen deshalb freiwilliges Selbsttesten durch Laien vor.“

Preis kann sich durchaus vorstellen, dass die Bundesregierung die Tests bald freigeben wird. Dann sei aber wichtig, dass die Abgabe nur über Apotheken erfolgen dürfe, damit auch eine entsprechende Beratung stattfinde. |

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