Wirtschaft

Nachhaltigkeit ja, aber mit mehr Unterstützung

Apobank-Umfrage bei Heilberuflern / Was sind die Treiber, was sind die Hindernisse?

cha | Das Thema Nachhaltigkeit ist – das hat nicht zuletzt der Bundestagswahlkampf gezeigt – derzeit in aller Munde. Doch welchen Stellenwert hat es in deutschen Apotheken und Arztpraxen? Was sind die Treiber und was sind die Hürden? Dazu führte die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) bei 500 selbstständigen Apothekern, Hausärzten, Fachärzten und Zahnärzten eine Online­befragung in Zusammenarbeit mit DocCheck Research durch.

Für die meisten Heilberufler ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig: Auf die Frage „Welchen Stellenwert hat für Sie persönlich das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Leben?“ antworten 27 Prozent der Apotheker „einen sehr hohen“ und 65 Prozent „einen eher hohen“. Die Antworten der anderen Heilberufler unterscheiden sich davon nur wenig. In die Praxis umgesetzt haben das allerdings viele nicht: Nur 19 Prozent der Apotheker bezeichnen ihre Apotheke als „(sehr) nachhaltig“ (8 bis 10 auf einer Skala von 1 bis 10), weitere 75 Prozent ordnen sich bei „teils/teils“ ein (4 bis 7), der Rest bei „(eher) nicht nachhaltig“ (1 bis 3). Deutlich besser schneiden die Hausärzte mit 32 Prozent, die Fachärzte mit 28 Prozent und die Zahnärzte mit 27 Prozent „(sehr) nachhaltig“ ab.

Doch welche Aspekte werden in den Apotheken konkret berücksichtigt? An erster Stelle steht das Entsorgungsmanagement (93 Prozent), gefolgt vom Energieverbrauch (85 Prozent) und „Digital vor analog“ (73 Prozent). Im Mittelfeld liegen Materialmanagement, Mobilität, Wassernutzung und Beratung von Kunden. Nur knapp jeder dritte Apotheker befasst sich beim Thema Nachhaltigkeit mit der Gebäudetechnik.

Eigene Überzeugung spielt die größte Rolle

Was sind die Treiber für mehr Nachhaltigkeit in der Apotheke? Am häufigsten genannt wird die „eigene Überzeugung für ein besseres Klima/bessere Gesundheit“ (85 Prozent), auf Platz 2 steht „soziale Verantwortung gegenüber der nachfolgenden Generation“ (77 Prozent), gefolgt von der langfristigen Senkung der Betriebskosten (54 Prozent). Bei den anderen Heilberuflern zeigt sich ein ähnliches Bild.

Anders sieht es bei den Hürden auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit aus. Zwar steht bei allen Heilberuflern an den vorderen Stellen der „Mangel an nachhaltigen Alter­nativen“ sowie zu hohe Kosten und zu hoher Aufwand. Aber vor allem Hausärzte und Apotheker beklagen, dass sie „zu wenig Unterstützung von öffentlicher Seite“ bekommen. Dabei sehen 92 Prozent der Apotheker „Politik, Standesorganisationen, Krankenkassen und Unternehmen in der Verantwortung, eine nachhaltigere Gesundheitsversorgung voranzutreiben“. Immerhin knapp drei Viertel der Apotheker sehen sich aber auch selbst in der Verantwortung, ihre Kunden „zu einer nachhaltigen und gesunden Lebensweise zu animieren“.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme im Gesundheitswesen verliert das Thema Nachhaltigkeit – zumindest im Sinne von Klimaschutz – bei den Heilberuflern aller­dings erheblich an Bedeutung. So ist immerhin gut die Hälfte der Befragten der Ansicht, dass das deutsche Gesundheitswesen „aktuell vor wichtigeren Herausforderungen (steht), als sich mit Folgen des Klimawandels zu beschäftigen“. Für besonders wichtig halten alle vier Berufsgruppen folgende Aspekte:

– Das deutsche Gesundheitswesen muss resilienter und krisensicherer gestaltet werden.

– Das deutsche Gesundheitswesen muss präventiver gestaltet werden.

– Es müssen nachhaltige Versorgungskonzepte der Zukunft ent­wickelt werden, die die flächendeckende, sektorenübergreifende Versorgung ermöglichen.

Nicht ganz so wichtig ist den Heilberuflern das Vorantreiben der Digitalisierung im Gesundheitswesen – was sich aktuell ja auch darin zeigt, dass sich die flächendeckende Einführung des E-Rezepts vor allem wegen der mangelnden Ausstattung der Arztpraxen verzögert. Dass nur gut jeder zweite Apotheker sich bei der Umfrage für das Thema begeistern kann, dürfte vor allem daran liegen, dass ein E-Rezept schneller an die EU-Versender verschickt werden kann als ein herkömmliches Papierrezept, das auf dem Postweg befördert werden muss.

Interessant ist auch, welche Kommentare einzelne Heilberufler zusätzlich abgegeben haben. So äußert eine Apothekerin: „Staatliche Förderungsanreize wären super“, eine andere sagt: „Es fehlen gute, umsetzbare, nicht mit hohen Kosten verbundene Tipps für Apotheken“, und ein weiterer Kollege betont: „Wir sind offen für Tipps und Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit & Gesundheit.“

Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apobank, fordert: „Der Wunsch nach konkreten Ideen sowie mehr Orientierung und Unterstützung von öffentlicher Seite ist ein Signal, das Entscheider und Gestalter im Gesundheitswesen aufgreifen sollten.“ |

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