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Management

Im Mittelpunkt stehen – und andere nicht hören

Kommunikationstipps: Wie Sie mit konversationellen Narzissten umgehen sollten

Konversationsnarzissten reißen Gespräche an sich – ob es passend ist oder nicht. Sie verstehen es, den Gesprächsfokus auf sich zu lenken. Der Umgang mit solchen Menschen ist nicht einfach – auch im Apothekenalltag. Doch ab wann handelt es sich überhaupt um konversationellen Narzissmus? Was steckt dahinter? Wie kann die Kommunikation – und somit auch das Betriebs­klima – verbessert werden?

Wer kennt das nicht? Manche Gespräche lassen uns unzufrieden zurück und geben uns das Gefühl, nicht gehört worden zu sein. Zum Teil begegnen wir Menschen, denen es offensichtlich an Interesse an dem Gesagten ihres Gegenübers mangelt. Dieses Verhalten stört die Kommunikation ganz erheblich. Gerade im beruflichen Umfeld kann das problematisch sein. Der Arbeitsplatz Apotheke ist zudem im hohen Maße von einer guten Kommunikation abhängig – nicht nur mit den Kunden, sondern auch innerhalb des Teams. Doch wie kann ein solcher Konversationsnarzisst erkannt und enttarnt werden? Und wie kann darauf reagiert werden? Inwieweit kann die Kommunikation dennoch gelingen?

Narzissmus – wann ist es eine Persönlichkeitsstörung?

Narzissmus kann ganz allgemein als Selbstverliebtheit beschrieben werden. Diese steht in Abgrenzung zur Selbstliebe, die als Voraussetzung gilt, sich selbst mit allen Stärken und Schwächen annehmen und andere Menschen lieben zu können. Die Nutzung des Begriffs Narzissmus bezieht sich meist auf ego­zentrische, sich selbst erhöhende, selbstsüchtige und selbstverliebte Menschen. Die Selbstbezogenheit narzisstisch geprägter Menschen dient dabei der Aufrechterhaltung eines inneren Gleichgewichts und Wohlgefühls sowie der Stärkung des Selbstwerts. Nicht immer handelt es sich jedoch um einen als pathologisch einzuordnenden Zustand. Der Begriff ist dennoch negativ konnotiert.

Narziss – Figur der griechischen Mythologie

Zum Einstieg ins Thema eine kurze mythologische Reise in die Vergangenheit: Narziss ist eine berühmte Figur der griechischen Mythologie, die für eine unheilvolle Selbstverliebtheit steht. Unter anderem beschrieb der antike römische Dichter Ovid in seinen berühmten Metamorphosen die Geschichte jenes sagenumwobenen griechischen Jünglings mit krankhafter Selbstverliebtheit. (Die Metamorphosen entstanden auf Grundlage von Geschichten der griechischen und römischen Mythologie.)

Foto: Michelangelo Merisi da Caravaggio

Wer war Narziss? In Kurzform nach Ovid: Narziss war ein schöner Jüngling, der von vielen geliebt und begehrt wurde. Diese Liebe erwiderte Narziss jedoch nie. Eines Tages, an einer einsamen Quelle sitzend, verliebte er sich auf der Stelle in sein Spiegelbild – ohne in diesem Moment zu wissen, dass es sich um sein eigenes Antlitz handelte. In der Folge musste er schmerzlich feststellen, wie es sich anfühlt, verliebt zu sein und von dem Angebeteten nicht erhört zu werden. Auch nachdem er erkannte, dass er sein eigenes Spiegelbild liebte, blieb er untröstlich. Narziss konnte den Schmerz nicht überwinden und starb schließlich an der unerwiderten Liebe.

In der vollen Ausprägung leiden narzisstische Menschen an einer Persönlichkeitsstörung mit Krankheitswert. Diese muss insofern klar abgegrenzt und definiert werden. Unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS) wird im Grunde genommen eine ganze Bandbreite von unterschiedlichen Erscheinungsformen verstanden. Allen gemein ist, dass das Leben der Betroffenen von der NPS dominiert wird. Hauptsächlich sind zwischenmenschliche Beziehungen stark gestört – obwohl die Betroffenen oberflächlich betrachtet durchaus charmant erscheinen können. Menschen mit NPS versuchen, andere Menschen zu dominieren. Gleichzeitig mangelt es ihnen an Empathie. Eine wahrhaft toxische Mischung, die zu toxischen Beziehungen führen kann.

Selbstverständlich begegnet uns nicht immer die volle – und dann auch pathologische – Ausprägung des Narzissmus. Dennoch stellt sich die Frage, inwieweit der „Kollege Narzisst“ das Betriebsklima negativ beeinflussen kann. Und wie ist dann mit ihm umzugehen?

Wie Narzissmus im Betrieb erkennen?

Ob Kollegen oder Vorgesetzte, überall im Berufsleben können uns Narzissten begegnen. Häufig bekleiden sie Führungspositionen. Das ist in gewisser Weise auf ihre Persönlichkeitsstruktur zurückzuführen. Grund ist unter anderem die besonders ausgeprägte Selbstdarstellungsfähigkeit narzisstischer Menschen. Einige Punkte erleichtern das Enttarnen eines echten Narzissten:

  • fehlende Empathiefähigkeit
  • starkes Bedürfnis nach Bewunderung
  • Kritikunfähigkeit
  • Kritik wird abgewiesen und anschließend gegen andere umkanalisiert
  • manipulatives Verhalten
  • ausgeprägte Selbstdarstellungsfähigkeit
  • Selbstverliebtheit

Interessanterweise bejahen die Betroffenen auf Nachfragen, dass sie narzisstische Züge haben oder in gewisser Weise selbstverliebt sind. Jedoch erkennen echte Narzissten den Krankheitswert nicht an. Sie sind im Gegenteil davon überzeugt, dass es sich um positive Persönlichkeitsmerkmale handelt. Diese Tatsache kann gegebenenfalls zum Erkennen eines Narzissten genutzt werden.

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Nur gemeinsam stark Auch wenn man als Chef der Dirigent der Apotheke ist, ist es wichtig, seinem Team zuzuhören. Aber es gibt auch Mittel und Wege, einen Narzissten – ob Chef oder Kollege – auf den rechten Weg zu führen.

Narzisstische Vorgesetzte verstehen – und aushalten

In der Apotheke können uns Narzissten genauso über den Weg laufen wie überall im Leben. Handelt es sich um den Vorgesetzten, ist die Situation besonders heikel. Chefs mit narzisstischen Zügen gibt es unterschiedlichster Couleur. Manipulativ sind Narzissten alle mehr oder weniger. Manchmal steht jedoch das Manipulative derart im Vordergrund, dass die Situation für die Mitarbeiter sehr kompliziert werden kann. Der Manipulator versteht es, seine Kollegen zu beeinflussen und nach seiner „Pfeife“ tanzen zu lassen. Den Umgang auf eine sachlichere Ebene zu verlagern, ist in diesen Fällen nicht einfach, da die Manipulationen meist nicht plump daherkommen, sondern subtil oder sogar charmant verpackt sein können. Erschwert wird die Situation dadurch, dass sich der Vorgesetzte, bedingt durch seine Stellung innerhalb des Teams, in jedem Fall in einer gewissen Machtposition befindet. Bei manipulativen Verhaltensweisen sollten Sie demnach besonders vorsichtig und sich zumindest der Manipulationen bewusst sein.

Narzisstische Chefs stellen zudem häufig überhöhte Anforderungen an ihre Mitarbeiter – mit entsprechend negativen Folgen für das Betriebsklima. Besonders schwierig kann sich der Umgang mit Vorgesetzten gestalten, die häufig egozentrisch und nachtragend handeln. Meist sind sie besonders ungehalten und reagieren sensibel, wenn die Dinge nicht so laufen, wie von ihnen gedacht. Ein guter Rat ist es, in diesen Situationen ruhig und besonnen zu bleiben und sich niemals provozieren zu lassen. Also ruhig Blut!

Wechselantworten ändern Gesprächsfokus

Der Begriff „Konversationeller Narzissmus“ wurde von dem Soziologen Charles Derber geprägt. In seinem Buch „The Pursuit of Attention: Power and Ego in Every­day Life“ geht Derber auf eine von Narzissten meist genutzte – und von ihren Gesprächspartnern häufig zunächst gar nicht bemerkte – Gesprächstaktik ein. Konversationelle Narzissten ziehen Gespräche immer wieder an sich, egal um welchen Inhalt es sich handelt. Sie können es nicht lange hinnehmen, dass sich Gespräche nicht um sie und ihre Belange, Ansichten etc. drehen. Das geschieht normalerweise automatisch und durchaus unbewusst.

Person A erzählt beispielsweise, dass es ihr nicht gut geht. Daraufhin wird der konversationelle Narzisst mithilfe einer sogenannten Wechselantwort reagieren. Zum Beispiel: „Mir geht es auch nicht gut, da ich in letzter Zeit immer so schlecht schlafe.“ Der Gesprächs­fokus ist so nicht mehr bei der ursprünglich sprechenden Person. Es fehlen in diesem Fall unter­stützende Antworten, die beispielsweise auf die Beschwerden der Person A eingehen.

Selbstverständlich gibt es wohl keinen Menschen, der zu 100 Prozent so reagieren würde. Auch konversationelle Narzissten reagieren teilweise (scheinbar) interessiert auf das Gesagte des Gegenübers. In Wirklichkeit wird hier jedoch das Interesse meist nur vorgetäuscht – beziehungsweise es ist nur von kurzer Dauer und ohne wahre Substanz.

Zudem gibt es auch Menschen, die im eigentlichen Sinn keine Narzissten sind, jedoch in Gesprächen genauso agieren. Diese Menschen zeigen jedoch im Falle einer Konfrontation mit der Problematik meist Verständnis für die Kritik.

Einfach mal den Spieß umdrehen

Erste goldene Regel: Wenn Sie feststellen, dass Sie Gespräche mit bestimmten Personen immer wieder mit dem unguten Gefühl zurücklassen, kaum gehört worden zu sein, dann haben Sie es wahrscheinlich mit einem konversationellen Narzissten zu tun. Und Ihr Unbehagen haben Sie wahrscheinlich zu Recht!

Gerade im beruflichen Umfeld ist es jedoch heikel, mit Narzissten umzugehen. Dem Austausch sowohl mit narzisstischen Vorge­setzten als auch mit ebensolchen Kollegen kann nicht einfach ausgewichen werden. Wie kann die Kommunikation dennoch gelingen?

Zunächst einmal ist es eine Abwägungssache, ob Sie in einen Konflikt mit der betreffenden Person treten wollen. Handelt es sich um einen echten Narzissten, dürfte dessen Reaktion negativ ausfallen. Kennzeichnend ist die fehlende Einsicht von Narzissten gepaart mit unzureichender Empathie­fähigkeit und stattdessen ausgeprägter Manipulationsfähigkeit. Handelt es sich zudem um einen Vorgesetzten, sollte genau überlegt werden, inwiefern eine Auseinandersetzung zielführend ist. Bei eher belanglosen Themen sollte davon abgesehen werden.

Ist Ihnen jedoch eine Sache sehr wichtig, könnte ein Weg darin bestehen, einfach mal den Spieß umzudrehen. Benutzen auch Sie die rhetorische Taktik der konversationellen Narzissten. Wenden Sie Wechselantworten an, um den Fokus des Gesprächs zurück auf sich selbst beziehungsweise Ihr Anliegen zu lenken. Wissen um das Gesprächsverhalten eines konversationellen Narzissten kann eine gute Voraussetzung für eine zufriedenstellendere Kommunikation sein.

Eigenen konversationellen Narzissmus überwinden

Kommunikationsnarzissmus ist ein weitverbreitetes Verhalten. Eventuell handeln auch wir entsprechend. Wie können wir unseren eigenen konversationellen Narzissmus überwinden?

1. Richtig zuhören: Anerkennen, dass es beim Zuhören zunächst einmal nicht um einen selbst geht, um die eigenen Erfahrungen, Erwartungen oder Haltungen. Es geht um das Gegenüber! Es geht um das erwartungsfreie und aufmerksame Zuhören. Und das ist teilweise schwieriger als gedacht.

2. Fragen stellen: Durch Nach­fragen signalisieren, dass wir uns tatsächlich für das Thema oder das Problem interessieren. Möglichst offene Fragen stellen: „Was genau ist passiert?“, „Wie geht es dir damit?“.

3. Selbstfokussierung vermeiden: Nicht das Gespräch auf sich selbst fokussieren. Antworten wie „Das ist mir auch schon passiert.“, „Das kenne ich.“, „Das erinnert mich an ...“ vermeiden – vor allem, wenn sie dazu führen, den Fokus zu schnell weg vom Gesprächspartner zu lenken.

4. Beim Thema bleiben: Auch wenn es manchmal schwerfallen mag, bleiben wir beim Thema und schweifen nicht ab. |

Inken Rutz, Apothekerin und freie Journalistin

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