Wirtschaft

Walgreens Boots Alliance übernimmt Gehe

McKesson Europe zieht sich aus dem Joint Venture mit Alliance Healthcare Deutschland zurück

cha | Vor gut einem Jahr wurde die Fusion von Gehe Pharma Handel, der Großhandelstochter von McKesson Europe, und Alliance Healthcare Deutschland (AHD), der Großhandelstochter von Walgreens Boots Alliance (WBA), vollzogen. Nun will McKesson den europäischen Markt vollständig verlassen und seine Anteile aus dem Joint Venture komplett an WBA abgeben.

Vor knapp zwei Jahren sorgte die Ankündigung, dass die beiden internationalen Konzerne McKesson Europe und Walgreens Boots Alliance ihr deutsches Großhandelsgeschäft zusammenlegen wollten, für viel Wirbel in der Branche. Im November 2020 war es dann so weit: Die Fusion der beiden deutschen Großhandelstöchter Gehe Pharma Handel (McKesson Europe) und Alliance Healthcare Deutschland (WBA) wurde voll­zogen. An dem neu entstandenen Großhandelsunternehmen war WBA mit 70 Prozent und McKesson mit 30 Prozent beteiligt.

Dass dieses Joint Venture schon bald Geschichte sein könnte, deutete sich bereits im Juli dieses Jahres an, als bekannt wurde, dass weite Teile des Europageschäfts von McKesson an die Phoenix-Gruppe gehen. Doch die Gehe gehörte ausdrücklich nicht dazu. Nun zieht sich McKesson vollständig aus Europa zurück, das Joint Venture und damit die Gehe wird komplett von WBA übernommen. Das neu entstehende Unternehmen dürfte vom Umsatz her in derselben Liga spielen wie Marktführer Phoenix.

„Wir sind sehr erfreut, dass wir mit McKesson eine Vereinbarung getroffen haben, mit der wir die vollständige Kontrolle über unsere gemeinsamen deutschen Großhandelsaktivitäten bekommen. Dieser neue aufregende Schritt ermöglicht es Walgreens Boots Alliance, seine Position als ein in Deutschland führender pharmazeutischer Großhändler weiter auszubauen“, erklärt Ornella Barra, Chief Operating Officer von WBA, in der Pressemeldung.

Brian Tyler, Chief Executive Officer von McKesson, fügt hinzu: „Der Verkauf unserer Minderheitsbeteiligung am Gehe-Alliance Healthcare Joint Venture in Deutschland ist Bestandteil unserer erklärten Absicht, den europäischen Markt zu verlassen und in anderweitige strategische Wachstumsmöglichkeiten zu investieren.“

Die Übernahme stehe, heißt es in der Meldung, unter Vorbehalt der behördlichen Genehmigung.

Doch wie geht es nun weiter? Im April hatte das Joint Venture an­gekündigt, dass neun Niederlassungen geschlossen und deren Geschäfte bis voraussichtlich Mitte 2022 in vollsortierte Häuser übergehen sollten. Betroffen sind davon die Niederlassungen Bayreuth, Bochum, Dresden, Günzburg, Itzehoe, Kassel, Leipzig, Osnabrück und Saarbrücken. Zudem seien Investitionen in eine neue Niederlassung geplant, mit der drei weitere Standorte – Würzburg und zweimal Nürnberg – durch einen neuen ersetzt werden sollten.

Foto: Gehe/AHD

Vorerst bleibt es bei den geplanten Schließungen

Bei diesen Plänen soll es – zumindest vorerst – auch bleiben, wie die AZ durch Nachfrage bei der Pressestelle von AHD/Gehe erfuhr. „Wir schaffen ein intelligentes und zukunfts­fähiges Netzwerk, in dessen Mittelpunkt die Gesundheitsversorgung von Millionen von Menschen steht. Ein wesentlicher Baustein ist die im April angekündigte Optimierung unseres Distribu­tionsnetzwerks. Viele unserer Kunden profitieren bereits von vollsortierten und modernen Distributionsstandorten mit hohem Automatisierungsgrad“, heißt es in der Antwort.

Aber Änderungen werden offenbar durchaus angedacht: „Als Unternehmen, das sich konsequent weiterentwickelt, betrachten wir die Optimierung unseres Distributionsnetzwerks bezüglich Stand­orte, Technologie und Service als dauerhafte Aufgabe. Dazu zählen regelmäßige Analysen sowie Benchmark-Vergleiche an allen Standorten.“

Am Firmensitz der Gehe in Stuttgart sowie an der Geschäftsführung will man ebenfalls festhalten: „Frankfurt bzw. Stuttgart sind die Hauptsitze der jeweiligen GmbHs. Die Transaktion zwischen McKesson und WBA steht nicht im Zusammenhang mit Veränderungen in der Unternehmens­führung“, so die Pressestelle.

Nicht zu vergessen sind auch die beiden Apothekenkooperationen Alphega und „gesund leben“. Hierzu führt die Pressestelle aus: „Die beiden Kooperationsmarken bleiben erhalten. Das Zusammenwachsen von alphega und gesund leben zu einer modernen, starken Kooperationsfamilie ist ein Gemeinschaftserfolg. Beide Kooperationen verbindet das gemeinsame Ziel, Apotheken vor Ort in ihrer Schlüsselrolle im Gesundheitswesen zu unterstützen. Stets mit dem Ziel, dass die lokale Apotheke zum Zentrum für Gesundheit wird.“ |

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