Ärzte uneins über Impfstoff

Ausgelöst wurde die Kontroverse dadurch, dass der AstraZeneca-Impfstoff laut Stiko-Empfehlung nur an 18- bis 64-Jährige verimpft werden soll – und damit zunächst einmal vorzugsweise auch an medizinisches Personal. Dagegen wandte sich Frank Ulrich Mont­gomery, ehemaliger Präsident der Bundesärztekammer und aktuell Vorsitzender des Weltärztebundes. Gegenüber der Rheinischen Post äußerte er, dass der Impfstoff zwar genauso sicher wie die anderen sei, doch die geringere Wirksamkeit sich nicht wegdiskutieren lasse. „Daher halte ich es für geboten, Menschen mit hohem Infektions­risiko, zu denen medizinisches Personal oder Pflegekräfte gehören, mit besser wirksamen Vakzinen zu impfen.“ Jüngere Menschen mit wenigeren Kontakten und einem geringeren Risiko für schwere Verläufe könnten hingegen von AstraZeneca profitieren, sagte Montgomery weiter.

Dem widersprach Klaus Reinhardt, Montgomerys Nachfolger als Bundesärztekammerpräsident. Im Interview mit dem „Welt Nachrichtensender“ antwortete er auf die Frage, ob er Montgomery zustimme: „Nein, ich bin da anderer Meinung, weil ich finde, die Alternative ist ja dann, dass man den Impfstoff von Biontech oder den von Moderna da wegnimmt, wo aktuell verimpft wird, nämlich bei den älteren Menschen, von denen wir wissen, dass sie besonders gefährdet sind, schwere Verlaufsformen zu haben oder auch unter Umständen sogar an dem Corona-Verlauf zu versterben.“

Nägel mit Köpfen will der SPD-Gesundheitsexperte und Mediziner Karl Lauterbach machen. Im Tagesspiegel kündigte er an, dass er Ende dieser Woche als Impfarzt in einem Leverkusener Impfzentrum arbeiten und dabei den Impfstoff von AstraZeneca verabreicht bekommen werde. „Ich werde mich dort, wie alle Mitglieder des Impfzentrums, natürlich mit AstraZeneca impfen lassen“, sagte er gegenüber dem Tagesspiegel. „Wir wollen auch dort ein klares Bekenntnis zu AstraZeneca abgeben, das ist ein sicherer und guter Impfstoff.“ |