Aus den Ländern

„Knappe Vorlaufzeit, aber das Beste daraus machen!“

Mitgliederversammlung des LAV Niedersachsen e. V. von Masken-Verteilungsaktion dominiert

Am 16. Dezember 2020 veranstaltete der Landesapothekerverband Niedersachsen e. V. (LAV) seine jähr­liche Mitgliederversammlung und stand zu dieser Zeit noch vor der Verteilung der kostenlosen FFP2-Masken. Deshalb war dieses Thema auch ein Hauptpunkt der Versammlung. Gesprochen wurde aber auch u. a. über die Grippeschutzimpfung, das Inkrafttreten des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetzes (VOASG) und die AvP-Insolvenz.
Foto: DAZ/tmb, Archivbild

Nicht glücklich über die Kommunikation des Gesetzgebers zur Masken-Verteilungsaktion: Berend Groeneveld

„Dieses Jahr ist durch Corona ein außergewöhnliches Jahr für uns alle. Wir haben viele Änderungen, Gesetze und Vorhaben erfahren müssen. Nun wurden wir mitten in der Adventszeit außerdem mit der ‚Hauruck‘-Verteilung der kostenlosen FFP2-Masken an Risikopatienten konfrontiert“, begann Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen e. V. (LAV), seinen Bericht zur aktuellen politischen Lage. „Wir haben uns alle mehr Vorlauf- und dadurch mehr Vorbereitungszeit gewünscht, um auch im Sinne der Patienten einen reibungsloseren Ablauf der Verteilung der Masken zu garantieren. Mit der Kommunikation zum Start seitens des Gesetzgebers sind wir alle nicht glücklich gewesen“, sagte der LAV-Vorstandsvorsitzende. Etwas Positives könne man dennoch daraus ziehen, dass die Verteilung der FFP2-Masken über die Apotheken erfolgen sollte: „Bundesminister Spahn hat bewusst die Apotheken für die Ver­teilung der FFP2-Masken ausgewählt. Das beweist, dass die Vorteile der dezentralen flächendeckenden Apo­thekenstruktur der inhabergeführten und freiberuflichen Apotheker für die Gesundheitsversorgung von der Politik auf Bundesebene wahrgenommen wird.“ Trotz des holprigen Starts sollten alle Kolleginnen und Kollegen das Beste daraus machen und den Sinn und Zweck der kostenlosen Verteilung der FFP2-Masken nicht vergessen. „Alle Risikopatienten, die nach der Corona-Schutzmasken-Verordnung Anspruch auf die kostenlosen Masken haben – ob Stammkunde oder nicht – sollen mit den Schutzmasken versorgt werden, sofern die persönliche Kontingentierung der einzelnen Apotheken es zulässt. Der Bundesgesundheitsminister Spahn hat außerdem öffentlich dazu aufgerufen, dass die Patienten in ihre Stammapotheken gehen sollen, wo sie bekannt sind“, so Groeneveld.

Grippeimpfung: Widerstand der Ärzte aushalten

Weiteres Thema, das der LAV-Vorstandsvorsitzende ansprach, war das „Modellprojekt Grippeschutzimpfung in Apotheken“. Bekanntermaßen haben der LAV und die AOK Niedersachsen ein Modellprojekt zur Grippeschutzimpfung in Apotheken gestartet. „Die dazugehörigen Schulungen der Apothekerkammer Niedersachsen werden von den Mitgliedern gut angenommen“, sagte der LAV-Vorstandsvorsitzende. „Und auch der Vereinbarung, die wir mit der AOK Niedersachsen getroffen haben, sind bereits 51 Apotheker beigetreten, sodass im Rahmen des Modellprojekts in den teilnehmenden Apotheken bereits geimpft werden kann.“ Bewusst habe man sich im Vertrag auf Einzelimpfstoffe bezogen, um nicht in Konkurrenz zu den Ärzten zu impfen. „Gleichwohl gab es heftigsten Widerstand bei der Ärzteschaft, den wir aber aushalten.“

Die Liefersituation bei den Grippeimpfstoffen habe sich nach Wochen der Engpässe von Grippeimpfstoffen im Frühherbst derzeit entspannt. Groeneveld: „Grippeschutzimpfstoff­dosen sind wieder ausreichend vorhanden“, sagte der LAV-Vorstands­vorsitzende. Das Interesse an Grippeschutzimpfungen bei Risikopatienten sei derzeitig allerdings wieder abgeebbt. Hier sei es wichtig, trotz Lockdown die Risikopatienten zu einer Grippeschutzimpfung zu motivieren.

Auch die Insolvenz des Apothekenrechenzentrums AvP Deutschland GmbH beschäftigte die Apothekerschaft sehr. „Der LAV-Vorstand hat viele Gespräche mit der Politik, unter anderem mit dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann, geführt, um mögliche finanzielle Hilfen des Landes oder des Bundes auszuloten“, berichtete der LAV-Vorstandsvorsitzende.

Digitalisierung und E-Rezept als künftige Herausforderungen

Sehr positiv bewertete der LAV-Vorstandsvorsitzende das Inkrafttreten des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungs­gesetzes (VOASG). „Die Einführung pharma­zeutischer Dienstleistungen kann Versorgungsdefizite beheben, Kosten für Krankenkassen einsparen und den Umgang der Patienten mit ihrer indi­viduellen Medikation signifikant verbessern. Zudem wird dies den Apothekerberuf für den pharmazeutischen Nachwuchs attraktiver machen.“ Diese Leistungen sollen 2021 mit den Krankenkassen verhandelt werden. „Das wird für uns eine herausfordernde Aufgabe. Auch die Gewinnung des Nachwuchses für den Apothekerberuf ist neben der Digitalisierung die größte Herausforderung für den Berufsstand.“

Daraus resultiert das weitere große Thema für 2021: die Einführung des E-Rezepts. Dafür schuf der Deutsche Apothekerverband (DAV) mit mein-apothekenportal.de ein neues Informationsforum, wo Apothekerinnen und Apotheker sich zu neuesten digitalen Entwicklungen im Gesundheitssektor im Allgemeinen sowie wichtigen Neuigkeiten aus ihren Landesver­bänden im Speziellen austauschen können. Zugleich sollen über das Portal Fachanwendungen ver­fügbar sein, die den apothekerlichen Alltag unterstützen und erleichtern sollen – so der Plan.

Im weiteren Verlauf der Mitgliederversammlung genehmigte die Mitgliederversammlung einstimmig die Jahresrechnung und die Vermögensübersicht 2019. Die Anwesenden wählten zu- dem erneut Carsten Friderici (Bezirk Osnabrück) und Dr. Karsten Holz (Bezirk Wolfsburg) einstimmig für die nächste Amtszeit als Kassenprüfer. |

Quelle: LAV Niedersachsen e. V.

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