Apotheke und Markt

Mit der „Kuhstallpille“ gegen Allergien

Nahrungsergänzungsmittel soll den Bauernhof-Effekt nachahmen

rs | Wer auf einem Bauernhof mit traditioneller Viehhaltung oder im Dunstkreis von 300 Metern lebt, ist besser vor Allergien und atopischen Sensibilisierungen geschützt. Inzwischen hat man herausgefunden, dass bei diesem „Bauernhof-Effekt“ ein Molkenprotein der Kühe eine Schlüsselrolle spielt: das Beta-Lactoglobulin. Es steht jetzt als Lutsch­tablette zur Verfügung.
Foto: Bencard Allergie

Studien zeigen: Kinder, die in einer Bauernhof-Umgebung aufwachsen, haben ein Asthma-Risiko von nur einem Prozent, Stadtkinder dagegen von zwölf Prozent. Bisher machte man gemäß der Hygiene-Hypothese primär die größere Bakterienvielfalt auf dem Hof dafür verantwortlich. Nach Untersuchungen an verschiedenen Gehöften spielen für den Effekt jedoch zwei andere Faktoren eine wichtige Rolle: Das Einatmen von Stallstaub sowie das Trinken von Rohmilch. „In einer ak­tuellen Studie konnten wir erstmals nachweisen, dass ein von Kühen abgesondertes Protein, das Beta-Lactoglobulin (BLG), das sowohl im Stallstaub als auch in der rohen Milch vorkommt, ein Schlüsselmolekül für den „Bauernhof-Effekt“ ist“, sagt Prof. Dr. Erika Jensen-Jarolim, Fachärztin für klinische Immunologie, Wien.

Beta-Lactoglobulin gehört zur Protein-Familie der Lipokaline und stellt das Hauptprotein der Molke in Kuhmilch. Ein Merkmal der BLG-Molekülstruktur ist eine „Tasche“, in der kleine Moleküle gebunden werden können. Placebokontrollierte Mausstudien zeigten, dass nur BLG beladen mit Siderophor-komplexiertem Eisen, Vitamin A oder Zink die allergische Immunantwort unterdrückt und die Tiere vor Sensibilisierung wie auch vor Ana­phyl­axie schützt. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde immunoBON® entwickelt, das BLG aus Bio-Kuhmilch-Molke mit einer Kombination aller drei Liganden in einer Lutsch­tablette enthält.

Ausgleichen eines Nährstoffdefizits

Die Wirkung erkläre sich durch das Ausgleichen eines bei Allergikern ­bestehenden nutritiven Defizites, insbesondere eines funktionellen Eisenmangels. Durch Lutschen komme das BLG intensiv mit den Immunzellen der Schleimhaut in Kontakt, wodurch Eisen, Zink und Vitamine direkt in die Zelle transportiert werden. Über die Aktivierung regulatorischer T-Zellen werde auf diesem Weg eine Immuntoleranz induziert. „Studien im Mausmodell und eine klinische Pilotstudie mit Pollenallergikern zeigten, dass immunoBON® auch in vivo die aller­gische Immunantwort verhindert“, so Jensen-Jarolim. Eine unspezifische al­lergiemindernde Wirksamkeit sei nach einem Monat beobachtet worden. Aktuell wird eine doppelblinde, ran­domisierte, placebokontrollierte kli­nische Studie bei Patienten mit Pollenallergie durchgeführt, wobei diese über sechs Monate Placebo oder immunoBON® erhalten.

Das Nahrungsergänzungsmittel darf lediglich den Ausgleich eines nutritiven Defizits, nicht aber eine therapeutische Wirkung beanspruchen. Die Einnahmeempfehlung lautet: Erwachsene lutschen über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten täglich zwei Tabletten, Kinder ab drei Jahren täglich eine. Mit der Einnahme kann grundsätzlich jederzeit begonnen werden. Bei saisonalen Allergien sollte sie optimalerweise einen Monat, bevor üblicherweise die Beschwerden einsetzen, beginnen. Bei perennialen Allergien, etwa gegen Hausstaubmilben, kann das Mittel ganzjährig angewendet werden. Eine Kombination mit Antihistaminika ist problemlos möglich.

Quelle

Virtuelle Launch-Pressekonferenz immunoBON® „Den Bauernhof-Effekt kennenlernen!“, veranstaltet von Bencard Allergie GmbH, 17. September 2020

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