Arzneimittel und Therapie

Kleine Proteine ganz groß

Antimikrobielle Peptide helfen bei Neurodermitis

mab | Hinter den wiederkehrenden Entzündungen und stark juckenden Ekzemen bei atopischer Dermatitis (Neurodermitis) verbirgt sich eine Entzündung der obersten Hautschicht. Diese wird zum einen durch eine Anhäufung von Staphylococcus aureus, zum anderen durch eine gestörte Anzahl und Qualität an antimikrobiellen Peptiden auf der Hautoberfläche ausgelöst. Die Aufgabe der antimikrobiellen Peptide, die nicht nur von der Haut selbst, sondern auch von den Mikroben darauf synthetisiert werden, besteht darin, das Gleichgewicht des Mikrobioms aufrechtzuerhalten und pathogene Mikroben, die auf der Haut ansiedeln wollen, zu bekämpfen. Daneben besitzen die Eiweißstoffe aber auch immunmodulierende Eigenschaften und können sowohl in die angeborene als auch in die adaptive Immunantwort eingreifen. Die idealen Voraussetzungen als neues Therapeutikum bei Neurodermitis, meinen Forscher der Uni Graz und zweier französischer Institute. Sie wollen zunächst eine Datenbank über alle vorhandenen antimikrobiellen Peptide anlegen und anschließend ausgewählte Peptide für Therapiezwecke nutzen. Erste Transplantationen des Hautmikrobioms konnten deutlich die Symptome bei Betroffenen reduzieren. UV-Strahlen werden bereits heute als nebenwirkungsarme Therapieoption bei Neurodermitis eingesetzt. Neben der Aktivierung und Akkumulation der T-Zellen konnten die Forscher durch die Bestrahlung mit UV-Licht auch eine positive Wirkung auf das Mikrobiom ausmachen. Zum einen wurde das Wachstum von S. aureus durch die Lichttherapie vermindert, zum anderen wirkte sich die Bestrahlung positiv auf die Expression der antimikrobiellen Peptide aus. Diese Erkenntnisse konnten im Mausmodell und einer kleinen klinischen Studie belegt werden. Im nächsten Schritt möchten die Wissenschaftler die Dynamik weiterer Mikroben vor und nach der UV-­Bestrahlung untersuchen und eine mögliche Korrelation mit dem Gehalt an antimikrobiellen Peptiden auf der Haut ausfindig machen. Sie sind zudem zuversichtlich, dass die kleinen Proteine bald auch den Weg in weitere klinische Studien finden werden. |

 

Literatur

Prof. Dr. Peter Wolf. Neurodermitis: Neue Therapie. Pressemitteilung der Medizinischen Universität Graz, 1. März 2021

 

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