Arzneimittel und Therapie

Keine Depressionen, aber seltsame Träume

Welche psychiatrischen Nebenwirkungen unter Betablockern auftreten können

Betablocker zählen zu den am häufigsten verordneten Arzneistoffen zur Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen. Sie versetzen das Herz in einen „Schongang“ - doch können sie auch die Stimmung trüben und das Depressionsrisiko erhöhen? Das wurde in einer aktuellen Metaanalyse genauer untersucht.

Betablocker blockieren vorwiegend die β1-Rezeptoren am Herzen, wodurch die positiv inotrope und chronotrope Wirkung der Catecholamine herabgesetzt wird. Eingesetzt werden sie unter anderem zur Therapie der Hypertonie, Angina pectoris, Herzinsuffizienz und zur Reinfarktprophylaxe. Die Wirkung der Betablocker ist jedoch nicht spezifisch: So können auch Beta-Rezeptoren im Gehirn blockiert werden, was zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringen kann. In der aktuellen Fachinformation wird deshalb darauf hingewiesen, dass unter der Einnahme von Betablockern gelegentlich psychiatrische Erkrankungen wie Schlafstörungen und Depressionen auftreten können. Für Herzpatienten stellt das ein Risiko dar, da sich psychiatrische Erkrankungen negativ auf Morbidität und Mortalität auswirken können. Ob ein tatsächlicher Zusammenhang zwischen Depressionen und der Einnahme von Betablockern besteht, wurde bisher kaum untersucht.

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Unerwünschte Wirkungen im Fokus

Die aktuelle Metaanalyse von Kreutz et al. (Charité Berlin) ist die erste systematische Untersuchung zur Klärung einer möglichen Assoziation. In die Analyse wurden ausschließlich doppelblinde, randomisierte, kontrollierte klinische Studien einbezogen. Insgesamt wurden die Daten von 285 Studien mit 53.533 Patienten und 24 verschiedenen Betablockern ausgewertet.

Primäre Endpunkte waren die Rate an Depressionen unter Betablockern sowie die Häufigkeit eines Abbruchs der Betablocker-Therapie aufgrund zutagetretender Depressionen. Als sekundärer Endpunkt wurde das Auftreten anderer psychiatrischer Erkrankungen untersucht. Es zeigte sich, dass Depression die am häufigsten berichtete psychiatrische Nebenwirkung war. Insgesamt traten 1600 Fälle auf – wobei das Risiko unter Einnahme eines Betablockers nicht höher im Vergleich zu den Kontrollgruppen, die Placebo, Calciumkanalblocker, Renin-Angiotensin-System-Hemmer bekommen hatten, war (Odds Ratio = 1,02; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,83 bis 1,25). Das Auftreten von Depressionen führte auch nicht zum vorzeitigen Abbruch der Therapie (Odds Ratio = 0,97; 95%-KI: 0,51 bis 1,84). Die Ergebnisse sind jedoch unter Vorbehalt zu sehen, da das Verzerrungsrisiko in den Studien bei 79% lag. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass die Patienten unter Betablocker-Einnahme häufiger über Schlafstörungen, wie ungewöhnliche Träume und Insomnie, klagten. Auch das Risiko, an Müdigkeit zu leiden, war unter Betablocker-Therapie im Vergleich zu den Kontrollgruppen erhöht. Dieser mögliche Zusammenhang sollte in großen kontrollierten klinischen Studien weiter untersucht werden. |

Literatur

Riemer TG, Villagomez Fuentes LE, Algharably E et al. Do β-Blockers Cause Depression? Hypertension 2021;77:00-00. doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.120.16590

Geisslinger G, Menzel S, Gudermann T, Hinz B, Ruth P. Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH; 2019

Fachinformation Bisohexal®. Stand: Juni 2019

Apothekerin Dr. Martina Wegener

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