Prisma

Einsame Ameisen

Soziale Isolation sorgt auch bei Insekten für Probleme

Foto: Lukas Gojda – stock.adobe.com

us | Indem die Menschen ihre sozialen Kontakte einschränken, kann die Ausbreitung des Coronavirus reduziert werden. Gleichzeitig stellt soziale Isolation aber auch ein gesundheitliches Risiko dar. Sie ist beim Menschen assoziiert mit erhöhten Blutdruck- und Cholesterol-Werten. Auch die Konzentrationen von Stresshormonen wie Cortisol steigen an, während das Immunsystem geschwächt wird. Das ist nicht nur bei Säugetieren zu beobachten, sondern auch bei Insekten. Sozial isolierte Ameisen weisen eine höhere Mortalität auf als ihre Artgenossen in einer Kolonie, und sie verbrauchen ihre Reserven schneller. Arbeitsgruppen der Johannes Gutenberg Univer­sität in Mainz und der Universität Tel Aviv haben nun das Verhalten sozial isolierter Ameisen analysiert und Veränderungen im Vergleich zu in Gemeinschaft lebenden Tieren untersucht. Für das Experiment wurden Kolonien der in Mitteleuropa heimischen Art Temnothorax nylanderi verwendet. Einzelne Tiere wurden in Petrischalen für bis zu 28 Tage isoliert und ihr Verhalten beobachtet. Dabei stellten die Entomologen fest, dass einsame Ameisen weniger Zeit mit ihrer Körperpflege verbrachten. Außerdem zeigten sich die Tiere nach mehrtägiger Isolation gleichgültiger gegenüber Artgenossen, die in ihre Petrischale gesetzt wurden. Auf genetischer Ebene führte die Isolation zur Herunterregulierung verschiedener Gene, die mit der Immunfunktion, Stressregulation und dem Fremdstoffmetabolismus in Zusammenhang stehen. Dadurch werden einsame Ameisen anfälliger für Infektionen und andere Stressoren, Effekte die auch bei isolierten Menschen zu beobachten sind. Welche Rolle die Umwelt spielt, wird bei der vorliegenden Studie außer Acht gelassen. Dass es krank macht, in einer Petrischale isoliert zu sein, ist schließlich leicht nachvollziehbar. |

Literatur

Scharf I et al. Social isolation causes down­regulation of immune and stress response genes and behavioural changes in a social insect. Mol Ecol 2021. doi: 10.1111/mec.15902

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