Arzneimittel und Therapie

Lugolsche Lösung zur oralen Anwendung

Arbeitskreis Jodmangel warnt vor Missbrauch

Foto: ExQuisine/AdobeStock

mab | Früher aufgrund des reaktiven Iods häufig als Desinfektionsmittel eingesetzt, spielt die Lugolsche Lösung heutzutage nur noch in Laboren eine Rolle, in denen die hoch konzentrierte Iodlösung zum Stärkenachweis oder der Gramfärbung von Bakterien eingesetzt wird. Umso erstaunlicher mag der Kundenwunsch nach einer oral anzuwendenden Lugolschen Lösung für Apotheker klingen, von deren Abgabe dringend abzuraten ist. In einschlägigen Internetforen wird einer Pressemitteilung des Arbeitskreises Jodmangel e. V. nach Lugolsche Lösung als gesundes Nahrungsergänzungsmittel und Heilmittel gegen viele Erkrankungen beworben. Andere Kunden beabsichtigen einen Iod-Sättigungstest nach den beiden amerikanischen Ärzten Brownstein und Abraham durchzuführen, bei dem durch das Trinken der Lugolschen Lösung und der anschließenden Iod-Bestimmung im 24-Stunden-Urin Rückschlüsse auf den individuellen Iod-Versorgungsstatus gezogen werden sollen. Die Folge von solchen Experimenten können schwerwiegende Schilddrüsenfunktionsstörungen sein. „Schon ein Tropfen der Lugolschen Lösung enthält ein Vielfaches der Zufuhrempfehlung für Erwachsene von 200 Mikrogramm Iod am Tag. Ganze 50 Milligramm Iod, also 50.000 Mikrogramm, stecken in einem Milli­liter der Lösung. Für die orale Anwendung ist sie zudem vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gar nicht zugelassen“, erklärt Professor Roland Gärtner, Endokrinologe an der Universität München und erster Vorsitzender des Arbeitskreises Jodmangel e. V. Neben demineralisiertem Wasser besteht die Lösung zu 5% aus elementarem Iod und 10% aus Kaliumiodid. Kaliumiodid dissoziiert in positiv und negativ geladene Iod-Atome, wovon nur letztere aktiv in die Schilddrüse auf­genommen werden. Die positiven Iod-Atome stellen ein potentes Oxidationsmittel dar und binden sowohl an Kohlenhydrate, Proteine und Fette. Diese iodierten organischen Verbindungen wiederum können allergische Reaktionen hervorrufen. |

Literatur

Gefährlicher Trend: Lugolsche Lösung für Jodsupplementation und Jodsättigungstest. Pressemitteilung des Arbeitskreises Jodmangel e. V., 10. Juni 2021

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