Arzneimittel und Therapie

Grüntee-Extrakt-Kapseln besser meiden!

Wissenschaftlich fundierte Ernährungstipps für Brustkrebspatientinnen

Ernährungsmedizin allein kann Brustkrebs nicht heilen. Eine optimale Ernährung kann aber dazu beitragen, die jeweiligen Krankheitsphasen besser durchzustehen und die Rezidivprävention aktiv zu gestalten. Wie die Möglichkeiten der wissenschaftlichen Ernährungsmedizin genutzt und in den Alltag integriert werden können, war das Thema einer Auftaktveranstaltung der Plattform „PINK! Aktiv gegen Brustkrebs“.

Gerade beim Thema Ernährung herrscht bei vielen Betroffenen eine große Verunsicherung. Wie Professor Dr. Martin Smollich, Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, in einem Impulsvortrag darlegte, sind viele diätetische Empfehlungen widersprüchlich und mitunter gesundheitsschädlich. Nicht zu vergessen ist auch das große wirtschaftliche Interesse, das teilweise hinter der Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) steht. Bei keinem anderen Aspekt der Brustkrebserkrankung gibt es solche unterschiedlichen Gewichtungen wie bei der Ernährung. Diese wird ebenso häufig unterschätzt wie überschätzt. Und, so Smollich, es gibt keine absolut richtige Ernährung, zumal sich ernährungsmedizinische Ratschläge im Verlauf einer Tumorerkrankung ändern. So sind die Ernährungsempfehlungen vor und während der Akutphase anders gestaltet als in der Rezidivprophylaxe und unterscheiden sich wiederum von den Richtlinien bei einer fortgeschrittenen Erkrankung. Ferner berücksichtigen Ernährungsratschläge auch die individuelle Situation und Vorlieben oder Abneigungen der Betroffenen sowie mögliche Wechsel­wirkungen zwischen der Medikation und Lebensmitteln. Daraus ergibt sich, dass es keine starren Regeln zur Ernährung gibt. Vielmehr sollten folgende allgemeine Grundsätze an die jeweiligen Lebensumstände angepasst werden:

  • Einhalten eines gesunden Körper­gewichtes
  • Die Dauerernährung sollte vollwertig, nährstoffdicht, pflanzenbasiert und abwechslungsreich sein.
  • Optimale Versorgung mit Mikronährstoffen, aber kein „Superfood“
  • Eine hohe Fettqualität ist wichtiger als eine Fettreduktion.
  • Alkohol weitgehend vermeiden
  • Essen ist mehr als Nährstoffzufuhr und sollte Genuss bereiten.

Soja – ja oder nein?

Im zweiten Teil seines Vortrags ging Smollich auf Fragen von Patientinnen ein. Diese betrafen mehrheitlich die Ernährung und Supplementzufuhr bei Hormonrezeptor-positiven Tumoren. So bestehen immer wieder Zweifel darüber, ob unter einer endokrinen Therapie Soja und Soja-haltige Produkte verzehrt werden können. Oder – überspitzt ausgedrückt – wirkt Soja als Promotor oder Protektor einer Brustkrebserkrankung? Soja enthält Phytoestrogene (u. a. das Isoflavon Genistein), die ihre Wirkung vornehmlich über den Estrogen-Rezeptor entfalten. Daher wird teilweise vom Verzehr Soja-haltiger Lebensmittel abgeraten. Smollich zufolge bestehen beim Konsum verzehrsüblicher Mengen keine Bedenken. Nahrungsergänzungsmittel mit konzentrierten Sojaextrakten sollten aus Sicherheitsgründen nicht eingenommen werden.

PINK! Aktiv gegen Brustkrebs

Foto: marigold_88/AdobeStock

„PINK! Aktiv gegen Brustkrebs“ ist eine Plattform zur Unterstützung von Brustkrebspatientinnen und deren Angehörigen und entstand aus dem Bedürfnis nach sicherer und verständlicher Information auch außerhalb von Kliniken und Brustzentren. Hinter dieser Plattform stehen zahlreiche Spezialisten wie etwa Onkologen mit dem Schwerpunkt Gynäkologie, Ernährungswissenschaftler, Sportmediziner, Psychologen sowie Medizinjournalisten, um die Informationen aufzubereiten. Mithilfe eines digitalen Therapie-Assistenten, Videos und Podcasts sowie eines Glossariums werden zahlreiche Aspekte der Erkrankung besprochen. Ein digitaler Therapie-Assistent stellt auf der Grundlage einiger individueller Angaben zum Krankheitsverlauf und zu den Tumoreigenschaften ein auf den aktuellen Leitlinien basierendes individuelles Informationspaket zusammen. Zusätzlich werden Webinare zu unterschiedlichen Themen angeboten. Das erste Webinar befasste sich mit dem Thema Ernährung. https://pink-brustkrebs.de/

Mögliche Wechselwirkungen mit Tamoxifen beachten

Die Wirkung von Tamoxifen kann auch durch Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel beeinflusst werden. So sollten etwa unter einer Tamoxifen-Therapie keine NEM mit Grüntee-Extrakten (in Kapselform) eingenommen werden, da dadurch Nebenwirkungen verstärkt und Leberwerte erhöht werden können. Zwischen Tamoxifen und Rotklee können Interaktionen auftreten, deren Relevanz derzeit noch nicht eingeschätzt werden kann, daher sollte man während der endokrinen Therapie Rotklee besser meiden. Auch Curcuma kann die Tamoxifen-Wirkung beeinflussen; inwiefern sich die Einnahme von Curcuma positiv oder negativ auf das Rückfallrisiko oder das Überleben von Krebspatienten auswirkt, ist nicht ausreichend untersucht. Für Ginseng, Mönchspfeffer und Himbeerblätter sind keine Wechselwirkungen mit Tamoxifen bekannt. TCM sollten nicht nach Gutdünken eingenommen werden. Allgemein kann unter einer Tamoxifen-Therapie zu einer ausreichenden Versorgung mit Calcium, Eiweiß und Vitamin D geraten werden; bei Calcium-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln ist Vorsicht geboten.

Und was ist mit Milch, Alkohol und Co.?

Bedenken zum Trinken von Kuhmilch sind unbegründet, es spricht aber auch nichts dagegen, auf Sojamilch auszuweichen. Alkohol ist zwar nicht strikt verboten, sollte aber weitgehend vermieden werden, zumal Alkohol auch eine Estrogen-artige Wirkung entfalten kann. Der Restalkohol in alkoholfreien Getränken (alkoholfreies Bier etc.) ist unbedenklich. Vitaminpräparate sollten nur bei einem bestätigten Mangel und nicht unspezifisch eingenommen werden. Das gilt auch für Omega-3-Fettsäuren, insbesondere während einer Chemo- oder Strahlentherapie, da hohe Dosen an Omega-3-­Fettsäuren deren Wirksamkeit abschwächen können. |

Literatur

Professor Dr. Martin Smollich, Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Vortrag beim Webinar pinkgegenbrustkrebs; am 15. Juni 2022

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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