DAZ aktuell

DocMorris setzt nur noch auf Plattform

Partnerapotheken vor Ort gesucht / DocMorris-Versandapotheke tritt in den Hintergrund

ks | DocMorris will schon längst nicht mehr nur ein niederländischer Arzneimittelversender sein – die Konzernmutter Zur Rose hat die Marke zu Größerem auserkoren: DocMorris soll sich in den Köpfen der Menschen als digitaler Rundum-Gesundheitsdienstleister ver­ankern. Künftig wird es daher nur eine Plattform für alle Dienste, inklusive des telemedizinischen Angebots der DocMorris-Schwester Teleclinic, geben. Auch die Ver­sandapotheke DocMorris soll darin aufgehen.

Ende vergangenen Jahres begann der Wandel mit DocMorris+ – einem Marktplatz für kooperierende Versand- und Vor-Ort-Apotheken. Noch gibt es aber auch die Webseite und App der altbekannten niederländischen DocMorris-Niederlassung. Nun hat DocMorris CEO Walter Hess gegenüber dem „Handelsblatt“ erklärt, wie er sich die weitere Entwicklung vorstellt. Ausgangspunkt ist dabei die Feststellung, dass es den Kunden und Kundinnen aus Sicht von DocMorris egal ist, von wem ein Angebot kommt. „Hauptsache es ist einfach und flexibel“, fasst es Hess zusammen. Die Plattform soll daher zum Kerngeschäft von DocMorris werden. Wie ein Unternehmenssprecher gegenüber der DAZ bestätigte, sollen bis zum Jahresende alle Dienste und Funktionen – inklu­sive der DocMorris-Versandapotheke selbst – in einer digitalen DocMorris-Gesundheitsplattform mit nur noch einer App und einer Web-Frontend-Anwendung zusammengeführt werden. Sie soll ein „umfassendes E-Commerce-Erlebnis mit Mehrwertdiensten“ bieten – „von der Diagnose beim Online-Arztbesuch bis zur pharmazeutischen Beratung und dem benötigten Medikament oder Gesundheitsprodukt mit flexiblen Lieferoptionen oder der digitalen Lösung“. Die künftige Plattform soll dann wieder einfach „Doc Morris“ heißen.

DocMorris Express folgt DocMorris+

Zwischenzeitlich kommt allerdings noch der Switch von DocMorris+ zu DocMorris Express – die App ist schon jetzt in den AppStores zu haben. Hier will man eine Arzneimittellieferung oder -abholung am selben Tag bieten, Kunden können zwischen verschiedenen Belieferungsoptionen wählen. Das geht natürlich nur, wenn Apotheken vor Ort mitmachen – das Päckchen aus den Niederlanden braucht länger. Hess möchte laut „Handelsblatt“ so viele Apotheken als Partner gewinnen, dass 70 Prozent der Bevölkerung auch diese „Same day delivery“-Option nutzen können. Knapp über 1000 Apotheken seien dafür nötig – das will DocMorris in zwei Jahren erreicht haben. Der Ist-Zustand sieht allerdings noch anders aus: 35 Partnerapotheken hat man derzeit. Mit ihnen ist laut DocMorris immerhin schon in 16 Städten die Express-Lieferung möglich, unter anderem in Berlin, München, Hamburg, Frankfurt und Köln. Laut „Handelsblatt“ sollen 60 weitere Apotheken bald Teil der Plattform sein, Hess rechne mit 200 Partnern bis zum Jahresende.

Der DocMorris-CEO will sich mit der Plattform gegenüber der Konkurrenz abheben. „Anders als gesund.de verfolgen wir nicht das Ziel, möglichst viele Apotheken auf unsere Plattform zu bringen – sondern die mit möglichst guten Angeboten und Services“, sagte er dem „Handelsblatt“. Klar ist aber: Hier wie dort hat die Teilnahme für die Apotheken ihren Preis. Auch wenn DocMorris mindestens bis zum Jahresende noch auf Grund- und Transaktionsgebühren für OTC verzichtet. Künftig soll eine monatliche Grundgebühr von 399 Euro anfallen.

Keine rechtlichen Schritte gegen Rx-Boniverbot geplant

Hess will auch Sorgen der Apotheken vor Ort zerstreuen, ein zunehmender Versandhandel führe zu weiteren Apothekenschließungen: „So eine Marktmacht werden wir nicht bekommen“, sagte er gegenüber dem „Handelsblatt“. Wenn Apotheken schließen müssten, liege das nicht an DocMorris. Hess wehrt überdies Gerüchte ab, man wolle die Shop Apotheke übernehmen oder mit Amazon kooperieren.

Der CEO gibt sich auch in Sachen Boni-Verbot zahm: Hatte DocMorris im vergangenen Dezember, als das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz in Kraft trat, noch angekündigt, alle rechtlichen Möglichkeiten gegen das Rx-Boni-Verbot für den GKV-Bereich auszuschöpfen, so sind die Töne nun leiser geworden. Für Hess ist das Vorgehen des deutschen Gesetzgebers zwar noch immer „befremdlich“ – direkte rechtliche Schritte will er aber nicht mehr einleiten. Der nächsten Bundesregierung will er offenbar wieder einmal ein Höchstpreismodell vorschlagen.

Wer Apotheken vor Ort als Partner gewinnen will, sollte sicher nicht gegen das Boni-Verbot schießen. Bei Doc­Morris rechnet man zudem ohnehin damit, dass die Effekte durch das E-Rezept das Rabattverbot für Versandhändler kompensieren werden. Jetzt wartet man hier aber erst einmal ebenso gespannt wie die Apotheken und Apotheken-Plattformbetreiber hierzulande auf die Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums, die die Schnittstellen der Gematik-E-Rezept-App und ihre Nutzung durch Drittanbieter regeln soll. |

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