Prisma

Gleiches Recht für alle

Wie Mangusten mit ihrem Nachwuchs umgehen

Foto: hecke71/AdobeStock

us | In seiner Arbeit „A Theory of Justice“ aus dem Jahr 1971 vermutete der US-amerikanische Philosoph John Rawls, dass Individuen ihre Ressourcen eher zum Wohle der Gruppe verteilen, wenn sie im Unklaren über ihre eigenen Gewinnmöglichkeiten bleiben. So würde Ungleichheit reduziert, argumentierte er. Eine Gruppe britischer Wissenschaftler hat nun ­gezeigt, wie ein solcher Schleier des Unwissens in einer tierischen Gesellschaft für eine Gleichverteilung von Ressourcen sorgt. Die in Afrika heimischen Zebramangusten (Mungos mungo) sind kleine Raubtiere, die ihre Reproduktion innerhalb einer Gruppe von zehn bis 30 Tieren synchronisieren. In der Regel bringen alle Weibchen ihre Jungen innerhalb eines Tages in einer unterirdischen Höhle zur Welt, wo die Jungen ihren ersten Lebensmonat verbringen. Die Eltern verlieren dabei den Überblick, welche der Kinder ihre eigenen sind. Indem die Wissenschaftler einigen schwangeren Tieren einer Gruppe zusätzliches Futter zur Verfügung stellten und den anderen nicht, erzeugten sie Asymmetrien zwischen den Neugeborenen. Das ­Geburtsgewicht des Nachwuchses variierte signifikant, und damit auch das Maß an Pflege und Zuwendung, das die Tiere benötigten, um zu überleben. Insgesamt dokumentierten die Forscher 34 Reproduktionsversuche in sieben Mangusten-Gruppen über einen Zeitraum von drei Jahren. Dabei stellten sie fest, dass besser genährte Mütter mehr Zeit in die Pflege des bedürftigeren Nachwuchses investierten. Das führte dazu, dass sich Unterschiede im Geburtsgewicht während des Heranwachsens anglichen. Gleichzeitig führte es auch dazu, dass die besser genährten Mütter ihr während der Schwangerschaft angefressenes Gewicht wieder verloren. Unwissenheit über den Verwandtschaftsgrad sorgt also bei Zebramangusten dafür, dass Tiere, die der Gruppe zur Verfügung stehenden Mittel so einsetzen, dass alle Neugeborenen möglichst gleiche Überlebenschancen haben. |

Literatur

Marshall HH et al. A veil of ignorance can promote fairness in a mammal society. Nat Commun. 2021 Jun 23;12(1):3717. doi: 10.1038/s41467-021-23910-6

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