- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 3/2021
- Abnehmen wie Adele
Ernährung
Abnehmen wie Adele
Diättrend Sirtfood unter der Lupe
Adele dürfte den meisten ein Begriff sein. Für diejenigen, die sie nicht kennen: Adele Laurie Blue Adkins, oder eben einfach Adele, ist eine britische Sängerin und Songwriterin. Mit bislang mehr als 100 Millionen verkauften Tonträgern sowie Preisen wie dem Oscar (für den James-Bond-Song Skyfall), dem Golden Globe (ebenfalls für Skyfall) und diversen Grammys gilt sie als eine der erfolgreichsten Sängerinnen des 21. Jahrhunderts. Eine Folge dieses Erfolgs ist, dass Adele permanent im Fokus der Medien steht, die immer wieder auch ihre Figur zum Thema machen. Noch bis ca. Mitte 2019 galt Adele mit ihrer üppigen Figur als Verweigerin des in der Promiwelt geltenden Schönheitsdiktats, das eine überschlanke Figur für Frauen vorschreibt. Mittlerweile hat sie sich – mithilfe der Sirtfood-Diät – diesem Ideal jedoch angenähert und damit weiteren Stoff für zahlreiche Publikationen und einen neuen Diättrend geliefert.
Was ist die Sirtfood-Diät?
Die Sirtfood-Diät ist an und für sich eine kalorienreduzierte Mischkost-Diät mit der Besonderheit, dass der Fokus auf „Sirtuin-reichen“ Lebensmitteln liegt, dem sogenannten Sirtfood. Dazu gehören u. a. Äpfel, Erdbeeren, Heidelbeeren, Sellerie, Rucola, Grünkohl, rote Zwiebeln, Olivenöl, Tofu sowie Zartbitterschokolade, Kaffee und Rotwein (siehe Tab. 1). Entwickelt wurde die Diät auf der Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen, die Sirtuinen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel zusprechen.
Sekundärer Pflanzenstoff | Vorkommen |
---|---|
Allicin | Knoblauch |
Anacardsäure | Cashewkerne |
Anthocyan | Heidelbeeren, Himbeeren, Auberginen |
Capsaicin | Chili |
Catechine | Tee, dunkle Schokolade, Äpfel, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen, Bohnen |
Cumarin | Zimt, Tonkabohnen |
Curcumin | Kurkuma |
Epigallocatechingallat | grüner Tee |
Glucoraphan/Sulforaphan | Kreuzblütler wie Brokkoli und Blumenkohl |
Hesperidin | Zitrusfrüchte |
Indol-3-Carbinol | grünes Gemüse, Kohl |
Isoflavone | Sojabohnen und daraus hergestellte Produkte, Bohnen, Erbsen |
Isoliquiritigenin | Süßholzwurzel |
Isothiocyanat | Rettich, Kohl |
Kaffeesäure | Kaffee |
Naringenin | Zitrusfrüchte |
Phloretin | Äpfel |
Picattanol | Rotwein, Trauben, Erdnüsse |
Protocatechusäure | Olivenöl |
Quercetin | Äpfel, rote Trauben, Zitrusfrüchte, Brokkoli, Zwiebeln, Kapern |
Resveratrol | Rotwein, Heidel-, Erd- und Himbeeren, Kakao/dunkle Schokolade, grüner Tee, Erdnüsse |
Vom Ablauf her unterscheidet die Sirtfood-Diät drei Phasen. In Phase 1, die drei Tage dauern soll, wird die Energiezufuhr auf 1000 kcal/Tag gedrosselt. Zugeführt werden diese Kalorien über drei grüne Säfte sowie eine Sirtuin-reiche Mahlzeit. In Phase 2, die so lange durchgeführt werden soll, bis das Wunschgewicht erreicht ist, wird die Energiezufuhr auf 1500 kcal/Tag erhöht. Es gibt zwei grüne Säfte und zwei Sirtuin-reiche Hauptmahlzeiten pro Tag bzw. drei Sirtuin-reiche Mahlzeiten und einen Saft (je nachdem, welchen Diätratgeber man befragt). Die dritte Phase dient als Erhaltungsphase. Die Energiezufuhr wird weiter erhöht bzw. die Kalorienrestriktion fällt weg (auch hier unterscheidet sich die Literatur). Weiterhin – empfohlen wird dauerhaft – sollen jedoch möglichst viele Sirtuin-reiche Lebensmittel in den Speiseplan eingebaut werden. Sport ist kein eigentlicher Bestandteil der Diät, wird aber in den Diätratgebern in der Regel empfohlen. Weitere Empfehlungen sind der regelmäßige Verzehr von fettem Fisch und mageren Proteinquellen wie Geflügel, Quark etc. sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Warum Sirtuine?
Der Begriff Sirtfood oder Sirtuin-reiche Lebensmittel ist wissenschaftlich gesehen nicht korrekt. Eigentlich handelt es sich dabei um Lebensmittel, die reich an Inhaltsstoffen sind, die die Aktivität von Sirtuinen erhöhen sollen. Sirtuine sind Enzyme, die – wie bereits erwähnt – Stoffwechselprozesse steuern. Sie kommen in fast allen Organismen vor. Während einfache Organismen wie Bakterien und Viren nur ein Sirtuin aufweisen, sind im menschlichen Organismus aktuell sieben Sirtuine identifiziert, die als „Sirt1“ bis „Sirt7“ bezeichnet werden [1]. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der zellulären Lokalisation, der Substratspezifität und ihrer biologischen Funktionen. Die meisten Sirtuine besitzen eine enzymatische Deacetylaseaktivität, das heißt sie spalten Acetylgruppen von Proteinen ab. Die Deacetylierung wirkt als Signal für den Aufbau neuer Proteine oder die schnellere Verstoffwechselung von Nährstoffen. Letzterer Effekt wird im Zusammenhang mit der Sirtfood-Diät als „Stoffwechselturbo“ bezeichnet und begründet die Fokussierung auf Lebensmittel, die die Aktivität von Sirtuinen anregen sollen. Diese Lebensmittel sind alle pflanzlicher Natur, da die Sirtuin-Aktivierung Untersuchungen von Sinclair et al. zufolge auf rund 20 verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe zurückzuführen ist [2] (siehe auch Tab. 1).
Kann man damit abnehmen?
Mit der Sirtfood-Diät soll man bis zu drei Kilogramm Gewicht in der Woche verlieren können, lautet eines ihrer Versprechen. Betrachtet man die Kalorienrestriktion von zunächst 1000 kcal/Tag, mag ein anfänglicher Gewichtsverlust in dieser Höhe tatsächlich möglich sein. Bei der in der Folge auf 1500 kcal/Tag erhöhten Energiezufuhr dürfte er jedoch niedriger ausfallen, zumal der Organismus sich mit der Zeit an die niedrigere Kalorienmenge gewöhnt. Andere Diätkonzepte, die mit 1500 kcal/Tag arbeiten, versprechen eine durchschnittliche Gewichtsabnahme von ca. 1 Kilogramm pro Woche. Ob der Fokus auf Sirtuin-Aktivatoren hieran etwas ändert, ist fraglich. Eine Abnahme von ca. 1 Kilogramm pro Woche ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht allerdings auch völlig ausreichend – und gilt als nachhaltiger Weg zu einem gesunden Körpergewicht.
Effekte über das Abnehmen hinaus?
Beworben wird die Sirtfood-Diät nicht nur als Abnahmestrategie, sondern auch als Anti-Aging-Methode. Das ist auf den Umstand zurückzuführen, dass Sirtuine im menschlichen Körper neben Stoffwechsel- auch Alterungsprozesse steuern [1]. Es gibt zahlreiche Untersuchungen mit Zell- und Tiermodellen, die einen Zusammenhang zwischen der Aktivität einzelner Sirtuine und Alterungsprozessen belegen [3, 4, 5]. Inwiefern eine Ernährung, die reich an Sirtuin-Aktivatoren ist, einen messbaren Einfluss auf die Alterung hat, ist bislang allerdings unklar.
Ein weiteres Versprechen der Sirtfood-Diät lautet, dass sie einem diätbedingten Abbau von Muskelmasse entgegenwirkt und sogar trainingsunabhängig den Muskelaufbau fördert. Als ein Erklärungsansatz hierfür werden Untersuchungen zitiert, nach denen Sirtuine Muskeln unter Stress setzen, wodurch Reparaturmechanismen gestartet werden, die zu einem Aufbau neuer Muskelmasse führen [6]. Der Zusammenhang zwischen Sirtfood und Muskelaufbau ist aber umstritten. Nach wie vor gilt, dass der beste Weg zu einer guten Muskulatur regelmäßige Bewegung in Kombination mit einer ausgewogenen Ernährung ist.
Fazit
Kann man jemandem, der mit der Sirtfood-Diät abnehmen will, zuraten oder sollte man ihn lieber davon abhalten? Schaut man sich die Lebensmittel an, auf denen der Fokus liegt und stöbert man ein wenig in Rezeptbüchern unter dem Stichwort Sirtfood, erhält man eine Ernährung, die reich an Gemüse und Obst ist sowie einen hohen Proteingehalt aufweist und eine günstige Fettzusammensetzung hat. Regelmäßiger Fischkonsum, dafür wenig Fleisch und wenig fette Milchprodukte – gegen eine derartige Ernährung ist auch dauerhaft nichts einzuwenden. Die im Rahmen der Diät vorgegebene Kalorienrestriktion auf 1500 kcal/Tag ist ebenfalls sinnvoll und sollte bei dieser Lebensmittelzusammensetzung nicht zu Nährstoffdefiziten führen. Aus gesundheitlicher Sicht kann man die Sirtfood-Diät also durchaus empfehlen. Ob die Fokussierung auf Sirtuin-Aktivatoren allerdings Vorteile gegenüber anderen kalorienreduzierten Mischkostdiäten wie z. B. der Brigitte-Diät hat, ist unklar.
Übrigens: Adele verdankt ihren Abnehmerfolg nicht alleine der Sirtfood-Diät. Sie hat auch mit einem Personal Trainer gearbeitet … |
Literatur
[1] Bober E. Forschungsbericht 2007 – Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung: Können Sirtuine den Alterungsprozessen entgegenwirken? https://www.mpg.de/319215/forschungsSchwerpunkt
[2] Sinclair D, Guarente L. Schlüssel zur Langlebigkeit, Spektrum der Wissenschaft, Oktober 2006
[3] Chen D, Guarente L. „SIR“: a potential target for calorie restriction mimetics. Trends Molecul Med 2007;13(2),64-71
[4] Michan S, Sinclair D. Sirtuins in mammals: insights into their biological function. Biochem J 2007;404(1),1-13
[5] Vakhrusheva C et al. Sirt 7 increases stress resistance of cardiomyocytes and prevents apoptosis and inflammatory cardiomyopathy in mice. Circ Res 2008;102,703-710
[6] Rösch R. Sirtfood: Einfach abnehmen und jung bleiben? Bundeszentrum für Ernährung, Online Spezial 2018 https://www.bzfe.de/fileadmin//resources/import/pdf/eifonline_sirtfood_082018_final.pdf
[7] Kleine-Gunk B et al. Abnehmen mit Sirtfood. Gräfe und Unzer 2017
1 Kommentar
Nembutal Pentobarbital sodium liquid powder for sale Email: Danny@doctor.com
von tressy gates am 26.01.2021 um 7:56 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.