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Arzneimittel und Therapie
Bei Durchfall auch an Zink denken
Spurenelement vor allem bei unterversorgten Kindern wirksam
Seit den 1980er-Jahren konnten Diarrhö-bedingte Todesfälle bei Kindern um 90% gesenkt werden – trotzdem sterben weltweit jährlich mehr als eine halbe Million Kinder an akuten Durchfallerkrankungen. Die meisten Todesfälle könnten durch eine adäquate Therapie verhindert werden. Zur Standardtherapie empfiehlt die WHO orale Rehydratationslösungen und eine Zink-Substitution. Gerade bei Kindern in Entwicklungsländern liegt häufig ein Zinkmangel vor. In Studien konnte gezeigt werden, dass bei dieser Patientengruppe eine Zink-Gabe die Durchfalldauer verkürzen und die Anzahl der Stühle verringern kann. Ebenso werden Folgeschäden reduziert. Die empfohlene Tagesdosis von 20 mg für 10 bis 14 Tage liegt dabei weit über dem täglichen Zink-Bedarf von Kindern (2 bis 5 mg).
Schlecht verträglich
Der metallische Geschmack und die Reizung der Magenschleimhaut führen häufig zu Erbrechen, weshalb viele Kinder die Einnahme verweigern.
Daher wurde in einer randomisierten, multizentrischen, doppelblinden Parallelgruppen-Studie (Zinc Therapeutic Dose Trial, ZTDT) untersucht, ob auch niedrigere Zink-Dosen von 5 bis 10 mg pro Tag wirksam sind. Die Studie wurde im Zeitraum von Januar 2017 bis Februar 2019 in Indien und Tansania durchgeführt.
Insgesamt wurden 4.500 Kinder im Alter von 6 bis 59 Monaten, die seit weniger als drei Tagen an Diarrhö litten (definiert als drei oder mehr lose bzw. wässrige Stühle innerhalb von 24 Stunden), für die Untersuchungen herangezogen. Die Studienteilnehmer wurden in drei Dosierungsgruppen randomisiert. Sie erhielten entweder 5, 10 oder 20 mg Zinksulfat pro Tag für eine Dauer von 14 Tagen. Die Tabletten wurden in Wasser oder Muttermilch aufgelöst. Die drei primären Studienendpunkte waren eine Durchfalldauer von mehr als fünf Tagen, die Anzahl der Stühle und das Auftreten von Erbrechen innerhalb von 30 Minuten nach der Zinkverabreichung.
Weniger Übelkeit
In der Dauer und der Anzahl der Durchfälle konnte zwischen den drei Gruppen kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. In der 5 mg-Gruppe litten 7,2% der Kinder länger als fünf Tage an Durchfall, in der 10 mg-Gruppe waren es 7,7% und in der 20 mg-Gruppe 6,5%. Die durchschnittliche Zahl wässriger Stühle lag unter der niedrigen Dosis bei 10,8 und unter der mittleren und hohen Dosis bei 10,9 und 10,7 Stühlen. Die höhere Zink-Dosis war schlechter verträglich – so mussten in der 20 mg-Gruppe 19,3% der Kinder innerhalb von 30 Minuten nach der Zink-Einnahme erbrechen. In der 10 mg-Gruppe lag der Anteil bei 15,6% und in der 5 mg-Gruppe bei 13,7%. Somit hatten Kinder in der Low-Dose-Gruppe ein um 29% niedrigeres Risiko zu erbrechen gegenüber Kindern der 20 mg-Gruppe. In der 10 mg-Gruppe war das Risiko um 19% geringer als in der Hochdosis-Gruppe.
Bessere Akzeptanz der Therapie
Ähnliche Ergebnisse zeigten die Autoren auch für Erbrechen, welches nach der Einnahme verzögert auftrat. Des Weiteren konnten sie in der Studie feststellen, dass zu Beginn der Einnahme die Zink-Plasma-Konzentrationen in den niedrigen Dosisgruppen geringer waren als in der 20 mg-Gruppe – jedoch war nach 21 Tagen Behandlungsdauer kein Unterschied mehr feststellbar.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass auch eine niedrigere Zink-Dosis von 5 bis 10 mg pro Tag zur Behandlung von akuten Diarrhöen bei Kindern wirksam ist und dabei ein deutlich günstigeres Nebenwirkungsprofil aufweist. Die geringere Rate an Erbrechen könnte die Akzeptanz der Therapie verbessern und einem vorzeitigen Abbruch der Behandlung entgegenwirken. |
Literatur
Dhingra U et al. Lower-Dose Zinc for Childhood Diarrhea- A Randomized, Multicenter Trial. N Engl J Med 2020;383:1231-41
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