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Pandemie Spezial
Warten auf nasale Testkits
Nachgefragt bei der federführenden Studienleiterin Claudia Denkinger
DAZ: Frau Dr. Denkinger, nicht jeder Testwillige dürfte in der Lage sein, einen Antigentest allein anhand schriftlicher Anleitung korrekt durchzuführen. In Ihren beiden Studien waren relativ junge (35 Jahre) und fitte (gute Bildung und Sprachkenntnisse) Personen inkludiert. Ist dies Zufall, oder war es eventuell schwer, die Probanden zu gewinnen?
Denkinger: Eine Teilnahme hatten in der zweiten Studie mit kompletter Selbsttestung von 168 konsekutiven Patienten nur 18 abgelehnt, drei wurden aufgrund von Sprachbarrieren ausgeschlossen. Da der Einschluss konsekutiv erfolgte, haben wir einen „selection bias“ vermieden. Die Teilnehmer waren repräsentativ für Patienten, die wir auch sonst an unserer Untersuchungsstelle sehen. Sicherlich gibt es mehr Testwillige, die sich zu Hause testen würden, die ein anderes Profil haben. Deshalb wäre es auch wichtig, eine breitere Verfügbarkeit mit Implementierungsforschung zu begleiten.
DAZ: Was heißt das für die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die Allgemeinbevölkerung? Gibt die Datenlage eine allgemeine Empfehlung von Selbsttests her?
Denkinger: Die Generalisierbarkeit, insbesondere die Anwendbarkeit bei speziellen Patientengruppen, sollte bestätigt werden. Sicherlich wäre eine größere Studie in mehr Zentren noch besser. Unsere Daten legen aber die Basis für eine potenziell breite Anwendung von Antigen-Selbsttests auf Sars-CoV-2. Ein großer Teil der Allgemeinbevölkerung sollte in der Lage sein, den Test korrekt anzuwenden. Die Frage ist aber auch, ob jene, die nicht zum Testen kommen, einen Selbsttest machen würden. Auf alle Fälle wichtig ist, dass Selbsttestungen durch eine breite öffentliche Informationskampagne begleitet werden sollten, die über die limitierte Sensitivität, das Vorgehen bei positiven Testergebnissen und die Bedeutung der komplementären Maßnahmen wie Hygiene- und Abstandsregeln aufklärt.
DAZ: Ihre Probanden waren symptomatische Patienten. Halten Sie Antigentests für zuverlässig auch bei symptomfreien Personen – mit eventuell niedriger Viruslast?
Denkinger: Wir wissen aus Studien, dass die Viruslast in asymptomatischen Personen ähnlich ist wie in symptomatischen, das heißt, die Tests werden zum gleichen Zeitpunkt der Infektion gleich gut funktionieren, egal ob Symptome da sind oder nicht. Allerdings haben wir bei asymptomatischen Personen keinen Bezugspunkt für die Testung wie zum Beispiel Symptombeginn, deshalb ist ein häufiges Testen wichtig, idealerweise jeden Tag, aber mindestens zweimal die Woche. Dadurch könnten Übertragungen von Personen ohne Symptome, oder bevor sie Symptome entwickeln, verhindert werden. Das macht etwa 50 Prozent der Übertragungen aus und ist deshalb relevant.
DAZ: Was sollten Apotheken den Erwerbern von Antigentests mit auf den Weg geben, wenn der Weg für die Abgabe an Endverbraucher frei gemacht worden ist?
Denkinger: Wichtig wären z. B. Hinweise auf häufige Fehler gerade beim Abstrich. Der Erwerber muss auch über die begrenzte Sensitivität eines Antigentests und über die bleibende Notwendigkeit von Maskengebrauch, Hygiene- und Abstandsregeln in der Pandemie informiert sein. Und bei einem positiven Testresultat über die absolute Notwendigkeit einer sofortigen Quarantäne und die Empfehlung einer PCR-Testung zur Bestätigung. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass nur Tests verwendet werden sollen, die auch in unabhängigen Evaluationen gute Genauigkeit erwiesen haben. Als Ressource für Tests, die unabhängig evaluiert wurden, ist auf die Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts hinzuweisen und auf die Website https://diagnosticsglobalhealth.org/, die wir unterhalten und wöchentlich aktualisieren.
DAZ: Sehen Sie die Limitationen der Selbsttestung auf SARS-CoV-2 eher in der Qualität der Testkits oder in der Qualität der Ausführung?
Denkinger: Grundsätzlich zeigen wir in der Studie, dass die Selbsttestung sehr gut funktioniert – trotz suboptimaler Durchführung, und das ist auch auf die suboptimalen Kits zurückzuführen. Eine Limitation ist die noch fehlende Verfügbarkeit von nasalen Testkits, die sich zur Selbstbeprobung eignen. Das sollte sich in den nächsten zwei Monaten ändern. Hilfreich wäre ein verbessertes Produktdesign, z. B. um die genaue Tropfenzahl leichter zu applizieren, oder eine Markierung am Tupfer zur Orientierung für die Eindringtiefe. Den Testkits muss eine patientenfreundliche, mehrsprachige, illustrierte Anleitung zur Testdurchführung und Interpretation, am besten inklusive Video, beigelegt sein.
DAZ: Frau Dr. Denkinger, vielen Dank für das Gespräch! |
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1 Kommentar
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von gates godman am 26.01.2021 um 7:50 Uhr
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