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Arzneimittel und Therapie
Wo bleibt die Grippe in diesem Jahr?
Weltweit sehr niedrige Influenza-Aktivität
Das Robert Koch-Institut (RKI) spricht von einer Grippewelle, wenn zwei Wochen in Folge der untere Wert des 95-Prozent-Vertrauensbereichs der Influenzapositivenrate über 10% liegt. Nach Definition der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) beginnt die Grippewelle dann in der ersten der beiden Wochen. In den vergangenen Jahren startete diese meist im Januar und dauerte dann drei bis vier Monate an. Allerdings gibt es aktuell noch gar keine positiven Influenzanachweise in den Sentinelproben – und somit auch keine Positivenrate. Wäre es denn möglich, dass in diesem Winter die Grippesaison ausfällt? Gab es das schon mal – eine Grippesaison ohne Grippewelle? Auf Nachfrage erklärte die Sprecherin des RKI Susanne Glasmacher mit Verweis auf den aktuellen Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza, dass es derzeit sehr wenige labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle gibt (s. Abb.). Aber: „Vorhersagen zur Grippewelle sind generell nicht möglich“, so Glasmacher. „Es gab bislang keine Saison ohne eine vom RKI so definierte Grippewelle, 2013/14 war zumindest eine ganz schwache Welle, die auch erst ganz spät anfing,“ so Glasmacher. Damals begann die Grippewelle in der 8. Kalenderwoche 2014. Somit sei es auch jetzt noch sinnvoll, sich gegen Grippe impfen zu lassen, das RKI empfiehlt dies sogar, wenn eine Grippewelle bereits begonnen hat. „Schließlich ist nie genau vorherzusagen, wie lange eine Influenzawelle andauern wird.“
Aktueller Stand
Im Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren wurden in der 1. Kalenderwoche (KW) 2021 keine Influenzaviren nachgewiesen, in insgesamt 34 (25%) der 138 eingesandten Sentinelproben wurden respiratorische Viren identifiziert, darunter 14 (10%) Rhinoviren und 20 (14%) SARS-CoV-2. Nach Infektionsschutzgesetz wurden für die 1. Meldewoche (MW) 2021 bislang 33 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle übermittelt. Seit der 40. MW 2020 wurden insgesamt 303 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle übermittelt. Bei 124 (41%) Fällen wurde angegeben, dass die Patienten hospitalisiert waren. Im Vorjahr um diese Zeit waren wesentlich mehr labordiagnostisch bestätigte Influenzavirusinfektionen übermittelt worden.
Wie sieht es in Europa und weltweit aus?
Die Ergebnisse der europäischen Influenzasurveillance (ECDC) und auch der globalen Influenzaüberwachung durch die WHO können nur mit Vorsicht interpretiert werden, da die COVID-19-Pandemie in vielen Ländern das Konsultationsverhalten sowie die Teststrategie beeinflusst haben kann. Von 31 Ländern, die für die 53. KW 2020 Daten an das European Surveillance System gemeldet haben, berichteten 27 Länder (darunter Deutschland) über eine Aktivität unterhalb des nationalen Schwellenwertes und vier Länder (Aserbaidschan, Estland, Litauen und Serbien) über eine niedrige klinische Influenza-Aktivität. Weltweit wird über eine Influenza-Aktivität berichtet, die deutlich unter den Ergebnissen im vergleichbaren Zeitraum der Vorjahre liegt. In allen Ländern liegt die Influenza-Aktivität im Bereich der Hintergrund-Aktivität. |
Literatur
Wochenberichte der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am Robert Koch-Institut (RKI), https://influenza.rki.de/Wochenberichte.aspx
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