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Prisma
Dunkle Flügel gleiten besser
Über die Flugkunst der Seevögel
mab | Raue Wetterbedingungen verlangen Seevögeln beim Fliegen einiges ab. Oftmals müssen sie zudem zwischen Brutstätte und Futterstelle weite Strecken zurücklegen. Dass dabei die Farbe ihres Federkleides keine unerhebliche Rolle spielt, konnten belgische Forscher zeigen. Anders als viele andere Vogelarten tragen Seevögel keine bunten Federn, sondern sind in der Regel grau – die Flügel sind häufig dunkel bis schwarz gefärbt. Rogalla et al. stellten folgende Hypothese auf: Die dunklen Flügel könnten evolutionär dazu beigetragen haben, dass die Seevögel auch bei extremen Wetterbedingungen sicher fliegen. Durch die dunkle Farbe erwärmen sich die Federn schneller als bei hellen Flügeln, wodurch das Verhältnis zwischen Auftrieb (wird stärker) und Widerstand in der Atmosphäre (wird kleiner) verbessert wird. Auf diese Weise sparen die Vögel eine Menge Energie und können problemlos weite Strecken zurücklegen. Um ihre Hypothese zu untermauern, verglichen die Forscher die Flügelfarbe sowie die Flugeigenschaften von 324 Seevögeln. Und tatsächlich, je dunkler die Flügel, desto weitere Strecken konnten die Vögel zurücklegen. In einem weiteren Versuch untersuchten sie die ausgestopften Flügel von zwei Basstölpeln (Morus bassanus) im Windkanal. Bei einem der Vögel handelte es sich um ein älteres, weiß gefärbtes Tier, das nur an den Federspitzen dunkel war. Das jüngere war komplett schwarz. Mittels Infrarot-Lampen simulierten die Forscher die Sonneneinstrahlung auf die Flügel. Und tatsächlich: Die schwarzen Federn erhitzten sich deutlich mehr, gleichzeitig konnte eine um 20% geringere Reibung gemessen werden. Anders als im griechischen Mythos von Dädalus und Ikarus trägt also die Sonne bei den Seevögeln einen erheblichen Teil zu deren Flugkünsten bei. |
Literatur
Rogalla S et al. The evolution of darker wings in seabirds in relation to temperature-dependent flight efficiency. The Royal Society 2021. doi: 10.1098/rsif.2021.0236
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