Praxis

Mit der richtigen Pflege gegen Juckreiz und Ekzeme

Welche Therapie in welchem Lebensalter am besten hilft

Die Haut ist entzündet, gerötet und juckt: Diese Symptome deuten auf ein Ekzem hin. Nahezu jeder bekommt im Laufe seines Lebens eine Dermatitis. Ekzeme effektiv zu behandeln, ist jedoch nicht einfach, denn es gibt kein Standardrezept. Jeder Ekzempatient benötigt eine individuelle Therapie. Wie man die gereizte Haut aber wieder in den Griff bekommt, verrät die Dermatologin Prof. Dr. Claudia Pföhler auf dem Rezeptursommer 2021.

Ekzeme gehören zu den häufigsten dermatologischen Erkrankungen. Allen Patienten gemein ist die ge­störte Barrierefunktion der Haut. Wichtige Lipide fehlen, und der transepider­male Wasserverlust ist erhöht. Somit wird die Haut oft trocken, rau und rissig, Allergene und Mikroorganismen können leichter eindringen. Zudem kommt es leicht zu Entzündungs­reaktionen, die oft mit starkem Juckreiz einher­gehen.

Hautpflege als Basistherapie

Die Leitlinien besagen: Bei atopischer Dermatitis und beim Handekzem ist die Behandlung mit Emollenzien die Grundlage aller weiteren Therapie­stufen. Die Basistherapie zielt ab auf eine ausreichende Rückfettung und Versorgung der Haut mit genügend Feuchtigkeit und damit auf eine Stabilisierung der gestörten Barrierefunk­tion. Dies führt letztendlich zu einer Besserung des Juckreizes und einer reduzierten Schubfrequenz. Je nach Hautzustand wird die Basistherapie stadiengerecht um topische Steroide, Calcineurin-Inhibitoren und Antiseptika ergänzt.

Das perfekte Pflegeprodukt

In ihrem Vortrag zeigt Prof. Dr. Claudia Pföhler, welche Anforderungen an ein optimales Basistherapeutikum zu stellen sind. Aus Sicht des Therapeuten sollte es eine nachhaltige Versorgung der Haut mit Fett und Wasser garantieren und ein geringes allergenes Risiko aufweisen, also am besten keine Duft- und Konservierungsstoffe enthalten. Der Patient selbst erwartet vom Pflegepräparat ein rasches Einziehvermögen, keine „Klebrigkeit“, gute Verteilbarkeit sowie einen subjektiv angenehmen Geruch. Pföhler rät, den Patienten probecremen zu lassen. Denn nur wenn ein Anwender das Produkt akzeptiert, ist mit einer optimalen Therapieadhärenz zu rechnen.

Abb.: Grundlagen, die zur Behandlung von Ekzemen geeignet sind. Je nach Situation und Hauttyp sollte der Gehalt an Fett und Feuchtigkeit variiert werden. [Prof. Dr. Claudia Pföhler, Universitätsklinikum des Saarlandes]

Welche Grundlage darf wann auf welche Haut?

Die Ekzemhaut benötigt dauerhafte und regelmäßige Pflege, auch wenn die Haut gerade nicht entzündet ist. Für die Basispflege stehen Salben, Cremes und Lotionen mit unterschiedlichem Fett- und Wassergehalt zur Verfügung (s. Abb.). Grundsätzlich gilt die Regel: fett auf trocken, feucht auf feucht. Bei der Auswahl einer geeigneten Darreichungsform sollten sowohl die Jahreszeit als auch der aktuelle Hautzustand berücksichtigt werden. Je akuter und ausgeprägter die Entzündung, umso wässriger sollte die Grundlage sein. Bei nässenden Ekzemen stehen feuchte Umschläge im Vordergrund der Therapie. Für akute, entzündete Hautstellen und inter­triginöse Bereiche, also die Hautfalten, eignen sich hydrophile Grundlagen wie Gele, Cremes oder Hydrolotionen. Bei chronischen Ekzemen mit trockener Haut sind hingegen lipophile Zubereitungen empfehlenswert wie Fettcremes, Salben und Lipolotionen (s. Kasten „Wahl des Wirkstoffträgers“). Wasserfreie Darreichungsformen wie Fettsalben, Lipo­gele und Hautöle haben generell den Nachteil, dass Einziehvermögen und kosmetische Akzeptanz meist zu wünschen übrig lassen. Bei der Auswahl einer geeigneten galenischen Grundlage kann in der Apotheke qualifizierte, fachkundige Beratung geboten werden. So lassen sich Rezepturen und Pflegelösungen individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse des einzelnen Patienten abstimmen.

Wahl des Wirkstoffträgers

akute, entzündete, nässende Hautaffektionen, intertriginös → hydrophil

  • akute Hautaffektionen: hydrophile Grundlagen (z. B. Lösungen, Gele, Cremes, Hydrolotionen)
  • Entzündungen: hydrophile Grund­lagen
  • nässende Hautveränderungen: feuchte Verbände, Auflagen
  • Wunden: feuchte Auflagen → „feucht auf feucht“
  • Hautfalten (intertriginös): immer wässrige Systeme wie Creme­pasten, nie Salben (Okklusion)!

chronische, sehr trockene, krustöse Hautzustände → lipophil

  • chronische Hauterkrankungen: lipophile Grundlagen (z. B. Fettcremes, Salben, Lipolotionen)
  • sehr trockene Hautzustände: lipophile Grundlagen (z. B. Fettcremes, Salben, Lipolotionen)
  • krustöse, trockene Hautzustände: lipophile Grundlagen (z. B. Salben)

Ekzemtherapie nach Lebensalter

Im Universitätsklinikum des Saarlandes bekommt Pföhler die verschiedenen Ekzemausprägungen zu Gesicht – und das bei Groß und Klein. Besonders bei der atopischen Dermatitis finden sich je nach Lebensalter typische Lokalisationen. Hier stellt sich die Frage: Was unterscheidet die Ekzemtherapie beim Säugling von der Behandlung bei Kleinkindern, Teenagern oder Erwachsenen? Problematisch bei Säuglingen ist, dass fast kein Fertigpräparat eine Zulassung für Kinder unter zwölf Monaten hat. Betroffen sind zudem oft Corticoid-empfindliche Körperbereiche wie das Gesicht. Zu berücksichtigen ist dann unbedingt die im Vergleich zu Erwachsenen erhöhte Hautpermeabilität. Gute Pflegegrundlagen sind zum Beispiel Unguentum leniens oder Mandelöl-Salbe, jedoch keine Harnstoff-haltigen Präparate. Diese können bei Säuglingen ein Brennen der Haut hervorrufen. Bei Kleinkindern liegt der Fokus primär auf den häufig auftretenden bakteriellen Superinfektionen, die sich unter anderem mit einer hydrophilen Creme aus Prednicarbat und Octenidindihydrochlorid (NRF-Rezeptur 11.145.) behandeln lassen. Als Basistherapeutika kommen vorwiegend Glycerin- oder Mandelöl-haltige Externa zum Einsatz. Bei Teenagern überwiegt die geringe Compliance. Einerseits wird nicht konsequent gecremt, andererseits oft zu viel, zu lange und mit unge­eigneten Präparaten geduscht. „Doch was herausgeduscht wurde, ist nur schwer wieder reinzucremen!“, so ein zentraler Merksatz von Prof. Dr. ­Claudia Pföhler.

Bei Erwachsenen zeigt sich oft eine berufsbedingte Verschlechterung des Ekzems an den Händen. Behandelt wird in erster ­Linie mit Cortison. Am besten geeignet sind Substanzen mit einem hohen therapeutischen Index (TIX). Denn je höher der therapeutische Index, umso günstiger ist das Wirkungs-Nebenwirkungs-Verhältnis.

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Hautbarriere proaktiv stärken

Die wichtigste Maßnahme, die Hautbarriere zu stärken, stellt die regel­mäßige Anwendung der Hautpflegeprodukte dar. Die Basistherapeutika sollten mindestens zweimal täglich dünn aufgetragen und gleichmäßig verteilt werden. Unmittelbar nach dem Duschen oder Baden kann die Pflege besonders gut in die noch feuchte Haut einziehen. Doch auch eine pro­aktive Therapie mit topischen Corticostero­iden oder Calcineurin-Inhibitoren führt zum Therapieerfolg, weiß Pföhler. Hierbei werden häufig betroffene Hautbereiche zielgerichtet behandelt, um einem Schub aktiv entgegenzuwirken und möglichst lange ekzemfreie Zeiten zu erreichen. |

Literatur

Pföhler C. Ekzemtherapie in verschiedenen Lebensaltern. Welche Fertigarzneimittel, Pflegeprodukte und Rezepturen in der Therapie sind sinnvoll, was sollte vermieden werden. www.dav-rezepturgipfel.de

Apothekerin Dr. Ines Winterhagen

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