- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 35/2021
- Infliximab absetzen: Ja ...
Arzneimittel und Therapie
Infliximab absetzen: Ja oder nein?
Was für und gegen eine fortdauernde Therapie bei Colitis ulcerosa spricht
Neben Morbus Crohn zählt die Colitis ulcerosa zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Die Krankheit verläuft in Schüben mit dazwischen liegenden Remissionen. Je besser ein Schub behandelt wird, desto länger ist in der Regel die darauffolgende Remissionsphase. Bei einer unkomplizierten Colitis ulcerosa ist das 5-Aminosalicylat Mesalazin in Form von Suppositorien Mittel der ersten Wahl – allein oder in Kombination mit topischen Glucocorticoiden. In schwereren Fällen kommen systemische Glucocorticoide oder – bei Nichtansprechen oder Kontraindikation der Steroidtherapie – auch TNF-α-Inhibitoren wie Infliximab (z. B. Inflectra®) zum Einsatz. Da die Krankheit nicht heilbar ist, erfolgt die Therapie lebenslang. Gleichzeitig wird die Langzeit-Anwendung von TNF-α-Inhibitoren mit einem erhöhten Risiko für Lymphome in Zusammenhang gebracht. Auch ein erhöhtes Risiko für Infektionen kann die Folge einer Langzeittherapie mit immunsupprimierenden Arzneimitteln sein. Besonders wahrscheinlich sind solche Ereignisse dann, wenn gleichzeitig immunsuppressiv mit Glucocorticoiden, Thiopurinen oder Calcineurin-Inhibitoren behandelt wird. Wäre es daher also denkbar, bei diesen Patienten die TNF-α-Inhibitoren in einer Remissionsphase abzusetzen, ohne einen erneuten Schub auszulösen?
Vergleichsstudie mit Infliximab
Um dieser Frage nachzugehen, haben japanische Wissenschaftler eine offene Vergleichsstudie an 24 Kliniken in Japan durchgeführt. Alle Teilnehmer befanden sich zum Zeitpunkt der Studie seit mindestens sechs Monaten in Remission und bekamen seit mindestens 14 Wochen eine intravenöse Infliximab-Behandlung (5 mg/kg Körpergewicht) im achtwöchigen Intervall. Eine parallele Glucocorticoid-Therapie war nicht gestattet. Die Randomisierung erfolgte 1:1 in eine Gruppe, die Infliximab absetzte (47 Probanden) und eine, die Infliximab fortführte (48 Probanden). Das durchschnittliche Alter der Probanden lag bei 41 Jahren. Nach 48 Wochen wurde die Remissionsrate in beiden Kohorten mittels Koloskopie analysiert. Dabei zeigte sich, dass unter Fortsetzung der Infliximab-Behandlung signifikant mehr Teilnehmer in Remission geblieben waren (80,4%) als wenn die Infliximab-Behandlung ausgesetzt worden war (54,3%). Von den 21 Probanden, die nach Absetzen von Infliximab einen Rückfall erlitten hatten, begannen zwölf eine erneute Therapie. Diese schlug bei acht Patienten (67%) innerhalb von acht Wochen an. Die übrigen vier sprachen schlechter auf die erneute Infliximab-Therapie an, und mussten mit einem zweiten TNF-α-Inhibitoren oder Vertretern anderer Wirkstoffgruppen behandelt werden. Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass ein Absetzen der Arzneimitteltherapie zwar zu einem Rezidiv führen kann. Eine Wiederaufnahme der gleichen Therapie zeige jedoch schnelle Effekte und ein Auslassversuch bei abklingender Krankheit könne daher durchaus diskutiert werden.
CRP-Wert im Blick behalten
Um eine Vorhersage darüber treffen zu können, bei welchen Patienten mit höherer Wahrscheinlichkeit nach Absetzen von Infliximab ein erneuter Schub folgt, schlagen die Autoren histologische Untersuchungen, sowie die Überwachung des CRP(C-reaktives Protein)-Werts vor. In dieser und früheren Studien konnte gezeigt werden, dass niedrige CRP-Werte ein geringeres Risiko für einen erneuten Schub bedeuten können. Zudem könnten bestimmte Entzündungswerte histologisch überwacht werden, sodass die Wiederaufnahme der Arzneimitteltherapie gegebenenfalls rechtzeitig erfolgen kann. |
Literatur
Kobayashi T et al. Discontinuation of infliximab in patients with ulcerative colitis in remission (HAYABUSA): a multicentre, open-label, randomised controlled trial. Lancet Gastroenterol Hepatol 2021;6(6):429-437
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.