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Arzneimittel und Therapie
Mit Antihypertensiva gegen Demenz
Auf die Liquorgängigkeit kommt es an
Neben der Regulation von kardiovaskulären Funktionen und des Flüssigkeitshaushalts in der Peripherie übernimmt das Renin-Angiotensin-System im zentralen Nervensystem (ZNS) noch weitere Funktionen. Es wird vermutet, dass es im Gehirn Funktionen erfüllt, die wichtig für die Kognition sind, wie die Differenzierung von Neuronen, Nervenregeneration sowie Lernen und Gedächtnis. Die Theorie, dass Antihypertensiva diese Vorgänge positiv beeinflussen können, wird von einer kleinen Anzahl an Studien unterstützt. Diese hatten ein niedrigeres Risiko für kognitiven Verfall bei Patienten gezeigt, die mit bestimmten Sartanen oder ACE-Hemmern behandelt worden waren. Da in den meisten Studien aber keine Unterscheidung nach ZNS-gängigen und nicht ZNS-gängigen Wirkstoffen erfolgte, ist die Datenlage dünn. Mit der vorliegenden Metaanalyse wird versucht, diese Lücke durch Neuauswertung vorhandener Daten teilweise zu schließen.
Blut-Hirn-Schranke maßgeblich?
Dafür wurden Daten aus zehn prospektiven Kohortenstudien, drei retrospektiven Beobachtungsstudien und einer randomisierten kontrollierten Studie mit insgesamt 12.849 Teilnehmern im Alter von 50 Jahren analysiert. Die Veränderungen in der Kognition wurden in Bezug auf den allgemeinen mentalen Zustand und in den einzelnen Domänen Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen, Sprache, verbales Gedächtnis (Lernen) und verbales Gedächtnis (Abrufen) bewertet. Die ACE-Hemmer Captopril, Fosinopril, Lisinopril, Perindopril, Ramipril und Trandolapril sowie die Sartane Telmisartan und Candesartan wurden als liquorgängig klassifiziert, Benazepril, Enalapril, Moexipril, Quinapril, Olmesartan, Eprosartan, Irbesartan und Losartan als nicht liquorgängig.
Besseres verbales Gedächtnis
Über einen Beobachtungszeitraum von drei Jahren zeigten Patienten, die mit ZNS-gängigen Arzneistoffen behandelt wurden, etwas bessere Leistungen im Bereich verbales Gedächtnis (Abrufen). Dagegen schnitten sie im Bereich Aufmerksamkeit etwas schlechter ab als Patienten, die mit nicht ZNS-gängigen Sartanen oder ACE-Hemmern behandelt wurden. In den anderen Domänen und im allgemeinen mentalen Zustand gab es keine signifikanten Unterschiede. Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen waren gering, was zu erwarten war, da nur Daten von kognitiv gesunden Patienten ausgewertet wurden. Daher ist es bemerkenswert, dass überhaupt Unterschiede bei den Ergebnissen von Tests zu sehen sind, die eigentlich für das Demenz-Screening eingesetzt werden. Diese kleinen Unterschiede könnten Implikationen für das spätere Demenz-Risiko beinhalten.
Schlaganfallanamnese ursächlich für Effekt?
Das schlechtere Abschneiden der Patienten mit liquorgängigen Sartanen oder ACE-Hemmern im Bereich Aufmerksamkeit könnte an unterschiedlichen Grunderkrankungen liegen. Einige der ZNS-gängigen Wirkstoffe (Perindopril, Ramipril und Candesartan) werden besonders häufig bei Patienten mit einer Schlaganfallanamnese oder einem erhöhten Schlaganfallrisiko eingesetzt. Dadurch waren diese Erkrankungen in der Gruppe mit den liquorgängigen Arzneistoffen signifikant häufiger vertreten. Auch der Bildungsstand war in dieser Gruppe etwas niedriger und das vaskuläre Risiko höher. Das lässt vermuten, dass die positiven Effekte in vergleichbaren Patientengruppen deutlicher ausgefallen wären. Um dies zu klären, sind aber weitere gezielte Studien notwendig. |
Literatur
Ho JK., Blood-Brain Barrier Crossing Renin-Angiotensin Drugs and Cognition in the Elderly, Hypertension, 21. Juni 2021
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