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Fünf Tage spannende Fortbildung und konkrete Arbeitshilfen
Die Beratung von Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit ist oft eine heikle Situation in der Apotheke: Zu groß sind Unsicherheiten und Ängste, auf beiden Seiten des HV-Tisches.
Dr. Wolfgang Paulus, Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie am Universitätsklinikum Ulm, informierte in seinem Vortrag sachlich über die Risiken. Er sensibilisierte für das Verständnis der Zusammenhänge pränataler Entwicklungsstörungen und betonte, dass es oft nicht der Verzicht auf ein Arzneimittel sei, sondern die sichere Empfehlung, die eine kompetente und hilfreiche Beratung ausmacht.
Kontrollierte Studien sind zwar die zuverlässigste Methode, um über Nutzen und Risiken von Arzneimitteln eine Aussage zu treffen, aber diese sind beim Menschen aus ethischen Gründen in der Schwangerschaft nicht vertretbar. Aus epidemiologischen Erhebungen kann man Erkenntnisse gewinnen, meist aufgrund einer versehentlichen Einnahme in der Frühschwangerschaft. Verlässliche Aussagen sind oft aber erst längere Zeit nach Einführung des Präparates möglich. Die am häufigsten angewandten Arzneimittel sind für gestillte Säuglinge relativ sicher, betonte Paulus. Die über die Milch eingenommene Dosis ist meist viel kleiner als die bekannten sicheren Dosen desselben Wirkstoffs bei direkter Gabe an Säuglinge.
Sind Frauen wegen einer akuten oder chronischen Erkrankung auf die Einnahme von Arzneimitteln angewiesen, so muss nicht nur auf das Risiko geschaut werden, das der Wirkstoff mit sich bringt, sondern auch auf das Risiko für die Frau durch die Erkrankung. Ganz aktuell zeigte Paulus das am Beispiel der Diskussion, ob Paracetamol in der Schwangerschaft eingenommen das Risiko für asthmatische Beschwerden beim Kind erhöhen kann. Vergleicht man Paracetamol mit anderen Schmerzmitteln hinsichtlich später auftretenden Beschwerden, so kann man ähnliche Effekte beobachten: Der Zusammenhang zwischen einer mütterlichen Analgetika-Anwendung und kindlichem Asthma beschränkt sich nicht auf Paracetamol. Der Zusammenhang wird eher damit erklärt, dass mütterliche Einflussgrößen wie chronische Schmerzen oder Angst (Ausschüttung von Stresshormonen) während der Schwangerschaft das Kind negativ beeinflussen.
Auch auf die Nachfrage zur aktuellen Situation bei den Corona-Impfstoffen bezog Paulus klar Position: Er sei froh über die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO), Schwangere im zweiten und dritten Trimenon zu impfen. Die STIKO hat mit dieser Aussage lange gezögert, war vorsichtig und hat auf Daten aus den USA und Israel zurückgegriffen, wo schon sehr viel mehr Erfahrungen zu Impfungen bei Schwangeren vorliegen. Es gäbe zwar noch immer keine Daten aus einer Nachbeobachtung über zwei oder drei Jahre, aber, so Paulus, es besteht keine Gefahr für das ungeborene Kind. Und die neuen Corona-Impfstoffe gehen nicht in die Muttermilch über. Der Säugling ist damit nicht exponiert, er habe nur die Vorteile durch die Antikörper der Mutter. |
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